Behindertes Mädchen über Jahre im Haus versteckt
Kultur des Wegschließens
Was mag in dem Mädchen vorgegangen sein, das neun Jahre das heimische Grundstück nicht verlassen konnte, das nicht zur Schule ging, nicht mit Nachbarskindern spielen durfte? War es unglücklich oder womöglich zufrieden mit seiner eigenen kleinen Welt, weil es nichts anderes kannte? Das sind Fragen, mit denen sich die Psychologen auseinandersetzen werden. ...Wenn das Fragen an Psychologen sind, weil es niemand, die OZ sowieso nicht, weiß, warum schwadronierte der Kommentator darüber. Musste die Spalte gefüllt werden?
Behinderte sind ein selbstverständlicher Bestandteil der Gesellschaft. Auch wenn sich Betriebe aus der Verantwortung stehlen und lieber Ablasszahlung leisten, statt Schwerbehinderte einzustellen. Und Rollstuhlfahrern noch viele unüberwindliche Hindernisse im Weg stehen.Solche Zustände bezeichnet der Kommentator als selbstverständlichen Bestandteil? Behinderte sind nicht selbstverständlicher Bestandteil, nur ist es nicht mehr so schlimm wie vor ein paar Jahrzehnten.
Ganz vergessen hat der Kommentator, wie schwer es Behinderten und ihren Angehörigen gemacht wird die Ansprüche der Behinderten durchzusetzen. Das kann doch nicht selbstverständlich sein.
Der Fall Lübbenow ist ein Einzelfall. Eltern, die sich vielleicht überfordert glaubten mit der Situation.Dieses Dauergeschwätz von Einzelfällen und Alternativlosigkeit ist schwer erträglich.
1. Woher weiß der Kommentator das mit dem Einzelfall? Kennt er alle Haushalte, in denen Behinderte leben? Und was ist mit jenen behinderten Kindern, die ins Heim müssen, weil sich Eltern für ihre Kinder schämen, das aber verbrämen? Ist das nicht genauso schlimm?
2. Es ist wohl nicht in erster Linie Überforderung der Eltern, sondern sie sind mit viel zu wenig Selbstbewusstsein ausgestattet, um es zu wagen, mit ihrem Kind auf die Straße zu gehen. Dass sie sich nicht trauten, ihr Kind zu zeigen - in wie vielen Fällen spielt dabei keine Rolle - ist ein Manko der Gesellschaft. Genau hier müsste die Recherche der OZ beginnen, wollte sie ein Hochwertmedium sein.
Hier kommt eine Kultur des Wegschließens zum Vorschein, die eigentlich schon überwunden schien. Zumindest, wenn es den Nachwuchs betrifft. Wenn Alte zunehmend ins Heim entsorgt werden, ist das schon eher akzeptiert in einer Gesellschaft, die Mobilität und Flexibilität zu Grundtugenden des Arbeitnehmers erklärt hat.Was heißt eigentlich? Diese Kultur ist nicht überwunden. Nur weiß es der Kommentator nicht. Behinderte Kinder werden immer noch unkenntlich gemacht, wie auch immer, weil sie nicht in eine sog. Leitungsgesellschaft passen, Alte ebenso. Sie sind Ballast.
Sehr, sehr tragisch. 9 Jahre nicht aus dem Haus, nicht in die Schule.
AntwortenLöschenNun gut, vielleicht ist dieses Mädchen auch nicht schulfähig. Das kann ich nicht beurteilen.
Wie Sie schon schreiben Lupe, haben die Eltern nicht das notwendige Rückrat, sich mit dem Mädchen auf die Strasse zu trauen.
Ich kann diese Beiträge der OZ nicht lesen.
Aber es gibt Behörden, die wissen, dass dort ein Kind auf die Welt kam.
Es gibt Behörden, die die regelmäßigen Untersuchungen, die sogenannten U-1 bis 8 oder 9, genau weiss ich es nicht, kontrollieren. Meines Wissens liegen diese beim Landesjugendamt oder beim Jugendamt.
