6. Mai 2010

Über Unterschiede

Selbst die OZ kam nicht umhin, auf ein Video hinzuweisen, dass Wikileaks veröffentlicht hatte, allerdings ohne auf die Quelle, Wikileaks, hinzuweisen. Das ist beschämend für die OZ. Selbstverständlich kann niemand in der kritischen Hochwertzeitung auf die Idee kommen, über Wilileaks zu berichten. Das Ergebnis wäre noch beschämender - nicht nur für die OZ - wie hier nachzulesen ist:

Wikileaks hat in den vergangenen Monaten einige Scoops (sensationelle [Presse]berichte) , also Exklusivgeschichten, gelandet, mehr als die meisten etablierten Medien. Was können Sie, was die nicht können?

Daniel Schmitt: Die Plattform produziert ja naturgemäß Scoops: Wir veröffentlichen nur Dokumente, die entweder noch nie öffentlich zugänglich waren oder solche, die zensiert wurden. Den klassischen Medien haben wir voraus, dass wir auf den Quellenschutz spezialisiert sind (dafür müssen Redaktionen erst einmal Quellen haben) und auf die Verarbeitung von verschlüsseltem Material. Ausschlaggebend dafür, dass Informanten zu uns kommen und nicht mehr so oft zu den klassischen Medien, ist, dass wir ihr Material tatsächlich veröffentlichen. Aus einer Geheimsache machen wir keine weitere Geheimsache. Mancher Journalist lässt brisantes Material im Schreibtisch verschwinden, nachdem er seine Story geschrieben hat.

Wie sehen Sie Ihr Verhältnis zu den etablierten Medien: Ist Wikileaks eine Ergänzung oder Konkurrenz?

Eine Ergänzung. Wir machen es jedem Medium möglich, Material zu bekommen, das es sonst nicht bekommen könnte. Selbst eine Lokalzeitung kann mit unserer Hilfe über Guantánamo Bay berichten oder über Korruption in Kenia, und zwar ohne, dass sie dorthin Kontakte haben muss. ...

Und was macht die OZ? Vor allem verkauft sie Kopiertes oder Langweiler über Fahrrinnentiefen und das grüne Kostüm einer Lichtgestalt.

Leben Sie von der Tätigkeit für Wikileaks?

Nein, denn in den ersten drei Jahren haben wir das Projekt vor allem aus unserem privaten Vermögen finanziert. Wir haben bis Ende des vorigen Jahres ca. 25.000 Euro Spenden bekommen – gemessen an den Kosten ist das sehr wenig, da wir in mehreren Dutzend Ländern Infrastruktur unterhalten. Wir arbeiten alle ehrenamtlich. Ich selbst arbeite seit Januar 2009 in Vollzeit ausschließlich für das Projekt. Seitdem habe ich auch kein Geld verdient; ich lebe von meinen Ersparnissen, wie alle anderen, die im Moment in Vollzeit für die Plattform tätig sind. Das sind insgesamt fünf Personen. ...

Was diese Leute produziert haben, ist sehr wertvoll. Was gut bezahlte OZ-Redakteure kopieren oder selbst verfassen, ist zum großen Teil überflüssig, langweilig, nachrichtenarm oder überall kostenlos im bösenbösen Internet nachzulesen.

Es gibt Privatermittler, die auf uns angesetzt wurden, und auch der Bundesnachrichtendienst hat uns kontaktiert: Wir sollten Dokumente, die wir bekommen, löschen, sonst würden wir rechtlichen Ärger bekommen. Wir erhalten etwa einmal pro Woche Post von irgendwelchen Rechtsanwälten, die uns rechtlich bedrohen. ...

Sie haben einmal gesagt, dass Wikileaks den „instabilen Zustand der Medien“ korrigieren will. Was heißt „instabil“?
Überall auf der Welt schwindet die Pressefreiheit – hier in Deutschland vielleicht noch nicht so stark, aber wir müssen nur nach England schauen: Da geraten Journalisten immer mehr unter Druck und werden in ihrer Arbeit behindert, der Quellenschutz wird stark in Frage gestellt. ...

