20. Juni 2009

Journalismus nach Art des Hauses - drei Beispiele, einThema

Die OZ zu beobachten wird zunehmend langweilig, ja sogar öde, weil sich die Arbeitsweise keinen Deut zum Besseren ändert. Als ich heute die Artikel über die Erdgastrasse las, wurden mehrere Parallelen zur sog. Berichterstattung über das Kohlekraftwerksprojekt deutlich.

Der Usedomer Lokalchef schrieb wie schon 2007 kritikfrei und einseitig einen PR-Artikel über das Vorhaben:
Pipeline-Bauer wollen 2010 loslegen
Merken Sie es auch? Sie möchten ja so gerne, doch was hindert sie daran?
Mit insgesamt 45 Einwendungen, die etwa 250 verschiedene Fragestellungen aufwerfen, haben sich die Beteiligten der Erörterung zu befassen. ...
Das ist schlimm, schon wieder diese Hemmschuhe des Fortschritts, des Segens, der über die Region kommen soll. Und wer hemmt vor allem den Fortschritt in Vorpommern?
Die meisten Fragen würden sich erwartungsgemäß auf mögliche Umweltauswirkungen des Baues und Betriebes der 1220 Kilometer langen Gasleitung, die vom russischen Wyborg bis ins vorpommersche Lubmin führt, beziehen. ...
Das wars zu den möglichen Umweltauswirkungen, können also nicht von Bedeutung sein, dass sie nur einen Satz wert sind. Umweltverbände zu fragen oder andere Einwender, kam dem Lokalchef nicht in den Sinn. Seit 2007 hat er nichts hinzugelernt.
Außerdem wurde und wird das Thema Munitionsaltlasten auf dem Meeresboden strapaziert. ...
Jaja, das Thema Umweltschutz wird strapaziert und das Thema Munition auf dem Grund der Ostsee auch. Da will ein Unternehmen Segensreiches über die Region bringen und dann kommen diese Querulanten und lassen die Segensbringer noch nicht loslegen.
Munition wurde reichlich gefunden, wird dann eingestanden:
Gefunden wurden ... Minen und Bomben aus dem Zweiten Weltkrieg vor Finnland, Schweden, Dänemark und Russland. Die Rede ist von 50 Objekten ...
Doch etwa die Hälfte des Artikel verschwendete der Lokalchef auf den zusätzlichen Segen, den das Unternehmen über Vorpommern bringen wird:
Ausgleichsmaßnahme im Usedomer Norden
Der Lokalchef verschwendete 186 Wörter, um die Ausgleichsmaßnahmen in epischer Breite zu beschreiben. Für die Einwendungen zum Umweltschutz war ein Satz übrig.

Das ist ausgewogene Berichterstattung nach Art der Usedom-Redaktion, Wiedererkennungseffekt: 100 Prozent.

Noch schärfer geht der Greifswalder Lokalchef die Sache an. Für ihn ist das Genehmigungsverfahren bereits entschieden, denn:
Ostsee-Pipeline: Start ist 2010
Die Möglichkeitsform wählen? Ja wo kommen wir denn da hin!
Leserverblödung Journalismus nach Art des Hauses!

Alle schlechten Dinge sind drei, denn jemand schrieb auf der OZ-Landesseite:
Schweden bremst Ostsee-Pipeline
Eine Ungehörigkeit sondergleichen, diese Bremser aber auch! Stimmt nur nicht ganz, denn Finnland bremst ebenso:
Das Milliarden-Projekt einer Ostsee-Gasleitung von Russland nach Greifswald gerät unter immer größeren Zeitdruck. Wie ein Sprecher des schwedischen Umweltministeriums gestern in Stockholm bestätigte, haben die Behörden seines Landes die Frist für ihre Stellungnahmen von Juni auf Ende August verlängert. ...
Jaja, schlimmschlimm, die wollen so richtig loslegen und dann diese Bremser!

Als ich den nachfolgenden Textabschnitt las, dachte ich, ich lese, was Dong-Vertreter Gedbjerg einst immer wieder predigte und was die OZ nachbetete:
Drei Tage vor Beginn der Erörterungen zum deutschen Genehmigungsverfahren äußerte sich der Projektleiter des Betreiberkonsortiums ... optimistisch, dass es für den 81 Kilometer langen deutschen Abschnitt "keinen Bedarf an Nachbesserungen" geben werde.
Jaha, kennen wir doch (nur die OZ-Redakteure haben es lieber vergessen). Nur dass Dong bis heute nicht alle Unterlagen eingereicht hat und die Landesbehörden mittlerweile Dong anbetteln, nun doch endlich die fehlenden Unterlagen zu schicken. Jeder andere Investor wäre wegen Unfähigkeit längst verjagt worden. Dennoch predigen selbsternannte Unratgeber seit Wochen, dass nun alles gut sei und keine Hemmnisse mehr bestünden, die Giftschleuder am Bodden zu bauen, und die OZ verbreitete die neuerlichen Lügen wie die alten.

Und wie ist das mit den Trassenbauern, die für den deutschen Abschnitt keinen Nachbesserungsbedarf sehen? (Halten die die Landesbehörden für weniger genau, als die anderer Länder?):
Aus dem Umweltministerium in Stockholm hieß es zu der Fristverlängerung um gut zwei Monate, Nord-Stream habe "wieder einmal" unvollständige Unterlagen eingereicht. Auch Finnland will seine Stellungnahmen nun erst bis Ende August abgeben.
Schauan, Unterlagen nicht vollständig, alles nicht so schlimm, lasst sie endlich loslegen.

1 Kommentar:

  1. Anonym22.6.09

    und vor allem finden diese Erörterungen unter Ausschluss der Öffentlichkeit statt, den aus dem Dong Anhörungsverfahren hat man ja gelernt. Diese Bremser (Anwohner)stören nur!

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