23. Oktober 2009

Was soll ich davon glauben?

Wie das Beratungsunternehmen Prognos Greifswaldern, einem Lokalredakteur gleich mit, erfolgreich bildlichen Honig ums Maul schmierte, können Sie hier nachlesen:
Leitbild ist richtig: Stadt von Krise kaum betroffen
... Die Prognos-Analysen konnten die Akteure schon stolz machen. Greifswald steht in vielen für eine Entwicklung wichtigen Punkten vergleichsweise gut da ...
... in anderen Punkten ganz am Ende, doch das nur nebenbei. Meine Meinung: Ranglisten sind hochgradig wertlos, weil nie ein Gesamtbild bewertet wird und auch nicht bewertet werden kann.
Abgesehen davon ist die Schlagzeile ein Kommentar des Autors, und ich zweifle deren Inhalt an, wie ich grundsätzlich alles bezweifle, was der Autor schreibt.

Dem Durchschnitts-Greifswalder wird z.B. dies völlig schnuppe sein:
So landet Greifswald im Karriereatlas in Deutschland auf Rang 10. ... In dem von Prognos und Junge Karriere herausgebenen Atlas geht es um die Attraktivität eines Ortes für Denker( Entwickler, Ingenieure) und Lenker (Macher. Manager). Dabei spielt auch eine Rolle, ob lukrative Stellen in naher Zukunft frei werden. Das ist von besonderer Bedeutung, weil wegen Nachwuchsmangel der Wettbewerb um die besten Köpfe noch zunehmen wird. ...
Völlig andere Eindrücke von der gleichen Veranstaltung werden auf webMoritz.de geschildert. "Da wird einem schwindelig", schrieb mir ein Hinweisgeber (Danke!), der die Inhalte verglichen hat.
Hier nur ein einfaches Beispiel. Die OZ berichtete:
Regional gut aufgestellt wird Greifswald häufiger "gegoogelt" zeigt eine Auswertung 2008 bis September 2009. Besonderes Interesse fanden die Rückkehr des Medizinprofessors Berndt an das Rubenowdenkmal, der Feuerwehrstreik und Innovationen im Bereich der Gesundheitswirtschaft.
Webmoritz erlebte dies:

Steden beendete seinen Vortrag mit einer Suchbegriffanalyse der Internetsuchmaschine Google. Diese Analyse (”Google Trends”) lieferte unter anderem zutage, dass die meisten Leute innerhalb und außerhalb Greifswalds nach Schlagwörtern „Universität“ und „Speiseplan Mensa“ suchen. Was dies mit dem Leitbild verbindet, wurde jedoch nicht näher erläutert.

Ich war nicht dabei, kann also diesen Widerspruch und mehrere andere Widersprüche nicht beurteilen. Falls noch jemand den Leitbildquark - für den die Stadt 60000 Euro bildlich aus dem Fenster warf - über sich ergehen ließ, kann er allen Bloglesern per Kommentar mitteilen, wer denn nun ausgewogen und richtig den Inhalt der Veranstaltung wiedergab.

Interessantes ließ die OZ auch einfach weg:

Steden stellte in seiner Präsentation auch die Frage, ob eine Erneuerung des Leitbildes überhaupt notwendig sei. Er antwortete überraschenderweise mit einem „Jein“. Zwar sei das Leitbild sehr gut, aber bereits 10 Jahre alt. Weitere Gründe nannte er nicht – die einfache Logik “Alt gleich Schlecht” war ihm wohl Argument genug.
Auch dies lesen Sie nicht in der OZ:

Negativ fiel den Machern der Studie die niedrigste (!) Produktivitätsrate im Bundesdurchschnitt ... auf.

Dies auch nicht:

Durch die Blume stellte König auch klar, dass man aus heutiger (Haushalts-)Sicht eher keine Aktualisierung des Leitbildes in Betracht gezogen hätte. Da aber die Finanzlage  im vergangenen Haushaltszeitraum, als die Entscheidung zu diesem Projekt getroffen wurde, besser gewesen sei, müsse man nun das Beste daraus machen.

Usw.

Was allerdings von der OZ auf jeden Fall falsch mitgeteilt wurde, war dies:
... Als Greifswalder Schwächen nannten Steben und Co. beispielsweise ... den hohen Anteil an Arbeitslosen und Hartz IV-Empfängern ...
Der Autor hat seit 1995 nicht begriffen dazugelernt, dass die meisten Alg 2-Empfänger (er nennt sie Hartz 4-Empfänger) arbeitslos - Langzeitarbeitslose - sind.
Ich habe nur die Zahlen vom Landkreis Ostvorpommern. Sie zeigen:

Anzahl der Leistungsempfänger
Leistungsempfänger im Kreis Ostvorpommern 17.740
davon erwerbsfähige Hilfebedürftige 13.755
Sozialgeldempfänger 3.985

Erwerbsfähige Hilfebedürftige, das sind meist die Langzeitarbeitslosen. Sozialgeldempfänger, das sind die Leute, die im Gegensatz dazu nicht erwerbsfähig sind. Der Autor macht die Arbeitslosen zu Erwerbsunfähigen, einfach so. Natürlich offenbart der Autor damit auch seine Geisteshaltung, die gleiche, die auch andere Hochwertblatt-Redakteure seit 2005 zur Schau stellten.

