„Lobby gefährdet Standort Lubmin“
... OZ: Der Präsident des Unternehmerverbandes, Gerold Jürgens, macht genau diesen Vorwurf den Kraftwerksgegnern. Er verweist auf 140 Arbeitsplätze in einem möglichen Kohlekraftwerk und viele potenzielle weitere Stellen, die in Betrieben um das Kraftwerk herum entstehen würden.Hier ist Wichtigstes hinzuzufügen:
Kaspar: Als Gegenargument einige Zahlen. Am Standort Lubmin wurden Ende 2008 9,2 Hektar von Firmen genutzt, die dort 820 Arbeitsplätze vorhielten. Rechnet man das auf die 40 Hektar hoch, die nach wie vor für das Kohlekraftwerk reserviert sind, könnten auf der Fläche 3500 Arbeitsplätze entstehen. Dagegen sind die 140 möglichen im Kohlekraftwerk doch lächerlich. ...
Jürgens bejammert Arbeitsplätze, die es nicht geben wird, weil das Projekt immer noch nicht genehmigungsfähig ist.
Was nicht genehmigt ist, darf nicht gebaut werden.
Was nicht gebaut wird, kann nicht produzieren.
Für etwas, das nicht vorhanden sein wird, werden keine Arbeitskräfte benötigt.
Der Hinweis auf Jürgens' nicht vorhandene Arbeitsplätze ist damit völlig überflüssig, zeigt jedoch die gefährliche Ahnungslosigkeit des Interviewers.
Die OZ hatte über Monate hinweg weitgehend darauf verzichtet zu berichten, dass der Investor innerhalb von drei Jahren keine genehmigungsfähigen Unterlagen einreichen konnte. Erst am 26. Februar wurde die äußerst wichtige Nachricht in einem Text versteckt. Die OZ machte lieber den Umweltminister per Schlagzeile indirekt zum Buhmann (Lubmin: Backhaus droht mit Ultimatum). Lieber veröffentlichte die OZ unglaubliche Märchen von Befürwortern der Giftsschleuder, bis hin zu der Aufforderung, Gesetze zu brechen, was die Nachplapperer der OZ nicht einmal mitbekamen oder mitbekommen wollten oder mitbekommen konnten, weil sie den indirekten Aufruf zum Gesetzesbruch per OZ als normal ansehen.
Und dann noch dies:
Der Redakteur lebt in einer verkehrten Welt. Die Frage nach Investoren hätte er schon lange Jürgens & Co. stellen müssen. Er hätte sie vor allem im Wirtschaftsministerium stellen müssen, um endlich einmal klarzustellen, wie hilflos, konzeptionslos und erfolglos dieses Ministerium des Rumstehers arbeitet. Und natürlich hätte er den Minipräsidenten fragen müssen. Ausgerechnet der Bürgerinitiative bildlich den Schwarzem Peter zuzuschieben, ist unverschämt.OZ: Die Allianz fordert, dass sich die Kraftwerke Greifswald GmbH zurückziehen soll, damit die blockierten Flächen anders entwickelt werden können. Haben Sie denn Kontakt zu konkreten Investoren?Kaspar: Wasserdichtes gibt es zugegebenermaßen noch nicht. Bevor jedoch nicht klar ist, dass die blockierten Flächen in Lubmin anders genutzt werden können, werden potenzielle Investoren auch nicht aktiv, obwohl Windkraftunternehmen händeringend nach Standorten suchen. ...
Wem obliegt denn Wirtschaftsentwicklung im Land? Doch nicht ehrenamtlichen Leuten, die sich immerhin mühen, die Umwelt zu schonen, Arbeitsplätze zu retten und das Schaffen neuer zu unterstützen, die Vorschläge aus einer BI-Tagung, ja ein komplettes Energiekonzept des Landes erarbeiteten (für das sich die OZ bis heute nicht interessiert hat).
Die Wirtschaftsentwicklung obliegt zuerst jenen, die dafür gut bezahlt werden und dennoch wenig zustande bringen.
Das was überhaupt nicht zu begreifen ist, ist die Tatsache, das 100 ha Gewerbefläche am Standort nicht genutzt werden können. Diese Flächen sind perfekt vorbereitete Industrieflächen die sich auf Grund der Kaufoption immer noch in der Hand von Grundstücksspekulaten befinden.
