30. September 2010

Steter Tropfen höhlt den Stein

Nun hat sich die OZ ein wenig zurückgehalten:
Arbeitslosigkeit in MV fällt auf Rekordtief
Nein, nicht mit der Schlagzeile, die ist sehr wahrscheinlch falsch, sondern mit der Erklärung der Ursache für sinkende Arbeitslosigkeit in M-V. Das ist die ganze Erklärung:
... Laut Matschenz (Sprecher der Vereinigung der Unternehmensverbände MV) ist die günstige Entwicklung vor allem demografisch zu erklären. Monat für Monat gingen 1500 Beschäftigte in Rente (also 18000 pro Jahr). Damit tauchten sie in der Arbeitslosenstatistik nicht mehr auf. ...
Die Abertausende abgewanderten Jungendliche werden natürlich gar nicht erst ins Kalkül gezogen.
Außerdem: Selbstverständlich gehören Abertausende Menschen zu jenen, die arbeitslos sind und dennoch nicht in der Statistik erscheinen. Ich habe bis zum Erbrechen darauf hingewiesen.
Das einem mittelmäßig am gesellschaftlichen Leben Interessierten Wohlbekannte hinderte den Aufschreiber jedoch nicht, dieses Märchen an Sie verkaufen zu lassen:
Im Krisenjahr 2009 waren im September noch 11 000 Menschen mehr ohne Job (12,2 Prozent). ...
Das ist Blödsinn und Schönfärberei zugleich. Die 11000 Menschen sind nicht jene ohne Arbeitsstelle, sondern jene, die laut Statistik arbeitslos gemeldet sind. Menschen ohne sog. Job gab und gibt es in M-V viele mehr.
Die Zahl der Erwerbstätigen in M-V betrug im April 1991 noch 905900 Personen. Im Jahresdurchschnitt 2009 waren es noch 777500 und dennoch ist die Arbeitslosigkeit (siehe Zitat ganz unten) geringer als jemals in den 20 Jahren?

Erwerbstätige sind
alle Personen im Alter von 15 und mehr Jahren, die in der Berichtswoche zumindest eine Stunde gegen Entgelt (Lohn, Gehalt) oder als Selbstständige/r bzw. als mithelfende/r Familienangehörige/r gearbeitet haben oder in einem Areitsverhältnis stehen. Keine Rolle spielt dabei, ob es sich bei der Tätigkeit um eine regelmäßig oder nur gelegentlich ausgeübe Tätigkeit handelt. Darüber hinaus gelten auch solche Personen als Erwerbstätige, bei denen eine Bindung zum Arbeitgeber besteht, die in der Berichtswoche jedoch nicht gearbeitet haben (z. B. wegen Urlaub, Mutterschutz/Elternzeit). Auch geringfügig Beschäftigte sind als erwerbstätig erfasst, ebenso Soldaten, Wehrpflichtige und Zivildienstleistende.

Seit Jahren von OZ-Aufschreibern unbeachtet, blieb, dass die seit Jahren sich angeblich verringernde Arbeitslosigkeit zu mehr Arbeitenden führen müsste (von sv-pflichtigen Ganztagsstellen ganz zu schweigen) und zu einer deutlich höheren Lohnsumme im Land. Die gibt es aber nicht. Allein das zeigt schon, dass jahrelang bildlich frisierte Arbeitslosenstatistiken wertlos sind, es sei denn, es sollen daraus Schönschriften verfertigt werden. Mit Journalismus hat dieses Aufschreiberei nichts zu tun.

Die Zahl der sv-pflichtig Beschäftigten hat sich verringert:
Ende 2002     530300
Ende 2003     519400
Ende 2008     511900
Ende 2009     511500

Also, was soll der Quatsch mit den immer weniger Arbeitslosen, als Propaganda zu betreiben, wie schon als Blättchen der SED-Bezirksleitung?

Und auch dies wird immer wieder gern nachgeplappert und ist doch nichts als Volksverblödung, und mit der beginnt der Propagandaartikel:
Die Arbeitslosenzahl in Mecklenburg-Vorpommern ist im September auf den tiefsten Stand seit der Wiedervereinigung gefallen. Der Nordosten erreicht die „niedrigste Quote aller Zeiten“ ...
Dass innerhalb von 20 Jahren Dutzende Veränderungen in der Zählweise vorgenommen wurden, um die Arbeitslosenquote künstlich zu verringern, die Aussage also reine Propaganda und zudem verlogen ist, scherte den Aufschreiber nicht. Sie aber haben dafür bezahlt.

Schon heute viel Spaß beim Lesen der OZ morgen! Aber Vorsicht: Steter Tropfen höhlt den Stein - Propaganda wirkt auf Dauer. Aber dass die Leser dafür auch noch bezahlen müssen, ist schon ein Ding.

1 Kommentar:

  1. Anonym30.9.10

    Und wenn dann die Bürgerarbeit kommt, wenn sie kommt, gibt es keine Arbeitslosen mehr, wetten?

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