10. November 2010

Antworten auf nicht gestellte Fragen

Ich wurde auf diesen Text vom 8. November aufmerksam gemacht (Danke!):
Schwerin will kein Endlager in Vorpommern
... Während im Wendland Zehntausende Demonstranten gegen einen weiteren Castor-Transport nach Gorleben protestieren, laufen in Mecklenburg Spitzenvertreter von SPD und CDU Sturm gegen den Chef der bundeseigenen Energiewerke Nord (EWN), Dieter Rittscher. Innenminister Lorenz Caffier (CDU) und SPD-Fraktionschef Norbert Nieszery werfen dem Atom-Manager vor, das Zwischenlager Lubmin bei Greifswald zum atomaren Endlager machen zu wollen. ...
Und was sagt Rittscher dazu?
Caffier sagte der OSTSEE-ZEITUNG, es gebe Hinweise, dass der EWN-Chef massiv daran arbeite, vom Bund eine Genehmigung für die Aufnahme weiterer Castor-Behälter mit hoch radioaktiven Abfällen zu erhalten. ...
Und was sagt Rittscher dazu?
„Aber was passiert dann? Ich befürchte, dass die Lagerkapazitäten erheblich ausgeweitet werden — vor allem auch deshalb, weil die deutsche Endlagerfrage noch längst nicht geklärt ist.“ ...
Und was sagt Rittscher dazu?
EWN-Chef Rittscher macht indes kaum ein Geheimnis aus seinen Absichten. Der OZ sagte er, die Kapazität von Lubmin reiche nur dann aus, wenn der als Endlager vorgesehene Schacht Konrad bei Salzgitter (Niedersachsen) rechtzeitig bis 2015 zur Verfügung stehe. Das sei jedoch mehr als unklar und koste den Bund noch mindestens 1,5 Milliarden Euro. Im Klartext: Alles läuft darauf hinaus, dass Lubmin nach 2011 mehr als die bislang genehmigten 74 Castoren aufnehmen wird — mit dem Segen der Bundesregierung. ...
Und was sagt Rittscher zu diesem Vorwurf?:
Umweltverbände und Grüne werfen Rittscher schon lange (Wie lange?) vor, Lubmin nicht zuletzt (Sondern zuerst?) aus wirtschaftlichen Gründen ausbauen zu wollen. (Bisher haben sie Recht behalten.)
Im Kommentar heißt es:
... Die gefährliche Altlast liegt unter Wellblechdächern in Zwischenlagern (Lubmin) ...
Und was sagt Rittscher dazu?

Die OZ hat es nicht für nötig gehalten, Rittscher genauestens abzufragen und die Antworten zu prüfen, worin eine journalistische Leistung bestanden hätte. Hier einige Auszüge aus dem, was Rittscher geantwortet hätte, wäre er befragt worden und was er nun nachreichte (Ich betone, dass ich dessen Aussagen nicht prüfen kann; das sollen gut bezahlte Redakteure erledigen, wenn sie nicht gerade mit Reklame fürs Weihnachtsgeschäft ausgelastet sind.)

Hier eine von den EWN zurückgenommene (deshalb im vollen Wortlaut) Pressemitteilung:

Die Energiewerke Nord GmbH weist Vorwürfe entschieden zurück

Die Ostseezeitung teilt ihren Lesern in o. g. Artikel unter anderem mit, dass alles darauf hinausläuft, dass Lubmin nach 2011 mehr als die bisher genehmigten neun Castoren aufnehmen wird.

Die EWN stellt hiermit klar, dass keine Aktivitäten der EWN laufen, weitere Castor-Behälter einzulagern und dazu auch keine Anforderungen bestehen. Der Bund ist nicht im Besitz von weiteren Kernbrennstoffen aus Forschungseinrichtungen oder anderen bundeseigenen Unternehmen, die in Lubmin eingelagert werden sollen, ähnlich den Kernbrennstoffen in den neun Castor-Behältern, die mit den beiden geplanten Transporten angeliefert werden.

Dass Lubmin zu einem Endlager für Wärme entwickelnde radioaktive Abfälle werden könnte, verbietet sich aus den erstellten "Sicherheitsanforderungen an die Endlagerung Wärme entwickelnder radioaktiver Abfälle" (Quelle BMU), die eine Endlagerung in tiefen geologischen Schichten vorschreibt. Die Zwischenlagerung der Castor-Behälter in Lubmin wird aber noch einige Jahrzehnte andauern, da bisher nicht abzusehen ist, wann für diese hochradioaktiven Abfälle ein Endlager in Deutschland zur Verfügung steht.

Das Endlager Schacht Konrad wird in einigen Jahren seinen Betrieb aufnehmen und damit ist ein Teil des Endlagerproblems gelöst. Die dann beginnende Einlagerung der radioaktiven Abfälle mit vernachlässigbarer Wärmeentwicklung wird aber noch einige Jahrzehnte in Anspruch nehmen.

Die Verlängerung der Laufzeiten der Kernkraftwerke hat für das Zwischenlager in Lubmin und seine Kapazitäten keine Auswirkungen, da die Kernbrennstoffe der in Betrieb befindlichen KKW in den jeweiligen Standortzwischenlagern aufbewahrt werden müssen.

Das Zwischenlager Nord ist ein Gebäude mit einem Stahlbetondach. In Lubmin gibt es nur ein Gebäude für die Zwischenlagerung der radioaktiven Stoffe.

Ich habe keine Ahnung, ob und wenn ja, wie viele Märchen in der Stellungnahme stecken. Das herauszufinden ist Sache von Journalisten. Einfach wäre es zumindest nachzuprüfen, ob die Decke aus Beton (Wie dick? Was muss er aushalten? Gegen Flugzeugabsturz sicher? ...) oder Wellblech gefertigt wurde, vielleicht aus beidem.

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