14. Oktober 2008

Finanzkrise: Sind ja nur Bürgschaften

Wird alles nicht so schlimm! Sind ja nur Bürgschaften! Das wird so oft betont, das Vorsicht geboten ist, denn (ich weise zum dritten Mal darauf hin):

Milliardenschaden für Deutschland
Lehman-Pleite belastet Einlagensicherung


Auf den Einlagensicherungsfonds der deutschen Banken rollt nach dem Zusammenbruch von Lehman Brothers ein großer Schadensfall zu. Der Chef der deutschen Finanzaufsicht beziffert den gesamten Verlust für nicht-amerikanische Gläubiger auf 300 Mrd. $. ...
Auch der deutsche Einlagensicherungsfonds ist davon betroffen. Denn über die Deutschland-Tochter der Investmentbank, die Lehman Brothers Bankhaus AG, hat das insolvente Institut hierzulande mehrere Milliarden Euro Schulden gemacht, für die der Sicherungsfonds einstehen muss. In Branchenkreisen war in den letzten Wochen von geschätzten 6 Mrd. Euro die Rede. ...

Und noch dies:

global news 1253 13-10-08: Die Leichen können in den Schränken der Banken bleiben

... Zu den Leichen gehören auch viele Verpflichtungen aus den sogenannten Credit Default Swaps (CDS) mit denen man Forderungen gegen Ausfall versichern kann, indem man Wetten auf den Ausfall oder Nicht-Ausfall abschloss. Dadurch, daß CDS-Kontrakte sogar abgeschlossen wurden, ohne dass der Versicherungsnehmer überhaupt die Anleihe besitzen musste, explodierte der Markt auf 62 Billionen Dollar (Abb. 03740), mehr als das Bruttoinlandsprodukt der ganzen Welt in einem Jahr. Es sind also teilweise reine Spekulationspapiere für institutionelle Anleger (nicht kleine Bankenkunden) geworden, ähnlich wie die Spekulation auf Rohstoffe von Anlegern betrieben wird ...

Die CDS sind lediglich Verträge privater Natur, die völlig intransparent zwischen zwei Parteien per E-Mail oder Instant Messaging abgewickelt werden. Daher weiß derzeit niemand, wie viele CDS von welchen Institutionen gehalten werden und auf welche Unternehmensanleihen oder Kreditpakete sie lauten. Derzeit brennen die von der Pleite gegangenen Lehman-Bank eingegangenen CDS-Verpflichtungen lichterloh. Bei Lehman-CDS müssen die Anbieter der Policen jetzt 91 % der versicherten Summe zahlen, zusammen etwa 400 Mrd Dollar. Die Lehman-Pleite ist jetzt zum größten Stresstest für den Markt geworden. ... Übrigens: Die Deutsche Bank ist der weltweit zweitgrößte Verpflichtete aus CDS und könnte damit die zweitmeisten CDS-Leichen im Schrank haben (Abb. 03756).

Und weil wir schon mal dabei sind, die Bilanzierung der Banken zu verändern, wird nun auch noch das Insolvenzrecht für alle Unternehmen entschärft. Künftig müssen Unternehmen trotz finanzieller Schwierigkeiten nicht Insolvenz anmelden, wenn sie "voraussichtlich mittelfristig" wieder zahlungsfähig sind. Nach derzeitigem Recht sind Geschäftsführer verpflichtet, innerhalb von drei Wochen nach Eintritt der rechnerischen Überschuldung Insolvenz zu beantragen. Da nun nach Ansicht der Bundesregierung die aktuelle Finanzkrise zu erheblichen Wertverlusten insbesondere bei Aktien und Immobilien geführt habe, müssen Unternehmen trotz einer vorübergehenden bilanziellen Unterdeckung keinen Insolvenzantrag stellen, wenn sie nach eigener Erwartung voraussichtlich mittelfristig ihre Zahlungen leisten können. Eigentlich sollte das Insolvenzrecht ja dem Gläubigerschutz dienen. Doch der wird nun mit einem vagen Rechtsbegriff einfach tiefer gehängt. Die ausgebremsten Insolvenzen wird die Regierung sicher als Erfolg ihrer Wirtschaftspolitik ausweisen. Warum wartet man nicht einmal ab, ob sich nun nach dem Krisenpaket für die Banken auch die Börsen erholen (heute ging es doch schon mehr als 10 % nach oben)?. Oder sind die Gründe etwa nur vorgeschoben und fürchtet die Regierung in Wahrheit die Insolvenzspuren des konjunkturellen Abschwungs? Künftig kann man sich jedenfalls weder auf die Bilanzen der Banken noch anderer Unternehmen wie in der Vergangenheit verlassen. Die Krise macht's möglich. Ob das Vertrauen schafft, mag bezweifelt werden.

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