23. Juni 2009

Schönwetterzeitung

Als langjährig aktiver Börsianer und erfahrener Charttechniker sehe ich die Rally seit März mit massiver Skepsis. Ich bin kein "Apokalyptiker", gehe jedoch von der (Weiter)Entwicklung eines "Big Bang", i.S. eines großen Dämpfers für das kapitalistisch-technokratische System, aus.

Vielleicht wird die Geschichte die "März-Rally 2009" einmal als "Phase der großen Täuschung" im Bärenmarkt 2007 bis 2010/11...(?) definieren

Und die OZ? Sie verbreitet auf einem Gutteil der Titelseite den Wetterbericht mit großem Aufmacherfoto:

Sommer in Sicht
Leonie (4) sieht ihn schon ganz deutlich — den Sommer. Warm, sonnig, trocken. ...
Wird die OZ auch das nächste große Regengebiet mit Aufmacherfoto auf der Titelseite ankündigen?
Und die OZ-Wirtschaftsweisen kopierten:
ifo-Index steigt zum dritten Mal in Folge
Die Stimmung in der deutschen Wirtschaft hat sich im Juni weiter aufgehellt. Der ifo-Geschäftsklima-Index verbesserte sich von 84,3 Punkten auf 85,9 Punkte. Das ist der dritte Anstieg in Folge. ...
Das ist noch nicht einmal die halbe Wahrheit. Wenn schon Umfrageergebnisse vervielfältigt werden, für die OZ-Leser sogar Geld ausgeben, obwohl sie sie kostenlos erhalten können, dann doch auch dies:

ifo-Geschäftsklima: Erwartungen hui, Lage pfui!

... FAZIT: Der ifo-Geschäftsklimaindex kann sich den dritten Monat in Folge verbessern. Maßgeblich verantwortlich zeigt sich hierfür die neuerliche Aufhellung bei den Geschäftserwartungen. Auf der anderen Seite gibt die Lagekomponente minimal nach und markiert damit ein neues historisches Tief. ...
Hervorhebung von mir

Und diese Schlussfolgerung werden Sie in der OZ nicht lesen:

Gedanken zur Zeit 1368 22-06-09: Was sagt "3.0/2.5/1.3/-5.6/-1.0"?

Das sind nach Internationalem Währungsfond die jährlichen prozentualen Entwicklungsraten der deutschen Volkswirtschaft von 2006 bis 2010, wobei die letzten beiden Jahre Prognosen darstellen, die auch noch unterboten werden können. Zusammen errechnet sich ein Jahresdurchschnitt von genau 0.0 %. Also schlicht in der Addition fünf total verlorene Jahre. Die letzten zwei schlechten Jahre sind die Quittung für die künstlich per Exportkredit geschönten vorangegangenen Jahre. Bei der gleichen Rechnung kommt man für die gesamte Eurozone auf 0,4 %, wobei der Eurozonendurchschnitt von Deutschland etwas heruntergezogen wird. Für die USA errechnen sich noch 0,6 %.

Es war vor allem ein Experiment in neoliberaler Globalisierung. Das ist schief gegangen. ...

Die OZ war vor 20 Jahren schon einmal eine Schönwetterzeitung.

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