11. September 2008

Hintergrund: schöne Welt der privaten Altersvorsorge

Entgeltumwandlung: Für gesparte Beiträge gibt es keine Rente

Wer einen Teil seines Gehalts in die betriebliche Altersvorsorge steckt, spart zwar Rentenbeiträge ein, bekommt aber auch weniger Rente.
...

Die steuerlich geförderte Entgeltumwandlung wurde 2002 gleichzeitig mit der Riester-Rente eingeführt. Sie sollte vor allem dazu beitragen, der damals stagnierenden betrieblichen Altersversorgung neuen Schub zu geben. Inzwischen ist die Zusatzvorsorge über die Arbeitgeber jedoch so weit wiederbelebt, dass der Rentenversicherung aufgrund der Entgeltumwandlung jährlich etwa 1,2 Milliarden Euro entgehen, wie das Bundessozialministerium errechnet hat. Dadurch haben sowohl die heutigen als auch künftige Rentner geringere Rentenansprüche - auch wenn sie die Entgeltumwandlung gar nicht nutzen. ...
Hervorhebung von mir

Das ist nicht einmal die halbe Wahrheit, denn Entgeltumwandlung bedeutet auch

weniger Arbeitslosengeld I,
weniger Krankengeld,
weniger Übergangsgeld,
weniger Krankengeld bei unbezahlter Freistellung zur Betreuung eines kranken Kindes,
weniger Kurzarbeitergeld.

Hier wurde nachgerechnet, wie hoch die Verluste in diesen Bereichen sind:
  • einen durchschnittlichen Krankenversicherungsbeitrag von 14,8%; macht einen jährlichen Verlust von über 890 Millionen Euro
  • einen Beitrag zur Arbeitslosenversicherung von 3,3%, macht einen jährlichen Verlust von fast 199 Millionen Euro
  • und einen Beitrag zur Pflegeversicherung von 1,7% für Menschen mit Kindern bzw. 1,95% für Kinderlose (jeweils Stand 01/2008); grob gerechnet mit einem Durchschnittssatz von 1,825% macht das einen Verlust von über 110 Millionen Euro.
  • Das macht dann einen jährlichen Verlust von über 2,4 Milliarden Euro!
Die entsprechenden Folgen müssen relativ schnell nach der Einführung bekannt gewesen sein und sind offensichtlich gewollt. Da nicht nur weniger gesetzliche Rente die Folge sind, ist es für Beschäftigte und spätere Rentner/innen kein Nullsummenspiel sondern ein Verlustgeschäft. Profiteure sind Finanzdienstleister, Versicherungskonzerne und Arbeitgeber, die Sozialversicherungsbeiträge in Millardenhöhe sparen.

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