15. April 2009

Krise: Wer Schuld trägt - und es nicht will

Versager in der Krise
Schuld der Banker


... Niemand verlangt, dass die Banker, die giftige Papiere gehandelt und ihre Bank ganz oder fast in den Abgrund gerissen haben, Harakiri begehen. Aber echte Selbstkritik, Eingeständnis von grundsätzlichen Fehlern und ein Schuldbekenntnis wären nicht schlecht.

Daran fehlt es sehr. Gängig ist stattdessen eine neue Kollektivschuld-These: Es seien ja alle schuld oder mitschuld am Desaster; die ganze Gesellschaft habe irgendwie ihren Anteil an der Wirtschaftskrise; jeder habe doch vom Hype profitieren wollen, ohne zu fragen, wie dieser zustande kommt. Die Schuldigen, die früher nie groß genug tun konnten, machen sich auf diese Weise klein. ...

Neuerdings schieben sie die Schuld auch gern auf den Staat: Der Staat habe eben den Markt nicht gut reguliert. Regulierungsversagen aber sei ein Staatsversagen, kein Marktversagen. Dieses Reden ist von gehöriger Chuzpe. Wer so redet, ist in der Krise so verantwortunglos wie vor der Krise. Er redet wie der Brandstifter, der sich darauf hinausredet, dass der Brandschutz zu lasch gehandhabt worden sei. ...

Schuld an der Ablagerung des Giftmülls im internationalen Finanzsystem sei letztendlich der Staat: der habe das nicht verhindert. Er hätte eben besser regulieren müssen, hohe Geländer, also Sperren bauen müssen, um die Flucht der Banken in die Steueroasen und die Gründung von Raubritterbanken in diesen Steueroasen zu verhindern. Weil der Staat den Tätern nicht in den Arm gefallen sei, sei er in Wahrheit schuld an dem Desaster. ...

Bei dieser Argumentation versagt aber offensichtlich das Erinnerungsvermögen derer, die so argumentieren: Der Staat hat nämlich nicht "versagt", sondern genau das getan, was die Ideologen des völlig freien, ungezügelten Marktes verlangt haben: Der Staat hat sich aus dem Finanzmarkt forderungsgemäß weitgehend herausgehalten.

Es fand also in der Tat keine oder kaum eine Kontrolle statt, wenn die Banken ihre dubiosen Geschäfte in Zweckgesellschaften auslagerten; das war nicht Schlamperei, Leichtsinn, Lustlosigkeit, Lethargie, Überforderung der Staates - das war so gewollt. Das angebliche Versagen der Finanzkontrolle war kein Versagen, sondern die konsequente Durchsetzung der Ideologie des freien, sich selbst kontrollierenden Marktes.

Der Staat war nicht Versager, sondern Verführter. ...

Das entspricht fast meinem Bild von den Politikern als Marionetten.

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