13. Dezember 2010

Angemessen sensationelle Darstellung

Nun muss ich doch noch schreiben, obwohl ich reichlich anderes zu tun hätte.

Eine Leserin wies mich auf diesen Werbeartikel der OZ hin:
Analyse: Aspirin senkt Todesrisiko durch Krebs
Eine tägliche Dosis Aspirin kann einer britischen Analyse zufolge das Todesrisiko durch verschiedene Krebserkrankungen senken. ...
Wie groß (oder besser gering) der Unterschied ist, steht auch im Artikel:
14 035 der Probanden hatten Aspirin genommen, unter ihnen gab es 327 tödliche Krebsfälle - das entspricht einem Anteil von 2,3 Prozent. Von den 11 535 Teilnehmern, die kein Aspirin dauerhaft genommen hatten, starben 347 an Krebs - das sind drei Prozent. 
Unter den Patienten, die individuell nachbeobachtet wurden, registrierten die Forscher erst nach mindestens fünf Jahren ein niedrigeres Krebstodesrisiko. ...
Die Patienten mussten also mehr als fünf Jahre lang täglich Aspirin einnehmen. Was den Patienten danach passierte, wurde nicht untersucht.

Immerhin wurde gewarnt:
«Diese Resultate bedeuten nicht, dass alle Erwachsenen sofort anfangen sollten, Aspirin zu nehmen», schränkte Rothwell in einer Mitteilung ein. So kann Aspirin etwa zu gefährlichen Blutungen führen, insbesondere im Magen-Darm-Bereich. ...
Hinzuzufügen ist dies:

... Die Arzneimittelkommission der deutschen Ärzteschaft weist darauf hin, dass Acetylsalicylsäure aufgrund ihrer Reizwirkung bei regelmäßiger Einnahme Schleimhautreizungen, Blutungen im Magen-Darm-Trakt und Magengeschwüre verursachen kann. Bei chronisch entzündlichen Darmerkrankungen (Morbus Crohn, Colitis ulcerosa) ist Vorsicht geboten, da Acetylsalicylsäure schubauslösend wirken kann.
Bei Kindern und Jugendlichen mit fieberhaften Erkrankungen sollte Acetylsalicylsäure nicht eingesetzt werden, da es (möglicherweise nach einer überstandenen Viruserkrankung) das mitunter tödliche Reye-Syndrom auslösen könnte ... usw.

Wichtig ist jedoch, dass der Wirkstoff Acetylsalicylsäure (ASS) auch die beschriebene Wirkung haben soll. Dass jedoch das Pharmaprodukt Aspirin 15 Mal im Text (gesamt 330 Wörter) genannt wird, macht ihn zum Werbetext. Der Wirkstoff ASS ist jedoch in vielen anderen Mitteln enthalten und vor allem deutlich billiger zu bekommen. Im Internet gekauft, können sie dieselbe Menge Wirkstoff pro Tablette bei gleicher Packungsgröße für ein Viertel des Aspirin-Preises kaufen.

Ähnlich sah das eine OZ-Leserin, die jedoch einige Fragen an die OZ hatte, die nicht beantwortet, sondern als veröffentlichter Leserbrief zur Beantwortung (oder warum auch immer) an die Leser weitergereicht wurden.
Warum wird nur dieses Aspirin von der Firma "Bayer" genannt? Ist es nur die Acetylsalicylsäure, die dieses Wunder bewirken soll?
Davon gibt es noch mehrere Medikamente, wie zum Beispiel Acesal, ist aber nicht von Bayer, dafür wesentlich günstiger im Preis.
Ein Medikamentenvergleich von einem Fachmann wäre wünschenswert oder soll das als Werbung für die Firma Bayer verstanden werden?
schreibt G. Bieck aus Greifswald
Ich gehe davon aus, dass der Hersteller, Bayer AG, die Studien finanziert hatte und darauf drang, dass der Name sooft wie möglich in Veröffentlichungen auftzutauchen hatte und Hinweise auf andere ASS- haltige Medikamente einfach schon deshalb zu unterbleiben hatten, weil andere ASS-Haltige nicht getestet wurden oder gestetet werden durften. Oder mussten entweder die Versuchspersonen selbst oder die Studiendurchführer (Wenn ich richtig verstanden habe, haben der Prof. und Co. Ergebnisse vorhandener Studien zusammengefasst) fünf Jahre lang die Tabletten für die mehr als 14000 Versuchspersonen kaufen?

Was Nachplappermedien nicht leisten, wurde hier getan, eine kritische Betrachtung mit fachlichem Hintergrund, die mit diesem bildlichen Seitenhieb auf Medien wie die OZ endet:

Wissenschaftlich interessant wären Untersuchungen, die einem möglichen Anstieg von Darmblutungen in Kliniken in den Monaten nach Medienereignissen dieser Art nachgingen. 
Ansonsten erinnert mich der Werbeartikel an den Pressekodex:
Ziffer 14  –  Medizin-Berichterstattung
Bei Berichten über medizinische Themen ist eine unangemessen sensationelle Darstellung zu vermeiden (eine angemessen sensationelle wie in der OZ ist also erlaubt), die unbegründete Befürchtungen oder Hoffnungen beim Leser erwecken könnte. Forschungsergebnisse, die sich in einem frühen Stadium befinden, sollten nicht als abgeschlossen oder nahezu abgeschlossen dargestellt werden.

