24. Februar 2009

"Es gibt kein Argument für Kohlekraftwerke"

OZ-Leser kennen viele Argumente der Kohlekraftwerksgegner nicht. Diese könnte die OZ auch ihren Lesern anbieten, wenn sie nur wollte, z.B. auf einer Blickpunktseite, statt einer über ebay.

Hier können Sie lesen, was für die Bürgerinitiativen aus energiepolitischer und technischer Sicht gegen Kohlekraftwerke spricht:

Geht uns (der Wirtschaft) das Licht aus?

Ja, die reale Gefahr besteht.
Durch Überspannung infolge regelresistenter Überkapazitäten, besonders für unsere Region. Kohlekraftwerke sind regelresistent Bis zu 4000 MW Windenergiespitzenleistung könnten im Norden des Vattenfall-Versorgungsbereiches nicht herunter geregelt werden.

Mit der rechtlich “verbrieften Vorfahrt“ wird die notwendige regelnde Einsenkung neuer Kraftwerke als Sicherheit für die nicht steuerbare (volatile) Windenergie durch die gültige Kraft-Netzanschlussverordnung (Kraft-NaV) blockiert.

Guter Strom zur rechten Zeit?
Fehlanzeige, da im druckfrisch novellierten Erneuerbaren-Energien-Gesetz (EEG) die notwendige Sicherheits-Reserveregelung als sinnvoller Anreiz vergessen wurde. Flankierend zum EEG sind Regel-, Speicherkapazität und Netzausbau unverzichtbar. Nur als “Dreierpack“ kann das funktionieren.

Neue fossile, regelresistente Kraftwerke im Norden sind Gift für das Netz!
Allein mit den beiden vorgesehenen riesigen Gaskraftwerken in Lubmin von über 2500 MW erzeugt MV die vierfache Strommenge des eigenen gegenwärtigen und künftigen Verbrauchs (trotz zunehmender Industrialisierung). Technisch wären diese gut regelfähig zu konzipieren, aber da sind die gesetzlichen Rahmenbedingungen falsch.

Für neue fossile, regelresistente Großkraftwerke lässt sich (über die bereits genehmigten Kraftwerke hinaus) kein technisch-sachliches, kein beschäftigungspolitisches, kein wirtschaftlich-fiskalisches und kein solidarisches Argument finden und eine zusätzliche Förderung für solche gering innovative Technik ist absurd.

Wie soll die Vattenfall-Europa AG die Wind-Leistungsüberschüsse ausregeln bzw. puffern? Da hilft nur der Verkauf von Netz und damit Regelverantwortung. Denn Regelmöglichkeiten hat sie im Norden nicht:
- Das sinnvolle, im Norden einzige Pumpspeicherwerk Geesthacht steht (aus wirtschaftlich-fiskalischen Gründen),

- die gut regelbaren Siedewasser-Kernkraftwerke Krümmel und Brunsbüttel stehen (aus technischen und politischen Gründen),
- Regelkapazität durch zunehmende Anzahl von kleinen Biogasstromerzeugern entfällt wegen fehlendem Anreiz,
- der überfällige Netzausbau (zur Vergleichmäßigung von Spitzenlast und Spitzenüberschuss) kommt nicht voran und
- Regelkapazität weit entfernt (im Süden des Versorgungsbereiches) ist ineffizient.
Oder will man es künftig wie Eon machen: Windbetreiber vom Netz schalten und Schaden-ersatz aus der “Portokasse“ (oder noch besser vom Steuerzahler) begleichen?

Für Nachhaltigkeit müssen zuallererst die richtigen gesetzlichen Rahmenbedingungen auf den Weg gebracht bzw. diese korrigiert werden. Denn nur so lassen sich CO2-Einsparungen im Einklang mit den Zertifikaten, Verringerung der Importabhängigkeit von fossilen durch erneuerbare Energieträger und ein ausgewogener Energiemix erreichen.

Für diese Hausaufgaben ist der Bund bzw. der Bundestag in Berlin gefragt!

Im Glauben an die heilenden Kräfte des Marktes alles den Energiekonzernen überlassen, kann fatal sein, wie die Finanzmarktkrise zeigt. Gewinne haben die Energiekonzerne ausreichend angehäuft – da fällt ihnen nur der Bau von Großkraftwerken im Ausland ein. Besser wäre z.B. eine zukunftsfähige Generation von elektronischen Stromzählern (mit Mehrtarifsystem, automatischer Stromangebotsumstellung, Verbrauchs-Momentanzeige und Fernablesung) “auf dem Weg zu bringen“? – Das ist ureigenste Aufgabe der Energieversorgungsunternehmen !

Das würde tausend neue Arbeitsplätze schaffen – in der Krise. Der Stand von Wissenschaft und Technik erlaubt es, und schließlich ist das Prinzip der gebräuchlichen Zähler des Stromverbrauchs fast 100 Jahre alt. Oder wie steht es mit der Transmutations-Forschung, Energiespeicherung, Repowering und Weiterentwicklung der Hochspannungs- und HGÜ-Trassen etc., um nur einige zu nennen? Es kommen zu wenige Innovationen von den Energieversorgungsunternehmen.

Solche Themen lässt sich die OZ seit zwei Jahren entgehen. Stattdessen werden längst widerlegte Argumente der Befürworter vervielfältigt.

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