7. Dezember 2010

Leser lassen Luft aus Aufgeblasenem ab

Mit reißerischer Schlagzeile hatte die Usedom-OZ versucht zu tarnen, wie wenig sie über Hintergründe weiß.

Wie üblich wurden nicht die Leser gefragt, was sie über die KTS-Affäre(?) wüssten oder wissen möchten.
Wie üblich erhielt die OZ nach Veröffentlichung der aufgeblasenen Geschichte Leserbriefe, die das Dilemma der Redaktion erneut zeigen: Sie ist nicht in der Lage, gründlich zu recherchieren und damit außerstande, Leserfragen bereits im Artikel zu beantworten. Doch wenn schon Leserbriefe, angereichert mit Fragen und also mit Recherchegründen, die Redaktion erreichen, werden sie einfach abgedruckt, statt den Fragen nachzugehen und schließlich auch zu beantworten.

Hier einige der bisher unbeantworteten aber nichtsdestotrotz gestern veröffentlichten Leserfragen (als wäre das Veröffentlichen von Leserbriefen bereits kritischer Hochwertjournalismus):
... Ohne Frage muss in solch einer schwierigen Situation ein gutes Krisenmanagement verfolgt werden. ... Doch hat sich bis jetzt eine Person gefunden, die die Verantwortung für die Vorfälle der letzten Wochen übernimmt?

Eine Person, die zu verantworten hat, dass unmoralische Honorarverträge abgeschlossen werden, Abfindungen in überdimensionalen Größen gezahlt werden und Schmähschriften verbreitet werden. Nein, die Person ist noch nicht gefunden. ...
Ein Leser, und nicht nur er, wollte wissen:
... Doch hat sich bis jetzt eine Person gefunden, die die Verantwortung für die Vorfälle der letzten Wochen übernimmt?

Eine Person, die zu verantworten hat, dass unmoralische Honorarverträge abgeschlossen werden, Abfindungen in überdimensionalen Größen gezahlt werden und Schmähschriften verbreitet werden. Nein, die Person ist noch nicht gefunden. ...
Heute nun dies, keine Fragen, aber aus fast jedem Satz ließe sich eine formulieren, die Antworten darauf suchen und wenn möglich sogar finden:

Damit scheint das Kapitel Balke für die UTG wieder unter den Teppich der Verschleierung gekehrt worden zu sein. Kein Wunder, waren es doch die gleichen Gesellschafter, die ihn mit einer rechtlich unhaltbaren Begründung, aber ebenso gezielt wie skrupellos „rufgemordet“ haben und Herrn Schmidt, also einen der ihren, als „Retter ohne Not“ berufen haben. Es war mir von Anfang an klar, dass die Gesellschafter nie die Absicht einer raschen Ausschreibung des UTG-Geschäftsführerpostens wollten — und wohl auch nach dem 1. April 2011 nicht werden, denn die Ablösung von Balke durch Schmidt dürfte sehr strategisch geplant gewesen sein. ... Fachkompetenz spielt schließlich keine Rolle in diesem Spiel. Bleibt nur zu hoffen, dass der Tag noch kommen wird, an dem die Öffentlichkeit doch noch erfährt, wie es wirklich war. Die Gesellschafter wollen das verständlicherweise nicht. Und die Touristiker der Insel verständlicherweise auch nicht, damit wieder „Ruhe“ einkehren möge. ...
Und die OZ?
Und auch heute dann doch noch viele echte Fragen:
... Weiß man eigentlich in Heringsdorf, was zum Beispiel ein Wissenschaftlicher Direktor einer bundeseigenen Forschungseinrichtung im Jahr verdient? Das sind längst keine 100 000 Euro. Aber in Heringsdorf, da kann man als Geschäftsführer der Badeanstalt locker mehr als das Doppelte verdienen. Die aktuelle Berichterstattung in den Tageszeitungen wendet sich jetzt Zukunftsthemen wie der „Usedom AG“ zu. Das ist mir ein großer Schritt zu früh. Da müssen erst noch eine Reihe von Fragen beantwortet werden. Zum Beispiel:

1.   Auf welcher Geschäfts- und Rechtsgrundlage hat die KTS und ihr Gesellschafter, die Gemeinde Heringsdorf, ihrem Geschäftsführer die enormen Honorare und das Gehalt von 200 000 Euro bezahlt?

2.   Was unterscheidet eine ganz normale Badeanstalt eigentlich wesentlich von der KTS?

3.   Sind für eine vielleicht etwas bessere Anstalt wirklich laufend Rechtsgeschäfte zu tätigen, die eines hoch qualifizierten oder zumindest hochdotierten Rechtsanwalts bedürfen?

4.   Sind die Vorschriften für die Vergabe von Aufträgen durch die Gemeinde Heringsdorf eingehalten worden?

5.   Welche Beanstandungen hatte die Landrätin als Behörde der Kommunalaufsicht? Wurden die Beanstandungen entkräftet?
Hier ergänzte ein Leser:
Der gleiche Direktor mit einem Gehalt von 100.000 € kostet der Bundesanstalt incl. Sekretärin, Büro, Dienstwagen und Sozielversicherungen 197.000 € pro Jahr. (Den Beweis liefere ich gerne nach.) Der KTS-Geschäftsführer kostet 168.000 € (200.000 abzgl. MwSt), das bedeutet ein Gehalt von 74.000 €. Ich will das nicht weiter werten, aber sachliche Aufklärung ist wichtig.
Mitunter tun mir die Leser Leid, weil sie so viele Fragen haben, die unbeantwortet bleiben und dafür monatlich fast 21 Euro bezahlen. Aber wenigstens haben sie mit ihren Fragen die Luft aus dem aufgeblasenen Artikel und seinen Nachfolgern gelassen.

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