Also geht eine Mutter nicht zum Kinderarzt, um diese Untersuchungen durchführen zu lassen, gibt es eine freundliche Aufforderung vom Landesjugendamt oder vom Jugendamt.
Ich denke, das ist in M/V so.
Es gibt eine Schulpflicht in Deutschland.
Es gibt auch Sonderschulen oder Schulen für behinderte Kinder in Deutschland.
Nun, setzen die Eltern diese Pflicht nicht durch, aus welchen Gründen auch immer, ist es Sache des Staates, der Behörden im Interesse des Kindes hier einzugreifen.
Warum ist dies nicht erfolgt?
Will jetzt jemand sagen, haben wir doch? Nach so langer Zeit? Oder wollen sie sagen, das haben wir nicht gewusst?
Ich behaupte, das wollten sie gar nicht wissen.
Das ist mit Arbeit verbunden. Das kostet evt. zusätzlich Geld.
Und wie immer, ist der und der nicht dafür zuständig.
Ich bezweifle, dass es den Behörden auch nur die Bohne interessiert, wie das Mädchen bisher gelebt hat und wie es in Zukunft weiter sein Leben verbringt. Ich behaupte schlicht, dass es den Behörden völlig Schnuppe ist, wie die Eltern mit diesem Problem fertig werden.
Erst einmal nichts tun und wenn einer darauf stösst, na dann müssen wir wohl.
Das ist kein Einzelfall in Deutschland.
Gestern abend habe ich eine Sendung im Fersehen geschaut, die mich bei all meinem Wissen um die Problematik der Jugendlichen in Deutschland, trotzdem schockiert hat.
Dort wurde von Kindern und Jugendlichen aus Hamburg und Berlin, speziell aus Hellersdorf berichtet.
80% der Kinder oder der Familien in diesem Gebiet, die dort in Hellersdorf leben, sind auf Hartz VI angewiesen.
Die Auswirkungen sind katastrophal.
Viele der Kinder und Jugendlichen gehen keinen geregelten Schulalltag nach. Drogenkonsum und Alkoholkonsum sind Normalität.
Diese Kinder haben in meinen Augen keine Kindheit. Die Eltern überfordert mit ihren Problemen, es können nur Geldprobleme sein mit Hartz VI.
Sie flüchten in Drogen, in Alkohol und in die Sexualität. Das hat mich sehr erschüttert. Kinder, die mit 11 Jahren Sex haben. Mädchen, die berichten, sie sind 13, haben mit ca. 60 verschiedenen Jungs oder Männern Sex gehabt.
Das ist das Leben vieler, vieler Kinder in Deutschalnd: Drogen, Alkohol, Sex und das nicht nur zu zweit, ich will das hier gar nicht wiederholen, was unter den Kindern und Jugendlichen Mode ist, die das auch noch schön finden.
Vielleicht, weil auch hier das Internet eine Menge schmutzige Angebote bereit hält.
Wie wird bei diesen Kindern die Schulpflicht durchgesetzt?
So wie ich es verstanden habe, ist es ein Kinderspiel, heute in Deutschland Schulschwänzer zu sein.
Wenn der Staat das noch nicht mal in den Griff bekommt, wie soll er das mit behinderten Menschen regeln?
Für mich ist das nur ein Ausdruck von Desinteresse.
Nun kann jeder meckern, wie er will. Ich bin auch zur Schule gegangen und ich will bestimmt kein bedingungsloser Freund der DDR sein, aber so heruntergekommen sind unsere Kinder zu DDR - Zeiten nicht. Das hätte der Staat niemals zugelassen und hier weiss ich auch, wovon ich rede.
"Nun gut, vielleicht ist dieses Mädchen auch nicht schulfähig. Das kann ich nicht beurteilen."
