14. Oktober 2008

Ein Fall von Banker-Demut

Es wird neuerdings von Moral und Bescheidenheit, ja von Demut gefaselt und von vielen Medien weitergegeben, meist gegen Bezahlung. Ein Beispiel von Demut lieferte ich gestern, hier noch eines:

Wie Bankmitarbeiter versuchen, eine Handelsblatt-Umfrage zu manipulieren

In der vergangenen Woche erlebte eine unserer Umfragen auf Handelsblatt.com einen bemerkenswerten Umschwung. Sie stellte die Frage, welche Anlageformen die Leser unserer Homepage derzeit bevorzugen. Lange Zeit lagen dabei Zertifikate ganz weit hinten, nur bei einem Prozent am Dienstag und Mittwoch, um genau zu sein. Dann aber schoss der Wert nach oben, so hoch gar, dass der Deutsche Derivate Verband am Ende per Pressemitteilung bejubelte, dass Anleger weiterhin Zertifikaten vertrauten.

Sie können sich denken, was jetzt kommt, liebe Leser. Bei dieser Umfrage ging es nicht mit rechten Dingen zu.

Es ist eine Liste der Schande. Zum einen, weil hier Mitarbeiter seriöser Finanzinstitute meinen, eine Online-Umfrage manipulieren zu müssen. Zum anderen, weil sie auch noch so dumm und IT-inkompetent sind, dass sie glauben, nicht aufzufallen.

Jene Umfrage, über die heute mein Kollege Ralf Drescher auch im gedruckten Blatt berichtet, hatte am Ende 3752 Stimmen. Bis zum Mittwoch waren es nur 2.500. Dann jedoch begeisterten sich einige Unternehmen bemerkenswert stark für das Werk.

Am Donnerstag verzeichneten wir folgende Zugriffe:

- Vom Server der BNP Paribas, in Deutschland mit dem Online-Broker Consors vertreten, 427 Stimmen im Zeitraum zwischen 8.00 und 10 Uhr sowie gegen 12.30.

- Vom IT-Dienstleister Sellbytel zwischen 11.45 und 13.15 91 Zugriffe.

- Von der Hypovereinsbank 88 Stimmen zwischen 9 und 14 Uhr.

- Von Genotel, dem IT-Dienstleister der Volks- und Raiffeisenbanken 31 Zugriffe innerhalb einer Stunde.

Außerdem gab es auch bei der Börse Stuttgart, Vontobel und ABN Amro Auffälligkeiten.

Nun könnte man einwerfen, da stimmen halt viele Mitarbeiter ab. Nur: Die Geschwindigkeit, mit der die Stimmen von Rechnern mit haargenau den gleichen Konfigurationen abgegeben wurden, deutet darauf hin, dass hier zumindest einzelne Mitarbeiter versuchten am Ergebnis zu drehen.

Wieder einmal zeigt sich, dass solche Abstimmungen durchaus zu manipulieren sind - nur fällt es eben auf. Und das ist nicht gut in Sachen PR. ...

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen

Hinweis: Nur ein Mitglied dieses Blogs kann Kommentare posten.

Google