28. November 2008

Vom Sinn der Wörter

Ich hatte es geahnt: Die OZ macht jetzt die Öffentlichkeitsarbeit für die zukünftige "Natur- und Erlebniswelt" in Heringsdorf, heute mit einer halben Seite des wohl doch nicht so wertvollen Platzes in der Zeitung.
Dicker Brocken aus Brasilien ist da
Keiner kommt im Rausch der Reklame-Kampagne darauf, daran zu zweifeln, dass sowohl eine Naturwelt als auch eine Erlebniswelt gezeigt werden soll. Ich kann mir zwar eine Naturwelt vorstellen, denn das ist die gesamte Erde, inklusive Atmosphäre, die nun also in Heringsdorf gezeigt werden soll. Wie das möglich sein wird, darauf bin ich nicht gespannt, denn es unmöglich. Eine Erlebniswelt kann ich mir von vornherein nicht vorstellen. Was soll das sein? Wer weiß das?

Es handelt sich dabei um ähnlichen Wortmissbrauch wie der des Wortes Park.
Park [englischer] Garten, Grünanlage, grüne Lunge, Grünfläche, Parkanlage; (früher): Lustgarten.
© Duden - Das Synonymwörterbuch, 4. Aufl. Mannheim 2007 [CD-ROM]
So las ich schon von Industrie- und Gewerbeparks - ein Widerspruch in sich, doch nicht für die OZ. In einem Reklameartikel über die CO2-Abscheidung, die sich erledigt hat und nichts anderes ist als ein allzu durchsichtiges Feigenblatt der Energieerzeuger, stand am 10. September:
Das 30-Megawatt (MW)-Projekt im Industriepark Schwarze Pumpe kostete 70 Millionen Euro und wurde in gut zweijähriger Bauzeit realisiert.
Das ist blanker Hohn!

Dies vom 20. September stimmt fast, denn dieser sog. Industriepark steht fast leer, ist noch Acker und Wald, also völlig unbedeutend:
„Regional bzw. überregional bedeutsame gewerbliche und industrielle Standorte“ genannte Industriepark Pommerndreieck
Hier noch ein besonders krasses Beispiel für Volksverblödung, das die OZ am 13. September lieferte:
Das dänische Unternehmen will im Lubminer Industriepark ein Steinkohlekraftwerk errichten.
Dass aber Lokalredakteure ihr Handwerkszeug, die deutsche Sprache, nicht ausreichend beherrschen, zeigt auch, dass seit gestern eine Druse ein Stein ist und ein Amethyst eine Druse, allerdings nur in der OZ. In der Wirklichkeit ist das nicht möglich.
Wertvoller Stein am Haken weckt Vorfreude auf touristische Attraktion
Die größte Angst der Aussteller Sabine und Hilmar Lehmann war, dass der Amethyst auf den letzten Kilometern zerbricht. Doch alles ging gut. ...
Da bin sogar ich froh, auch wenn die Amethystkristalle in der Druse wahrlich nichts Besonderes sind. Allein das Ausmaß der Druse ist bemerkenswert, obwohl:
Die schönsten Drusen stammen in aller Regel aus Brasilien und können mannshoch sein.
Es ist also kein Stein, der heil anlangte, auch kein Amethyst, sondern eine Druse, in der Amethyste wuchsen. Ist doch gar nicht schwer zu verstehen.

Das Schlimme an dieser falschen Wortwahl in der Usedom-Peene-Zeitung ist, dass ich natürlich immer vorsichtiger werde mit allen Aussagen, die ich in dem Blatt wie in der gesamten OZ lese. Die OZ verliert durch diese Schlamperei an Glaubwürdigkeit.
Wenn solche einfachen Zusammenhänge grundfalsch geschildert werden, was habe ich da zu erwarten, wenn Kompliziertes zu berichten ist? Der einfachste Weg (den die OZ spätestens mit der Fast-Nicht-Berichterstattung über die Anhörungen zum Kohlekraftwerk beschritt) ist, einfach nichts zu berichten. Immerhin erfahren die Leser dann nichts Falsches. Aber kann das der Sinn der Berichterstattung sein?

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