19. März 2009

Über Behördengläubigkeit und Spatenstiche

Zu den verrotteten Booten:
Rücksichtslos
Kaum zu glauben: Noch zu Beginn der 90er Jahre kümmerten sich Ehrenamtler aufopferungsvoll um den Erhalt der Kulturschätze in Mecklenburg-Vorpommern. Schon bald jedoch mussten sie "Verwaltungs- und Wissenschaftsprofis" weichen. Wie der zuvor in Hamburg tätige Professor Friedrich Lüth, von 1992 bis 2006 Leiter des Landesamtes für Bodendenkmalpflege in Schwerin, kamen viele aus dem Westen. Der Osten bot manchem nur durchschnittlichen Forscher eine bis dahin ungeahnte Karrierechance. ...
ein Ergebnis der Kolonisierung, genannt Wiedervereinigung.

Dazu fällt mir zweierlei ein:

1. Was haben die Mitarbeiter unternommen, um die Boote zu retten? Hatten sie Schiss inne Büx? Oder auf hochdeutsch: Waren sie feige?

2. Wer Behörden vertraut, macht einen grundsätzlichen Fehler. Deshalb haben sich die Bürgerinitiativen gegen das Kohlekraftwerk nichts von Gutachtern und Schein-Experten vormachen lassen, von Bonzen schon gar nicht (im Gegensatz zur OZ), lieber nachgerechnet und haufenweise Fehler gefunden. Hätten sie den Behörden vertraut, würde das Werk jetzt gebaut und Minister Seidel hätte nach dem ersten Spatenstich mit wichtigem Gesicht herumgestanden.
Natürlich ist das eine verkehrte Welt, dass Bürger, die mit ihren Steuern den Behördenapparat bezahlen, um dann nochmals zu bezahlen, damit sie dem Apparat nachweisen können, welche Fehler z.B. Antragsteller Dong machte. Das ist Irrsinn, aber gewollter, also gewollte verkehrte Welt, die viele schon lange nicht mehr wahrnehmen.

Apropos entgangener Spatenstich:
Spatenstichfotos sind mit den sog. Sackhalterfotos (Sturmfeld-Leser wissen Bescheid.) Bilder der übelsten Sorte. Früher habe ich auch über Spatenstiche berichtet; würde ich schon lange nicht mehr machen. Sollen die doch mit ihren Spaten stechen, wohin sie wollen.

Einen der blödesten Spatenstiche habe ich vor ein paar Wochen in den Nachrichten gesehen - dort wird Ihnen also auch solch ein Käse vorgeführt, den Sie mit Ihren Rundfunkgebühren und Steuern bezahlen. Armeeminister Jung stach mit Egalwem in Afghanistan, D am Hindukusch verteidigend oder besser: Steuergeld verschwendend.
Ich dachte, ich sehe nicht richtig, denn zuvor war den Stechern ein Sandwall hingeschüttet worden, weil sie die Spatenblätter nicht in die ausgetrocknete afghanische Erde hineinbekommen hätten. So etwas ist kompletter Irrsinn, vom Öffentlich-rechtlichen als Nachricht gesendet.

Nicht viel besser war dieses Spatenstichfoto gestern in der Greifswalder Zeitung, und dann auch noch Aufmacherfoto auf Lokalseite eins:

Gestern vollzogen WVG-Geschäftsführer Klaus-Peter Adomeit (2.v.r.), Aufsichtsratsvorsitzender Edgar Prochnow (2.v.l.) und die Technische Leiterin Iris Vogel (r.) den ersten Spatenstich
Aha, drei Personen werden benannt, und die Technische Leiterin ist ganz rechts zu finden. Wenn schon so ein Stecherfoto, dann doch bitte komplett beschriftet, denn wer sind die 4. und 5. Person und warum ist Frau Vogel (r.) männlich?

Wegen solcher Kinkerlitzchen sollte ich mich nicht so haben, wird mancher meinen. Doch genau da fängt die Glaubwürdigkeit eines Mediums an.

Wichtiger ist jedoch, darauf hinzuweisen, dass Inthronisierungen, Spatenstiche und durchschnittene Bänder immer wieder in der Zeitung abgebildet und beschrieben werden. Doch dann können die Inthronisierten, Stecher und Schnippler machen, was sie wollen, Journalisten kümmern sich so gut wie gar nicht drum, siehe die verrotteten Einbäume.

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