12. Januar 2011

Klartext nach 135 Wörtern

Hier stellte sich eine Greifswalder Redakteurin bildlich selbst ein Bein:
Gedankenaustausch mit Bauchschmerzen
Nunja, ob ein Gedankenautausch Bauchschmerzen bekommen kann, glaube ich nicht, erst recht nicht, wenn es in der OZ steht. Aber ausdauernde Leser, die sich durch diesen Wortschwall lesen mussten, konnten Bauchschmerzen bekommen:
Das hatte sich Fraktionschef Andreas Kerath anders vorgestellt. Kaum führte der SPD-Mann zu Beginn der Bürgerschaftssitzung leidenschaftlich Argumente ins Feld, eine Tischvorlage seiner Partei zur Verwaltungsreform neu in die Diskussion aufzunehmen, da landete sie per demokratischer Abstimmung quasi schon im Papierkorb.

Das Bestreben der Sozialdemokraten, noch vor dem Inkrafttreten der Kreisreform Nägel mit Köpfen zu machen, fand keine Mehrheit. Ihr Beschlussvorschlag zielte darauf ab, fünf Aufgabenbereiche — die laut Verwaltungsreform automatisch an den neuen Landkreis übergehen — in der Hansestadt zu behalten. Die Stadtverwaltung sollte die rechtlichen und wirtschaftlichen Konsequenzen prüfen. Und das Ganze zügig bis zum 11. März. Doch dazu kommt es nun nicht. Dabei musste selbst Oberbürgermeister Arthur König (CDU) einräumen, dass er dem SPD-Vorschlag „vom Grundsatz her zustimmen kann“. Was allerdings die Verlässlichkeit eines solchen Verfahrens angehe, habe er erhebliche Zweifel.
... um erst jetzt zu erfahren, dass alles bisher Gelesene Schwadroniertes war, denn hier kam das Eingeständnis:
Klartext: Greifswald kann vor dem Stichtag 4. September durchaus mit den Verwaltungsspitzen der betroffenen Landkreise und Ämter Verträge schließen.
Wozu dann der 135 Wörter lange Vorspann, ehe Klartext vermittelt wurde?

1 Kommentar:

  1. Edward12.1.11

    ;.) auch ich musste die ersten Absätze dreimal lesen, ehe ich begriff, was da stand.
    Aber du hast das Zitat zu früh abgebrochen. Die wichtigste Aussage: Die Verträge hätten für den neuen Großkreis sowieso keine Verbindlichkeit. So wird jedenfalls König widergegeben. Und er hat m.E. recht. Ist SPD-Kreis-Chef Pegel nicht Jurist? Der Antrag sollte da wohl nur um jeden Preis Aufmerksamkeit erregen.

    Eigentlich tut mir Petra leid. Sicher wurde der Umfang der Berichterstattung bereits vor der Veranstaltung festgelegt. Der Bericht ist dermaßen mit leerer Luft aufgeblasen (da eben "ein Austausch bekannter Gedanken"), dass sich Petra da selber zum Löffel macht.
    Was mich aber ärgert, ist ihre offene Parteinahme für die SPD. Die wollten endlich "Nägel mit Köpfen machen", und die böse Bürgerschaft lässt sie nicht. Und das "per demokratischer Abstimmung". Warum muss sie überhaupt demokratisch sein? Gibt es etwa in der Greifswalder Bürgerschaft auch undemokratische?
    Und dann die persönliche Wertung(= Meinung) am Ende des Artikels! Ob diese "Umgestaltung" des journalistischen Stils wirklich der Zeitung nützt? Ich bezweifle das. Aber bei BILD funktioniert es ja.

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