3. Oktober 2010

Märchenstunde der Krämerseelen zum Jahrestag

Sie als Leser der OZ haben Schönschriften vor dem Einheitstag bezahlt, ganz so, wie damals, jeweils vor dem dem Republikgeburtstag (nur waren die Märchen nicht annähernd so teuer wie jetzt), obwohl Sie hoffentlich Nachrichten erwarteten. Vor dem Wochenende haben die Krämerseelen noch einmal freie Fahrt bekommen, um Ihnen dies unterzujubeln:
Händler-Kassen klingeln: 2,2 Prozent Plus im August
Hier nachzulesen
Nach einer leichten Abkühlung im Juli hat der deutsche Einzelhandel im August wieder deutlich von der gestiegenen Anschaffungslaune der Verbraucher profitieren können.
Wie das Statistische Bundesamt gestern in Wiesbaden mitteilte, nahm die Branche real 2,2 Prozent mehr ein als vor einem Jahr, wobei das Plus ausschließlich aus dem Nicht-Lebensmittelsektor kam. Nominal, also zu aktuellen Preisen, kletterten die Erlöse um 3,3 Prozent. Der Handelsverband Deutschland (HDE) äußerte sich zufrieden. An das starke Juni-Ergebnis mit einem Umsatzplus von real 4,9 Prozent reicht die Entwicklung aber nicht heran. Im Vergleich zum Vormonat verbuchten die Läden im August indes ein leichtes Minus von 0,2 Prozent. ...
Sie können das glauben, schließlich haben Sie dafür bezahlt. Ich rate jedoch dringend davon ab zu vertrauen, deshalb hier eine umfassende Analyse mit haufenweise Hintergrund, den Sie in der OZ nicht einmal gegen Geld erhalten (dann wäre es nämlich mit den Schönschriften anlässlich des Einheitstages vorbei gewesen):

GLAUBE VS. REALITÄT

Es ist keine drei Tage her, da wurde in den Medien noch der deutsche Konsumboom beschworen. Auslöser bzw. Mittel zum Zweck war ein weicher Indikator, der Gfk-Konsumklimaindex, der meint die Stimmung der deutschen Konsumenten messen zu können. Heute wurde die positive Stimmung von der Realität eingeholt.

Denn die härteren und belastbareren Daten des Statistischen Bundesamtes zu den Einzelhandelsumsätzen in Deutschland für August 2010 zeichneten ein anderes Bild. Im August waren die unbereinigten Umsätze im Einzelhandel nominal um +3,3% und real um +2,2% im Vergleich zum Vorjahresmonat gestiegen. Zum Vormonat hingegen ging es um nominale -5,4% und um reale -5,57% abwärts. Da der Trend auf Grund der unterschiedlichen Verkaufstage je Monat, bei den unbereinigten Daten kaum zu erkennen ist, muss man die saison- und kalenderbereinigten Daten verwenden. So stiegen die saison- und kalenderbereinigten nominalen Einzelhandelsumsätze im Vergleich zum Vormonat um +0,1% und die preisbereinigten realen Umsätze sanken um -0,2%. ...

De facto geht es seit 16 Jahren nach Abzug der offiziellen Preissteigerungen seitwärts bis leicht abwärts. Es war und ist kein Konsumboom in Sicht, woher sollte dieser auch herkommen, bei durchschnittlichen Reallöhnen in Deutschland auf dem Niveau von 1991! ...

Oder hier:

Lügen haben kurze Beine: Minus im Einzelhandelsumsatz straft Konsumforschung Lügen

Heute nun meldet das Statistische Bundesamt den Einzelhandelsumsatz für August und der ist schon seit Mai kontinuierlich mit einer Jahresrate von 2,4 % gefallen (Abb. 04943), auch wenn das Amt mit einer neuen Erfassung versucht hatte, die Daten aufzuhübschen und jetzt mit einem irreführenden Vergleich mit dem Krisentiefstpunkt des Vorjahres und der Überschrift "Einzelhandelsumsatz im August 2010 real um 2,2% gestiegen" Stimmung machen möchte. ...
Schlimm auch, daß die Deutschen weiter vor allem bei der Nahrung sparen müssen. Dazu das Statistische Bundesamt:
"Der Einzelhandel mit Lebensmitteln, Getränken und Tabakwaren setzte im August 2010 nominal 0,3% und real 2,0% weniger um als im August 2009. Dabei lag der Umsatz bei den Supermärkten, SB-Warenhäusern und Verbrauchermärkten nominal um 0,2% und real um 1,9% niedriger als im Vorjahresmonat. Im Facheinzelhandel mit Lebensmitteln wurde nominal 1,3% und real 2,4% weniger als im August 2009 umgesetzt." ...
Hervorhebung von mir
Nun fragen Sie bitte in der Chefredaktion nach, wie das mit der Verkündigung in der OZ zusammenpasst.

1 Kommentar:

  1. Anonym3.10.10

    Ich kann mich noch gut daran erinnern, dass laut Zeitungsberichten der damaligen Presse die Pläne immer erfüllt oder übererfüllt wurden.

    Das mag sogar stimmen, ich kann es aber nicht beurteilen. Ich weiss nur, dass sehr, sehr viele Waren in den Westen gingen und für die DDR - Bevölkerung nicht mehr viel übrig blieb.

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