18. Oktober 2008

Leitartikel: Erst klare Worte, dann Informationsnebel

Endlich hat jemand von der OZ nach ichweißnichtwievielen Schönschriften ein paar klare Worte geschrieben, nachdem sie anderswo schon vor Tagen zu lesen waren, aber immerhin:
Klotzen und Klagen
... Das soeben eilends abgesegnete Rettungspaket steht nicht nur für effektives Krisenmanagement - es ist vor allem auch eine gigantische Konjunkturspritze. Nachdem der Geldkreislauf global ins Stocken geraten war, ist längst auch die sogenannte Realwirtschaft vom rapiden Vertrauensverlust in der Finanzbranche getroffen. Die Autobauer leiden darunter, Maschinen- und Schiffbau bangen um Kredite. Es zeichnet sich also ab, was schon bei den großen Finanzkrisen Ende der 20er Jahre oder Ende der 90er in Asien geschah - sie schlagen auf die Wirtschaft durch. ...

Doch wenn die Konjunktur, ganz simpel gesagt, die allgemeine Geschäftslage widergibt, dann sieht diese für Deutschland insgesamt bei weitem so düster nicht aus, wie sie einige Politiker (wohl auch in vorauseilendem Wahlkampf) ausmalen. Die hiesige Wirtschaft brummt noch immer, der Arbeitsmarkt bleibt von der Krise nach wie vor verschont, und der Verbraucher streikt noch längst nicht - auch wenn er verständlicherweise zurückhaltender geworden ist. ...
Ja, da haben wir den Zweckoptimismus, geschöpft aus Informationsnebel, schon wieder, ganz OZ, ganz Regierungsblättchen.

Die hiesige Wirtschaft brummt? Was heißt das? Geht es den Arbeitnehmern und jenen die keine Arbeit haben immer besser, oder im OZ-Jargon: brummt ihre Bessergeherei? Nein, sie haben weniger Geld als früher zum Ausgeben. Sie haben in MV z.B. stattdessen eine seit Monaten deutlich höhere Inflationsrate als im Bundesdurchschnitt (Zahlen, mit denen die OZ-Leser verschont werden). Deshalb hat es nichts mit Zurückhaltung oder gar Verbraucherstreik zu tun, sondern einfach damit, dass viele Leute in jedem Monat ihr gesamtes Geld ausgeben müssen, um nicht zu hungern oder zu frieren. Sie würden sofort mehr Geld ausgeben, hätten sie welches im Verhältnis zu der relativ kleinen Gruppe in MV, die sparen kann.

So klar die Worte zu Anfang seines Kommentars waren, so sehr verschleierte er schließlich die Verhältnisse im Land. Das sollte kein Journalist tun, auch nicht in einem Leitartikel.

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