Druck? Behinderung der Arbeit? Kann beim Kopieren nicht passieren.

Die OZ muss ja nicht Weltskandale aufdecken. Ein wenig Recherche, bei den Redakteurseinkommen, wäre aber angebracht - auch wenn es mühsam werden kann - um nicht als Kopierorgan verschrien zu werden. Kleiner Vorschlag an die zahlenden Leser: Einfach mal nachfragen, z. B. hiernach:

Der Streit um das Informationsfreiheitsgesetz

4 Kommentare:

  1. Anonym6.5.10

    Darum hat die "Lichtgestalt Merkel" wohl auch das schicke Hauptstadtstudio in Berlin besucht, um den Journalisten zu sagen, was die Öffentlichkeit erfährt und was nicht.
    Irgendwo habe ich im Internet gelesen, dass diese Lichtgestalt im Oktober 2008 sich Redakteure von Schmierblättern ins Kanzleramt einlud, um denen ihre grosse Verantwortung klarzumachen in Bezug auf die Krise. Das hiess, nichts Grosses darüber berichten, sondern Schönfärberei betreiben.
    Hat doch gekplappt.

    Karl Müller schrieb von der Lichtgestalt betreffs der Sicherheitspolitischen Tagung in München 2002:

    Kriege führen und Bürgerrechte einschränken

    Die Referenten der deutschen Gastgeber, die CDU-Vorsitzende A. Merkel, der CSU-Vors. E. Stoiber und der SPD-Verteidigungsminister R. Scharping waren sich darin einig,dass sich Deutschland noch stärker an den kommenden Kriegen beteiligen und die "schnelle Eingreiftruppe" der EU so schnell wie möglich einsatzbereit sein soll. Vor allem, mehr Geld fürs Militär wurde gefordert, denn es reiche nicht aus, Kriege nur zu verhindern, man müsse Kriege auch führen können. Merkel und Stoiber forderten, militärische Entscheidungen von den einzelenen Staaten hin auf die EU zu verlagern.

    Was heisst das denn?


    Hier würden somit die letzten Reste demokratischer Kontrolle wegfallen. Dazu passte, dass Merkel das Recht des Parlamentes störte, über jeden Bundeswehreinsatz im Ausland zu entscheiden. Sie schlug deshalb vor, gesetzlich zu regeln, dass die Regierung schnell und unabhängig vom Parlament über Kriegseinsätze entscheiden können soll. In Zukunft würde dies noch notwendiger.

    Aufschlussreich war auch Merkels Stellungnahme zu den Grundrechten und ihre perfide Gegenüberstellung, die eine mehr als zweihundertjährige Errungenschaft in Frage stellt, denn nach Merkels Meinung ginge es darum, ein neues Gleichgewicht zwischen liberalen, bürgerlichen Rechten einerseits und Massnahmen zum Schutz und zur Sicherheit der Bürger andererseits zu finden.

    Überschrieben hat Herr Müller diese Berichte mit:

    Plant Amerika einen 3. Durchgang?

    Noch kurz dies:

    Die diesjährige Sicherheitspolitische Tagung, die am 2. und 3. Februar, also 2002 in München stattfand, wurde von den Rednern der USA dominiert. Auftrag des Senators J. Liebermann, J. Mc.Cain und des stellv. Verteidigungsmin. P. Wolfowitz war es, die Teilnehmer der Tagung auf den geplanten Weltkrieg einzustimmen.

