2. Oktober 2010

Rechtlose Schönschreiberei

Ich muss noch einmal auf den allmonatlichen Quark mit den schöngefärbten Arbeitslosenzahlen zurückkommen, die die OZ dann noch einmal schönfärbt. Sie kaufen diese doppelte Schönschrift.
Im Kommentar war gestern zu lesen:
Weniger Arbeitslose im Herbst
Aufschwung kommt an
Bei wem? Schauen Sie sich das Diagramm ganz unten an.
Damit hatten die Experten nicht gerechnet. Im September hat sich das Job-Wunder nach der Krise fortgesetzt. ...
Was für ein Jobwunder? Was ging im Kopf des Schönschreibers vor, als er so etwas abließ? Viel kann es nicht sein als vorgefertigte Denkmuster von einem Jobwunder, dass keines ist, sondern vor allem das Schaffen schlecht bezahlter und Wanderarbeiter-Stellen. Würde er nicht ansonsten schon beim Lesen seines ersten Satzes stutzen?:
Damit hatten die Experten nicht gerechnet.
Wann haben die sog. Experten jemals zufällig richtig aus dem Kaffeesatz gelesen? Ich kann mich an keinen Fall erinnern. Das heißt doch, dass diese von der OZ zu Experten hochgeschriebenen Kaffeesatzleser sich Monat für Monat wundern müssten, worüber sich ein Journalist, also kein Schönschreiber, schön lange wundern müsste. Wäre es da nicht längst an der Zeit, diese Wahrsager zu fragen, wer oder/und was ihnen die Berechtigung gibt, allmonatlich gegen Bezahlung (Wer bezahlt sie? Wetten, dass ich die richtige Idee habe, die mit dem Steuergeld? Sie bezahlen also doppelt für nichts, Steuern und das OZ-Abo. Macht das Spaß?) irgendetwas vorauszusagen, das nicht eintrifft? Ein Schönschreiber kann natürlich nicht auf diese Idee kommen.

Den Kommentarschluss muss jemand anderer geschrieben, jemand, der noch nie die seit Jahren unverdrossen veröffentlichten Schönschriften der OZ über den Arbeitsmarkt gelesen hat:
Es ist ein Skandal, wenn jemand voll arbeitet und dennoch von seinem Verdienst nicht leben kann. Hungerlöhne sollten künftig nicht mehr mit Steuergeldern aufgestockt werden und als Subventionen für tarifunwillige Firmen dienen. Gebraucht werden dagegen Arbeitsplätze, die für gute Arbeit auch gutes Geld abwerfen. 
Achja? Und wo sind in der OZ die Berichte, Reportagen, Hintergrundinformationen, die diesen Dauerskandal an- und ausdauernd belegen und anprangern?
Wer sich vor allem mit Schönschriften begnügt, hat nicht das Recht, solche Ratschläge zu geben.

Dazu passt auch diese Jubelei:
Arbeitslosenquote: Rügen steht besser da als Hamburg
Die Zahl der Arbeitslosen in Mecklenburg-Vorpommern ist im September auf 96 600 und damit auf ein Rekordtief gesunken. ...
Deutschlandweit ging die Zahl der Erwerbslosen im Vergleich zum Vormonat um 157 000 auf 3,031 Millionen zurück und liegt damit auf dem niedrigsten September-Stand seit 18 Jahren. Die Arbeitslosenquote sank im Bundesdurchschnitt um 0,4 Prozentpunkte auf 7,2 Prozent.
Soso, und wie war es vor gut 20 Jahren, einen Monat vor der Angliederung der DDR?:
OZ vom 27. September 1990, Zahlen aus der Auguststatistik 

Damals waren 4,1 Prozent ein brennendes soziales Problem. Heute werden 7,2 Prozent bejubelt und das auch noch, nachdem mit Dutzenden Verschönerungen per Gesetz und per Statistik die tatsächliche Zahl der Arbeitslosen bis zur Unkenntlichkeit verringert wurde und die Zahl der Wanderarbeiter und der Armutslöhner um Millionen zugenommen hat.

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