3 Kommentare:

  1. Anonym13.12.10

    Als Laie frage ich mich eben, warum dieses Aspirin so oft genannt wird, wenn es doch wesentlich preiswertere Medikamente mit den gleichen Inhaltsstoffen gibt. Ausserdem kenne ich Acesal noch aus den Zeiten vor der Wende.
    Sicher ist es so, dass der Konzern, der für Studien bezahlt, auch in Zeitschriften genannt wird, aber ein Vergleich schadet doch der jeweiligen Zeitung nicht.
    Die Vorstellung, 5 Jahre lang täglich Tabletten zu nehmen, Gott im Himmel, so genau hatte ich das gar nicht gelesen.


    So habe ich heute einen Eintrag gefunden:

    Neurodermitis: Kortison nicht einfach absetzen

    Ich kenne das Medikament nicht und lasse prinzipiell von Produkten der Pharmaindustrie bzw. der Schulmedizin, wenn es irgendwie möglich ist, die Finger.
    Eines meiner Kinder hat auch seit einigen Jahren Neurodermitis.
    Mit ein paar homöopatischen Kügelchen von unserem Arzt und ein paar anderen Mitteln aus der Naturheilkunde hat sich dieses Leiden innerhalb kürzester Zeit sehr verbessert, so dass nur noch ein paar Stellen an den Ärmchen sichtbar sind, auch ganz einfache Hausmittel schaffen Linderung und die Ernährungsumstellung (kein Weizen, Milch, Zucker usw.)
    Das ist meine ganz persönliche Erfahrung, ansonsten hätte ich das hier nicht geschrieben und ich finde es schade, vor allem für die Kleinen, die darunter sehr zu leiden haben, dass von alternativen Heilmethoden nicht zu lesen war.
    Nun gut, es ging in dem Artikel darum, Kortison nicht einfach abzusetzen, aber wenn es schon um Neurodermitis geht, könnte auch darüber berichtet werden.
    Vielleicht hat die OZ es bereits früher erwähnt und ich habe es übersehen oder es kommt noch ein Bericht dazu.
    Ich weiss, dass die Homöopatie umstritten ist, aber ich weiss auch, dass sie gut tut und nur darauf kommt es mir an.

    Allerdings frage ich mich schon lange, wo die Ursache der vielen Allergien bei Kindern liegt.

    In dem Bericht stand etwas über Allergene aus Lebensmitteln, Stress, starkes Schwitzen u.a.m.

    Kürzlich gab es einen Bericht über Giftstoffe im Spielzeug.
    Seit etlichen Jahren wird darüber gesprochen und gesprochen und mehr nicht. Es tut sich gar nichts in der Richtung.

    So ist das eben. Blei im Spielzeug, krebsauslösende Giftstoffe usw. und das für Kinder.

    Daran muss man sich eben gewöhnen, dass unsere Regierungspolitiker oder nun sind es die EU-Politiker für die Gesundheit der Kinder keinen Sinn haben.

    Mich piept es einfach an, dass ich schon fast eine Lupe in den Geschäften brauche, um das Kleingedruckte zu lesen.
    Wenn ich mich jetzt noch mit den Herstellern von Spielzeugwaren beschäftigen soll und rausfinden muss, wer der Schweinepriester unter denen ist oder es sind sogar mehrere und über Inhaltsstoffe lernen soll, um mein Kind vor dem Mist zu schützen, ist das etwas, was mir total viel Zeit raubt und mich nur noch anstinkt.

    G. Bieck

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  2. Anonym13.12.10

    Allergien kommen von dem ganzen Dreck (Zusatzstoffe)in den heutigen "Lebensmitteln".

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  3. Anonym13.12.10

    Allergien kommen von dem ganzen "Dreck" in Lebensmitteln.

    Das sehe ich genauso, aber wenn man sich damit beschäftigt, welche Gifte in Spielwaren stecken, gerade für Kleinstkinder, die alles in den Mund nehmen und dann von krebskranken Kindern liest, dessen Anzahl steigt, ja, ich kann es nicht ausdrücken, nur noch mit dem Kopf schütteln.
    Und die EU tut nichts dagegen, warum nicht?

    Auf der Suche nach einem Süssstoff, bin ich damals auf Stevia gestossen und nutze nur noch dieses Pulver zum Süssen.

    Die EU lässt es nicht zu, weil es eine umstrittene Studie gibt, die angeblich zeigt, dass es bei Ratten zu Krebserkrankungen kam und zur Beeinträchtigung der männlichen Fruchtbarkeit. Allerdings sollen diese Ratten mehr Stevia, als die Hälfte des eigenen Körpergewichts beträgt, verputzt haben.
    Ob das stimmt? Ob eine Ratte freiwillig soviel von dem süssen Zeug wirklich gefressen hat?
    Aber egal, diese Studie wurde von Monsanto in Auftrag gegeben und finanziert. Und warum? Weil Monsanto Aspartam, ein Zuckerersatzstoff herstellt, der laut Verbraucherzentrale für Kinder nicht geeignet ist, aber trotzdem in vielen Süssigkeiten als "zuckerfrei" angepriesen wird und sogar mit dem zahnfreundlichen Zeichen auf der Schachtel oder Tüte versehen ist.

    Das muss man sich mal vorstellen: es müsste zum Beispiel ein Mann, der ca. 80 kg wiegt, über 40 kg Steviapulver irgendwie in sich hineinstopfen.
    Gibt es überhaupt einen Menschen, der mehr als die Hälfte seines Körpergewichts an Nahrungsmitteln verputzt?
    Wie dem auch sei, ich finde es einfach nur noch paradox, dass giftige Stoffe in Spielzeug für Kinder in der EU weiter zugelassen sind und dieses Steviapulver in der EU noch nicht zugelassen wird, obwohl es seit Ewigkeiten von Bevölkerungen genutzt wird.
    Ich kann dahinter nichts weiter als puren Lobbyismus sehen.

    G. Bieck

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