AntwortenLöschenSeid nunmehr fast 4 Jahren, das heist fast eine ganze Amtzeit des Rumstehers ist nichts auf dem Gelände passiert. Wielange können wir uns das noch leisten?
Das ganze Interview ist ein Skandal. Wenn schon nicht alles gedruckt werden kann, was dem Reporter gesagt und womöglich schriftlich mitgegeben worden ist, hätte zumindest darauf hingewiesen werden müssen, dass die im Sommer 2008 gegründete „Allianz“ nicht für die Wiederbelebung des Standortes Lubmin verantwortlich ist. Wenn es womöglich von Frau Kaspar auch nicht explizit erwähnt wurde, hätte Herr Loew wissen müssen, dass die Geschäftsführung der EWN 1998 von der Bundesregierung beauftragt wurde, ausgewiesene Grundstücksflächen, die für Stilllegung und Abbau nicht mehr benötigt werden, an geeignete Investoren zur Industrieansiedlung zu veräußern.
AntwortenLöschenAlle bisherigen Geschäftsführer der EWN, sowohl die noch im Amt verbliebenen Ritscher und Ramthun, als auch die ausgeschiedenen und nur noch für weitere Untätigkeit auf der Gehaltsliste der EWN stehenden Manager, haben diese Aufgabe nicht erfolgreich lösen können. Auch der sich zwischenzeitlich selbsternannte „Rat für Technik, Energie und nachhaltige Entwicklung Vorpommern“ unter Leitung eines ausgedienten Ministers (volkstümlich als Schnippel-Otto bekannt) hat bisher nichts zustande gebracht. Stattdessen beauftragten die eigentlich dafür Verantwortlichen eine GmbH & Co. KG mit dieser Aufgabe. Nicht nur das, das Firmengeflecht DONG/WV Energie erhielt das Vorkaufsrecht nicht nur für Grundstücke auf dem Betriebsgelände stillgelegten Kernkraftwerkes, sondern darüber hinaus auf das fast gesamte Areal des B-Planes Nr. 1 mit seinen 4 Änderungen, also insgesamt auf rund eine Million Quadratmeter. Darunter befinden sich sinnlos abgeholzte Waldflächen. Die EWN sind zwar noch formal Eigentümer dieser Grundstücke, können aber wegen der verbrieften Kaufoption nicht mehr darüber verfügen.
Und wenn der Minister für Arbeit, Wirtschaft und Tourismus des Landes eine Werbekampagne für den Standort Lubmin auf Kosten des Steuerzahlers starten will, muss er sich fragen lassen, welche Flächen er einem potenziellen Investor anbieten will. Grundstückseigentümer ist der Bund, verfügungsberechtigt sind Gedbjerg und Schön.
Danke kulbrod für die wichtigen Ergänzungen!
AntwortenLöschenEs zeigt sich, dass in der OZ seit Jahren in dieser außerordentlich wichtigen Angelegenheit (Nutzung des EWN-Geländes und Unfähigkeit der Verantwortlichen) keine Erkenntnisgewinn hinzugekommen ist, jedoch weiter aufgehäufte Ahnungslosigkeit. Mitunter vermitteln manche Redakteure den Eindruck, sie seien Widerständler, Kämpfer gegen Wissenserwerb.
Was mit dieser OZ-eigenen Art von kritischem Hochwertjournalismus angerichtet wird, ist auch klar: Leserverblödung. Dass Leser dafür auch noch zahlen müssen, ist die Verdoppelung des Skandals. (Mir bleibt unverständlich, dass sich die Masse der Abonnenten das jeden Tag gefallen lässt.)
Ganz beiläufig noch die kleine Ergänzung, dass auch das bis auf einen Schnellimbiss und ein Autohaus leerstehende Pommerndreieck bei Grimmen ein Denkmal der Unfähigkeit der Regierung und Wirtschaftsverbände ist - jedoch kein Thema für die OZ, denn es lässt sich partout keine Schönschrift daraus fertigen.
Leider ist das nicht der einzige Bereich, in dem Leser schiefinformiert werden oder uninformiert bleiben. Das wird fortgesetzt werden, solange es in den Redaktionen vor allem ums eines geht: Seitenverfüllen um jeden Preis.