26. Januar 2011

Gelogen, dass sich die Castoren biegen

Auf der Wirtschaftsseite:
Endstation Lubmin?
Die Energiewerke Nord beantragen die unbefristete Lagergenehmigung für radioaktiven Fremdmüll. Der Reaktor des ehemaligen Atomfrachters „Otto Hahn“ soll in Lubmin eingelagert werden. ...
Das Fragezeichen in der Schlagzeile kann getrost entfernt werden. Bereits Anfang der 90-er Jahre, als die Pläne öffentlich vorgestellt wurden, war jenen klar, die die Hosen nicht mit der Kneifzange anziehen, dass das Geschwafel, es werde nur Müll aus dem KKW Lubmin und aus Rossendorf eingelagert, eine Lüge war. Die OZ hat nie ernsthaft die Märchen überprüft.

Spätestens mit der Laufzeitverlängerung für Atomkraftwerke war klar, dass den Pommern nun Teil zwei krendenzt wird, die Endlagerung von Atommüll. Seitdem schreibe ich Zwischenlager. Alles andere zu glauben, ist naiv. Dass die Lagerung in Vorpommern immer weiter vorangetrieben wird, hängt auch damit zusammen, dass hier der Widerstand noch gering ist, auch dank der etwa 15-jährigen Informationszurückhaltung der OZ.

Immerhin hat Elke Ehlers, die Autorin, einen Kommentar geschrieben, in dem sie indirekt die Versäumnisse der OZ schildert (Verlinkung unmöglich, dank der OZ-Online-Schlamperei):
Katze aus dem Sack
Stück für Stück bewahrheitet sich das, was Kernkraftgegner schon vor Jahren als Gespenst an die Wand malten. Das atomare Zwischenlager Lubmin wird zum unbefristeten Depot für radioaktiven Abfall.
Falsch, sie haben es nicht als Gespenst an die Wand gemalt, sondern als bevorstehende Realität geschildert, jene, die logen indirekt der Lügner bezichtigt und davor gewarnt, dass das Zwischenlager viel zu groß bemessen wurde.
Als das Lager gebaut wurde, hieß es, dass nur Atommüll aus Ex-DDR-Kernkraftwerken eingelagert wird.
Hieß es? Wer waren jene, die gelogen haben, dass sich die Castoren biegen? Die OZ verzichtete darauf, im Archiv nachzuschauen. Es könnte noch heute aufschlussreich sein.
Wer als gutgläubiger Wähler darauf vertraute, hat mit Zitronen gehandelt. ...
Die OZ erzieht die Leser geradezu zu gutgläubigen Wählern, indem sie vor Wahlen massenhaft die Kandidatenmärchen vervielfältigt, statt sie zu prüfen und es zumeist auch nicht tut, wenn die Leute gewählt wurden und Wahlpropaganda mit Taten verglichen werden könnte.
Längst wird radioaktiver Schrott aus anderen Bundesländern angenommen. Erst kurzzeitig,
inzwischen für zehn Jahre, bald vielleicht zeitlich unbegrenzt. Landespolitiker tun gern so tun, als wüssten sie von diesen Plänen nichts.
Sie können unbehelligt so tun, weil Medien wie die OZ nicht nachfragen, sondern lieber auf Pressemitteilungen oder Agenturmeldungen warten.
Die Katze ist aus dem Sack – doch nicht erst seit gestern. Spätestens seit 2003 verfolgt der Bund die Strategie, Lubmin zum atomaren Entsorgungs-Zentrum auszubauen.
Was wissen OZ-Leser seit 2003 darüber, wenn das doch alles längst bekannt ist?
Keine Frage: Lubmins einstige Kernkraftwerker sind Spezialisten für den Rückbau von Kernkraftprojekten. Das sollten sie aber dort tun, wo die Anlagen stehen. Dazu muss der Atomschrott nicht in unser Urlaubsland gekarrt werden. Jede neue strahlende Fracht schadet dem touristischen Reiz der Region.
Das ist leiderleider viel zu kurz gefasst. Das liest sich wie: Ist alles gar nicht schlimm, könnte aber Urlauber abschrecken. Wer so kurz denkt, gehört in die OZ.

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