20. Oktober 2010

Abgeschriebener, dann kopierter Zahlensalat

Eine Nachrichtenagentur schrieb aus einer Pressemitteilung des Statistischen Landesamtes ab, die OZ kopierte das Abgeschriebene. So entsteht kritischer Hochwertjournalismus, für den Sie Geld ausgeben.
Bevölkerungsrückgang schwächt sich ab
So wird der Rückgang erklärt:
Die Zahlen der Abwanderungen und Zuzüge nähern sich in Mecklenburg-Vorpommern erstmals seit Jahren einander wieder an. 2009 verließen 39 200 Frauen und Männer den Nordosten, 31 400 ließen sich hier nieder. Mit 7800 fiel der sogenannte Wanderungsverlust geringer aus als 2008 mit einem Minus von 10 600. Wie aus dem gestern in Schwerin vorgelegten Statistischen Jahrbuch 2010 weiter hervorgeht, milderte vor allem das Interesse Älterer an einem Leben in MV den Bevölkerungsrückgang. Während vor allem 20- bis 25-Jährige dem Land den Rücken kehrten, zogen Menschen jenseits der 60 vermehrt an die Küste. Im Schnitt sind die Einwohner Mecklenburg-Vorpommerns 45,1 Jahre alt, 1990 betrug das Durchschnittsalter 35,8 Jahre. ...
Haben Sie es verstanden? Ich nicht.
Deshalb ergänze ich einfach zwei Zahlen:

Ende 2008 waren in M-V 13200 Menschen mehr gemeldet als ein Jahr später.
Ende 2007 waren 14100 mehr Menschen in M-V gemeldet als Ende 2008. Macht einen Unterschied von 900 Menschen. Wie gering der Unterschied ist (jedenfalls zu gering, um eine Schlagzeile daraus zu schmieden, es sei denn, der Schmied arbeitet in einer Schönschreibzeitung), illustriere ich mit einem Diagramm, in das ich eine rote Gerade einzeichnete, um die andauernde Abwanderung zu belegen.

Ansonsten ist nahezu jeder Satz der kopierten Agenturmeldung ein wichtiges Thema, nicht für die OZ. Dort werden einige Zahlen zusammengeschustert und fertig ist das Verkaufsprodukt. Langen Sie beherzt zu, denn als Abonnent haben Sie es schon bezahlt.

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