    Noch dies:

    Die wichtigsten Ergebnisse der Tagung, in deren Umfeld alle Demonstrationen von Kriegsgegnern verboten wurden und zu der die Öffentlichkeit keinen Zugang hatte, lassen sich wie folgt zusammenfassen.
    (soll auch unter www.securityconference.de abrufbar sein)

    hier aber nur noch die kurzen Überschriften:

    US-Politiker wollen eine neue Welt schaffen

    keine Kritik an Putins Politik

    Umdeutung des Natovertrages
    hier habe ich rausgelesen, dass die USA anderen Ländern vorgibt, wo sie Wideraufbau zu leisten haben, nachdem die USA die Länder zerstört haben. (siehe Afghanistan)
    noch ein Zitat von Wolfowitz: "Angriff ist die beste Verteididung"

    Freibrief für Russland und China, Minderheiten zu verfolgen

    Europa soll mehr Geld für Rüstung zahlen

    Kriege führen und Bürgerrechte einschränken (unter Merkel schon geschrieben)

    Eine Welt nach dem Gusto der einzigen Weltmacht

    Das nur zur Lichtgestalt, die hoffentlich bald verschwindet.

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  2. Anonym7.5.10

    Ob jemand, der die OZ liest, etwas von dem offenen Brief von Nikolaus Brender und Thomas Baumann bezüglich der Berichterstattung zum UN-Klimagipfel in Kopenhagen weiss?
    Ich habe keine OZ und will auch nichts unterstellen.

    Aber weil es so gut zur Medienpolitik passt, will ich mir die Zeit nehmen und ihn hier nochmal abtippen:


    ZDF ARD

    Eilt! Per Fax:
    an
    Frau Bundeskanzlerin Dr. Angela Merkel
    Herrn Ministerpräsidenten Lars Rasmussen
    Herrn Bundesumweltminister Dr. Norbert Röttgen
    Herrn Bundesaussenminister Dr. Guido Westerwelle
    Dänische Botschaft Berlin
    UNO-Vertretung Bonn
    Uno New York

    Sehr geehrte Damen und Herren,

    wir möchten hiermit gegen die massive Beschränkung der freien Berichterstattung auf dem UN-Klimagipfel in Kopenhagen protestieren.

    Seit heute dürfen sich Journalisten im Konferenzzentrum nicht mehr frei bewegen. Drehs außerhalb des Pressezentrums sind nur noch möglich, wenn ein Delegationsmitglied das Kamerateam und den Reporter an der Sicherheitsschleuse abholt und das Team dann von einem UN-Verantwortlichen begleitet wird.
    Spontane Drehs sind unmöglich. Selbst die UN-Medienkoordination wurde offenbar von diesen Maßnahmen überrascht, da die Verschärfung nicht angekündigt war.

    Diese Maßnahmen verstoßen gegen die Presse-und Rundfunkfreiheit und behindern die Arbeit der Medien in höchstem Maße. Wir sehen das Recht der freien Berichterstattung massiv eingeschränkt. Daher fordern wir die sofortige Aufhebung dieser Einschränkung für alle Journalistinnen und Journalisten auf dem UN-Klimagipfel in Kopenhagen.

    Mit freundlichen Grüßen

    Nikolaus Brender
    Chefredakteur ZDF

    Thomas Baumann
    Chefredakteur ARD

    Das nur zur Pressefreiheit. Einfach aussperren.
    Da gab es wohl etwas, was die Bevölkerung wieder mal nicht erfahren darf.

    Was mit N. Brender passiert ist, weiss ja jeder.

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  3. Zum Brender/Baumann-Brief:

    Warum sollte sich die OZ um so etwas kümmern?

    Erst wenn es nichts mehr zu kopieren gibt, wird die Chefredaktion erwachen und sich wundern, dass die Seiten nicht mehr gefüllt werden können.

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  4. Anonym7.5.10

    Wenn der OZ etwas an der Pressefreiheit liegen würde, dann müsste sie Frau Merkel auffordern, zu dem offenen Brief Stellung zu beziehen und die Antwort und auch die Fragestellung an Frau Merkel veröffentlichen.

    So stelle ich mir Pressefreiheit vor.

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