AntwortenLöschenDas kann niemand aus der Ferne beurteilen. Aber unabhängig davon: Wichtig ist - wie bei allen Kindern! - die Förderung. Wenn z.B. auch ein Kind ohne Behinderung keine Förderung (in welcher Form auch immer, Förderung wäre im hier verwendeten Sinne auch normaler Schulbesuch) erhält, sind die Entwicklungschancen dieses Kindes sehr gering. Da kann man tatsächlich die alte Volksweisheit "Was Hänschen nicht lernt, lernt Hans nimmermehr" anbringen. Heutzutage ist es möglich, auch schwerstbehinderte Kinder in einem gewissen Rahmen in ihrer Entwicklung zu fördern. Zur Förderung behinderter Kinder muss man in Deutschland allerdings Spießruten laufen. Hier ist also der Einsatz der Eltern gefragt.
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"Es gibt Behörden, die die regelmäßigen Untersuchungen, die sogenannten U-1 bis 8 oder 9, genau weiss ich es nicht, kontrollieren."
In M-V ist es seit einiger Zeit trotz datenschutzrechtlicher Probleme sogar so, dass Ärzte melden müssen, welche Kinder an den Untersuchungen teilgenommen haben. Das wird dann mit dem Geburtsregister abgeglichen. Eltern, die ihre Kinder nicht an den (freiwilligen!) Untersuchungen haben teilnehmen lassen, werden angeschrieben. Sollten die Eltern darauf nicht reagieren, muss sich das zuständige Jugendamt einschalten.
Dieses Prozedere ist eigentlich wegen des Datenschutzes so nicht legal, aber bislang hat anscheinend niemand etwas dagegen unternommen, da es dem Wohle der Kinder dient und anscheinend auch keine negativen Nebeneffekte auftreten.
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"Ich behaupte, das wollten sie gar nicht wissen.
Das ist mit Arbeit verbunden. Das kostet evt. zusätzlich Geld.
Und wie immer, ist der und der nicht dafür zuständig."
Zur Verteidigung der Mitarbeiter der zuständigen Ämter muss man aber auch erwähnen, dass die Aufgaben, die zu erledigen sind, nicht weniger werden. Die Personaldichte wird dagegen langsam abgebaut. Das bedeutet letztlich mehr Arbeit für weniger Personal. Dazu kommt, dass es sich oftmal um diffizile Situationen handelt, die entschieden werden müssen.
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"Drogenkonsum und Alkoholkonsum sind Normalität."
Ist Alkohol keine Droge oder warum erwähnen Sie das neben dem allg. Begriff "Drogen" zusätzlich? Ich weiß, dass ist oftmals so üblich, auch in der OZ bspw. Es ist m.E. trotzdem unsinnig.
"Vielleicht, weil auch hier das Internet eine Menge schmutzige Angebote bereit hält."
AntwortenLöschenDas wäre wohl etwas zu stark vereinfacht. Verwechseln Sie bitte nicht Kausalität und Koinzidenz. Anders ausgedrückt: Wenn untersucht werden würde, was die Kinder und Jugendlichen als Nahrung zu sich nehmen, würde man sicher auf eine Quote von nahezu 100% stoßen, das Brot auf dem Speiseplan steht. Eine interessante Gemeinsamkeit, aber es handelt sich dabei natürlich nur um Koinzidenz und eben nicht um Kausalität.
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"So wie ich es verstanden habe, ist es ein Kinderspiel, heute in Deutschland Schulschwänzer zu sein."
Bildungspolitik ist in der Hauptsache in der Kompetenz der Bundesländer selbst, nicht der Bundesregierung. Das liegt im Föderalismus der BRD begründet. Angela Merkel hat mit der Föderalismusreform sogar dafür gesorgt, dass die Kompetenzen der Länder auf diesem Gebiet noch verstärkt werden, sodass die Bundesregierung in Sachen Bildung noch weniger festlegen kann. Und dass nur, damit Frau Merkel sich dann mit dem von ihr initiierten Bildungsgipfel als in dieser Angelegenheit engagierte Politikerin zeigen kann.
