8. November 2010

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Diese Mail an mich muss ich an Sie weitergeben, weil sie die Arbeitsweise der umstrukturierten und modernisierten Greifswalder Redaktion beispielhaft schildert:

Am 26.10. brannte die "Alte Chemie" in der Soldmannstraße. Der webMoritz berichtete wenige Stunden nach Ausbruch des Feuers mit phantastischen Fotos, während die OZ kurze Zeit später und für lange Zeit gerade mal eine zehnzeilige Agenturmeldung auf Ihrer Internetseite stehen hatte. Am nächsten Tag erschien in der OZ ein Bericht über das Feuer, der viele Fragen stellte und keine einzige beantwortete. Besonders die Frage nach dem Verursacher des Brandes blieb offen. Klar war: Der Brand des Gebäudes ist für die Eignerin, die Universität, womöglich ein Segen, denn das Gebäude war verseucht und ökonomisch unsanierbar. (Die in der OZ aufgestellte Behauptung, die Uni habe das Haus veräußern wollen, ist übrigens allenfalls teilrichtig, denn langfristig war es als "kleiner Campus Biowissenschaften" gedacht.)

Am 29.10. war den OZ-Machern ihre eigene Unwissenheit über irgendwelche Hintergründe des Dramas offenbar so peinlich, dass sie die Flucht nach vorn wagte: Sie "enthüllte", dass Satanisten und eine schwarze Messe für den Brand verantwortlich seien. Das alles kann auf dem Fleischervorstadtblog nachgelesen werden, der transparent und kundig über die Sache berichtete, obwohl sein Verfasser kein Journalist ist und vermutlich mit niemandem über den Sachverhalt direkt gesprochen hat. Schon am Tag des Brandes hat der Fleischervorstadtblog in aller Kürze faktisch sämtliche (nicht rein spekulative) Fakten zusammengetragen, die am nächsten Tag in der OZ standen.  Der OZ-Bericht war indes so peinlich, dass sich auch der webMoritz nochmal darüber lustig machte: (Der Text ist zwar Murks, aber sei's drum.) 
Besonders peinlich war die "Recherche" der OZ zum Thema Satanisten zum einen, weil wieder mal aus der Wikipedia abgeschrieben wurde und zum anderen, weil der Autorin offenbar ein simpler Sachverhalt unbekannt war, den sie hätte kennen müssen, wenn sie auch nur mit einer einzigen Person gesprochen hätte, die das Gebäude vor dem Brand mal besucht hatte: Den Satanisten-Raum gab es zwar, aber er liegt in einem unteren Stockwerk und weit vom Brandherd entfernt. Vulgo: Dass das Feuer von dort ausging, ist eher unwahrscheinlich.

Insgesamt hat die OZ lange nicht mehr so erbärmlich schlecht berichtet und gezeigt - vor allem - wie überflüssig sie angesichts zweier Blogs ist, auf denen unkundige Amateure den ausgebildeten OZ-"Journalisten" ihre Arbeit abnehmen, ohne daran auch nur einen Cent zu verdienen.

3 Kommentare:

  1. Danke nochmal für das Rauszerren, befürchtete schon, dass ging in deinem Pausenbetrieb unter.

    Zwei kleine Details muss ich aber noch richtig stellen.

    1. Habe ich mit mehreren Personen gesprochen, die sich in den vergangenen Monaten (illegal) Zugang zum Objekt verschafft haben.

    2. Verdiene ich etwas mehr als keinen Cent daran. Dieser Beitrag wurde am Tag seiner Veröffentlichung zum Beispiel 4 Mal geflattrt.

    Aber deine Grundannahme stimmt natürlich - reich werde ich damit nicht.

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  2. Anonym8.11.10

    Da war wohl die "OZ" vom Satan befallen. Gefährlich!

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  3. Gefährlich? Für den Satan?

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