8. Dezember 2010

Nachgebohrt

Die Landesredaktion lahmte der Zeit um mindestens 40 Jahre hinterher, als sie mitteilte:
Suche nach Erdöl in Vorpommern
Bereits 1961, am 21. März, wurde Erdöl bei Reinkenhagen in Vorpommern gefunden. Schon davor und auch danach wurden Suchbohrungen in einem südost-nordwest-verlaufenden Gürtel zwischen Heringsdorf und dem Darß abgeteuft.

Das Bergamt berichtete im Jahr 2000:
In den zurückliegenden Jahrzehnten sind die Kohlenwasserstoff-Lagerstätten Reinkenhagen, Richtenberg, Grimmen, Papenhagen, Kirchdorf, Lütow,Wustrow, Mesekenhagen und Heringsdorf im Zechstein gefunden, erschlossen und – bis auf die Erdgaslagerstätte Heringsdorf – in Produktion genommen worden.

Von einem Ribnitzer Lokalredakteur wurde die Geschichte in der Schlagzeile mächtig aufgeblasen:
Heiße Spur für Öl-Quelle unter Saal
Das mit der Quelle vergessen Sie bitte sofort. Höchstens im übertragenen Sinn ist dort eine Ölquelle zu erwarten, weil es keinen natürlichen Austritt gibt, sonst brauchte ja wohl nicht gebohrt zu werden. Ob der Lagerstättendruck ausreichen wird, das Öl durch das Bohrloch an die Oberfläche zu befördern, weiß ich nicht. Höchstwahrscheinlich wird der Druck zu gering sein und es wird gepumpt werden:
Im Erfolgsfall würde dann irgendwann einer der typischen „Pferdeköpfe“, wie die Ölförderpumpen genannt werden, an der Landstraße stehen. 
Also müsste gepumpt werden. In anderen Gegenden muss das Öl tatsächlich nicht aus der Lagerstätte gepumpt werden. Dort würde Quelle im übertragenen Sinn passen.

Dies verstand ich nicht:
Sollte der Test positiv ausgehen, schließe sich voraussichtlich eine Horizontalbohrung an. Diese — es wäre übrigens die erste ihrer Art in Mecklenburg-Vorpommern — lässt eine Erkundung bis zu einer Entfernung von 1,5 Kilometern vom Ausgangspunkt zu.
Horizontal in eine Tiefe von 1,5 Kilometern zu gelangen, würde bedeuten, das Wort horizontal neu zu definieren, wie es bereits mit der Quelle geschehen ist.
Nicht nur ich stelle mir unter einer Horizontalbohrung dies vor.
Meinte der Autor evtl. das Richtbohrverfahren?

2 Kommentare:

  1. Edward8.12.10

    du irrst. Es wird wirklich Erdöl gesucht. Bis auf die Lagerstätten, die in dem von dir genannten Bericht des Bergamtes genannt werden, hat die DDR bei Probebohrungen keine weiteren Vorkommen gefunden.
    2009 ließ CEP mittels eines neuen Verfahrens die Gebiete, in denen zu DDR-Zeiten bereits Erdöl vermutet wurden, neu untersuchen. Es wurde nach geologischen Erdöl-Fallen gesucht. Hierzu mein Bericht.
    Und die Probebohrungen jetzt dienen tasächlich dazu, ob in diesen Fallen (die groß genug sind, um förderwürdigen Mengen zu enthalten) wirklich Erdöl lagert.
    Aber der Lokalredakteur von Ribnitz war vom technischen Verständnis her offenbar überfordert. Denn er hat nicht nur wie von dir aufgedeckt Richtungs- und Horizontalbohrung verwechselt (oder es wurde ihm falsch erklärt). 2009 war nicht das 2D-Verfahren eingesetzt worden (das hatte bereits die DDR angewendet), sondern das 3D-Seismik-Verfahren.

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  2. Ich habe den Eintrag überarbeitet. Zumindest die geologische Struktur ist doch schon längst bekannt.

    Allerdings ist in dem verlinkten Bericht nicht alles richtig:

    "Erdölfallen sind durch tektonische Verwerfungen entstandene Gewölbe im Gestein. Das aus den Tiefen aufsteigende Erdöl wird hier von undurchlässigen Kalksteinschichten am Weiterkommen gehindert."

    1. Erdölfallen können auch an andere tektonische Strukturen gebunden sein, z.B an Antiklinalen, oder sind stratigraphische Fallen. Die sind nicht von Verwerfundegn gekennzeichnet, sondern hauptsächlich sozusagen von Verbiegungen bzw. durch einstige Abtragung und anschließende Bedeckung mit undurchlässigem Gestein.
    http://www.geodz.com/deu/d/Erd%C3%B6lfallen
    Auch hier, S. 6/7:
    http://www.erdoel-vereinigung.ch/UserContent/Shop/Erd%C3%B6l%20-%20Entstehung.pdf

    2. Ist nicht der Kalk das Speichergestein und dies die Abdichtung, wie es im Infokasten steht?

    "Ihr Aufstieg wird durch Ton- und Salzgesteinsschichen aufgehalten."

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