6 Kommentare:

  1. Anonym23.10.09

    Ein Armutszeugnis für die Sesselfur... oder -Bürohengste oder ... Beamtenschnösel und all die arroganten Weibsbilder und das arschlose Mannsvolk des Greifswalder Rathauses.
    Die Mächtigen der Verwaltungsbude kriegen nichts mehr allein auf die Beine gestellt und sie haben auch kein Interesse, sich helfen zu lassen.
    Das Geld mit vollen Händen ausgeben und dafür bei anderen das Geld kürzen.
    Eine Schande, was der Verwaltung gestattet wird.
    Hier müsste persönliche Haftung geltend gemacht werden.

    Und überhaupt, was macht denn Greifswald anziehend:
    Der verbogende Paragraf vielleicht, weil die ärmsten Greifswalder von Amts wegen am meissten beschissen werden?
    Die Kinderarmut? Die Plattenbaugettos, die extra für Bedürftige reserviert sind?
    Sie sollen doch unter sich sein und woanders will sie keiner haben.
    Greifswald hat schon eine Menge zu bieten, wenn es um Lug und Betrug geht.

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  2. Warum beleidigen Sie die Mitarbeiter im Rathaus. Mit Sicherheit sind sehr viele unter ihnen, die gute Arbeit leisten.
    Außerdem war es die Bürgerschaft, die der Geldausgabe zustimmte, auch wenn es für die Bürgerschaftler schwer war zu erkennen, worüber sie abstimmten. Sie müssten in Haftung genommen werden, weil sie sich den Ausgabepotsne unterjubeln ließen und bisher nichts taten, solche Trickserei der Verwaltung zu unterbinden.

    Noch eins: Wenn Die Stadt eine Menge an Lug und Betrug zu bieten hat, warum gehen Sie dann nicht gegen den Betrug vor, einfach, einem Sie Klage erheben im entsprechenden Gericht?

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  3. Anonym24.10.09

    Es stimmt, es gibt eine Menge vernünftiger Leute im Rathaus.
    Ich meine aber die, die entschieden haben, die Prognos AG mit der Erarbeitung des Leitbildes zu beauftragen.
    Man wird ja sehen, ob und was die Bürgerschaft unternimmt, um dieser Austrickserei ein Ende zu machen.
    Sie können es ruhig als Beleidigung ansehen, was ich hier geschrieben habe.
    Ich erinnere mich bei solchen Themen immer an den Greifswalder, den die Arge gewissenlos in die Obdachlosigkeit getrieben hat oder an die Sklaven, die noch nicht mal wussten, wo sie pinkeln können oder sich mal die Hände waschen dürfen oder an einen bestimmten Bürger, der für unerbrachte Leistungen (Winterdienst oder Strassenreinigung, genau weiss ich es nicht mehr) zahlen soll und dafür vor Gericht ziehen muss.

    Man kann die Verantwortlichen gar nicht genug beleidigen und das Schlimme ist, sie fühlen sich immer im Recht.

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  4. Manfred Peters24.10.09

    Der Bürger, der vor Gericht (Winterdienstkosten als Teil der Straßenreinigungskosten) ziehen musste, bin ich. Ich habe verloren! Mir wurde eine "Rosinentheorie" unterstellt. Vor einer Anfechtung des Urteils im Besonderen vor dem OVG Greifswald wurde mir juristisch abgeraten, da das Kosten-Risikoverhältnis unbeschreiblich ungünstig sei.
    Es ging um ca. 20.000,- € für alle betroffenen Greifswalder. Davon wollte ich selbst nichts abhaben, sondern meinen Anteil von ca.
    129,- € für soziale Zwecke spenden. Mir ging es hauptsächlich um die Nebenkosten finanziell Schwacher. Der Bürgerbeauftragte von MV, den ich das Problem inzwischen dargelegt habe, hat sich auch mit fadenscheinigen Gründen geweigert hier weiter aktiv zu werden.

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  5. Anonym28.10.09

    So ist das eben Herr Peters.
    Dass selbst Juristen oder Rechtsanwälte sich schwertun, gegen Entscheidungen der öffentlichen Ämter anzugehen, hat man schon oft gehört.
    An eine unabhängige Justiz kann man wohl kaum glauben.
    Der Bürgerbeauftragte von MV sollte besser der "Behördenbeauftragte von MV" heissen.
    So ist das aber in allen Bereichen. Es sitzen immer Leute da, die eben doch mehr der Macht zugetan sind.
    Wirklich ein wahres Wunder.
    Was sagt denn die Bürgerschaft dazu?

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  6. Anonym28.10.09

    Es gibt in Greifswald so viele Kinder, die arm sind.
    Hier hätte die Stadt sehr vielen Kindern eine tägliche Mittagsmahlzeit bieten können und das für eine lange Zeit, bis die 60000 € aufgegessen sind.
    Ich will hier keine Rechenbeispiele mehr nennen, wofür das Geld nützlicher hätte verwendet werden können (vielleicht in Schulen oder Kindergärten)
    Ich kann hier nur schlussfolgern, dass Geld grosskotzig und ohne Sinn und Verstand aus dem Fenster geworfen wird und selbst die Bürgerschaft keinen Bezug mehr zur Realität hat, auch wenn die Grünen nun schreiben, sie wurden getäuscht oder haben sich einlullen lassen.
    Es gab in Greifswald auch schon andere OB`s, ein Herr von der W...

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