Das aber nur am Rande. Wie also mit Schulschwänzern umgegangen wird, unterscheidet sich eben prinzipiell danach, wo der Schulschwänzer schulpflichtig ist. Allerdings war es auch schon vor der Föderalismusreform in der BRD allg. üblich, dass bei Schulschwänzen durch minderjährige Schüler die Eltern kontaktiert wurden. Wenn diese sich darum dann nicht kümmern, ist das ein anderes Problem. Letztlich kann eine Schule gegen dauerhafte Schulschwänzer - je nach Landesschulgesetz - Konsequenzen ziehen: Von Sanktionen bis zum Schulausschluss.
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"[...] ich will bestimmt kein bedingungsloser Freund der DDR sein, aber so heruntergekommen sind unsere Kinder zu DDR - Zeiten nicht. Das hätte der Staat niemals zugelassen und hier weiss ich auch, wovon ich rede."
Für meine Begriffe haben Sie hier eine verzehrte Wahrnehmung bzw. Erinnerung. Auch in der DDR gab es "heruntergekommene" Familien und somit Kinder. Das müste ich aber wahrscheinlich sehr ausführlich erläutern. Dazu ist hier aber nicht der Ort und die Zeit dazu fehlt mir auch.
Anonym, da haben Sie sehr viel und sehr schön geschrieben.
AntwortenLöschenFür mich ist das ein gesamtgesellschaftliches Problem.
Es gab auch in der DDR Problemfamilien.
Allerdings haben die Ämter dort frühzeitiger reagiert.
Ihre Fragen verstehe ich allerdings nicht.
Um nochmal darauf zurückzukommen: "Die Eltern müssen Spießruten laufen"
AntwortenLöschenDas ist schon traurig genug.
"Hier ist der Einsatz der Eltern gefragt."
Die Eltern sind doch meist eh`schon belastet.
Spießrutenlauf, das ist das richtige Wort.
Anstatt zu helfen, wird diesen Menschen das Leben noch schwerer gemacht.
Ich will hier gar nicht pauschal auf alle Behördenmitarbeiter meckern, aber es gibt viele, die sich dabei wohlfühlen, andere Spießruten laufen zu lassen.
Viele Behördenmitarbeiter lassen gern Spießruten laufen?
AntwortenLöschenDas glaube ich nicht, denn die Erfahrung habe ich nicht gemacht. Was mir häufig auffiel: fehlendes Spezialwissen einzelner Mitarbeiter, aber nicht nur in Behörden. Wer da nicht aufpasst, kann sich so z.B. um manchen Euro bringen.
Das ist ja das Dilemma. Wer, wenn nicht die Mitarbeiter in den Behörden, soll es dann wissen?
AntwortenLöschenSchließlich sind sie da, um die Menschen zu beraten.
Naja, aber das ist wieder ein weites Feld.
Arbeitslosengeld, Rentenanspruch, Wohngeld usw.
Meine Erfahrung mit Behörden und meinem eigenen Kind haben mir sehr viel Kraft gekostet.
@lupe:
AntwortenLöschen"Viele Behördenmitarbeiter lassen gern Spießruten laufen?
Das glaube ich nicht, denn die Erfahrung habe ich nicht gemacht."
Diese Aussage bezog sich explizit auf Eltern, die sich wegen Förderung ihrer behinderten Kinder an zuständige Behörden wenden. Diese (also die Behörden) sorgen dann meist eher dafür, dass behinderte Kinder nicht entsprechend ihrer Fähigkeiten gefördert werden, sondern eher ausgegrenzt.
Exemplarisch hier ein Link zu SpOn:
BERICHT DER BUNDESREGIERUNG: Behinderten-Integration mangelhaft
http://www.spiegel.de/schulspiegel/wissen/0,1518,636184,00.html
Unter dem Artikel dort finden sich noch Links zu weiteren Artikeln auf SpOn ähnlichen Inhalts.