6. April 2008

Vorspann kommentarisiert

Die OZ berichtete:
Biologe zeigt Dong wegen arglistiger Täuschung an
Die Kraftwerksgegner machen weiter Front gegen den dänischen Investor. Ein Ex-Dozent der Uni Greifswald hat Anzeige erstattet.
Der erste Satz des Vorspannes ist reiner Kommentar, ist sogar falsch. Es ist genau eine Person, die Strafanzeige erstattet hat, nicht, weil sie Front macht,

anfeinden
anarbeiten gegen, angehen, angreifen, ankämpfen, attackieren, bekämpfen, bekriegen, entgegentreten, feindselig begegnen, Front machen, kämpfen, Krieg führen, vorgehen gegen; (geh.): befehden, zu Felde ziehen; (ugs.): unter Beschuss nehmen.
© Duden - Das Synonymwörterbuch, 3. Aufl. Mannheim 2004 [CD-ROM]

sondern weil der Mann der Auffassung ist, dass Dong energy gegen Gesetze verstoßen hat.

Der Mann tut etwas ganz Normales, das nur nach Auffassung des Vorspannschreibers etwas ganz Besonderes ist, vielleicht, weil der Schreiber niemals den Arsch in der Hose hätte, Anzeige zu erstatten oder weil er sich nicht vorstellen kann, dass jemand sich so sehr in die Unterlagen zum Kraftwerksbau-Vorhaben vertieft, dass er meint, Gesetzwidriges entdeckt zu haben. Ist es dann nicht sogar Pflicht eines Bürgers, Dong anzuzeigen?

Natürlich kommt in diesem kurzen Vorspannsatz auch die Haltung des Journalisten zum Ausdruck, klar, ist ja auch Kommentar.

Das mag Ihnen, liebe Leser, haarspalterisch vorkommen. Ist es aber nicht, weil ein Journalist tunlichst einen Kommentar als solchen zu kennzeichnen hat und weil ich damit nur erklären will, wie Ihnen als OZ-Leser etwas eingeredet (-geschrieben) werden soll, das nicht richtig ist:

Kraftwerksgegner werden als Krieger gegen Dong dargestellt und dazu über einen Kamm geschoren. Dabei sind es nur Leute, unter ihnen viele Naturwissenschaftler und Ärzte, die erkannt haben, welch gewaltige Umweltbelastung bevorsteht, würde das Werk gebaut. Sie versuchen, ihre Mitbürger darauf aufmerksam zu machen und mit ihnen gemeinsam, gegen den Widerstand der Landesregierung und natürlich den des Investors, die Dreckschleuder zu verhindern.

Widerstände die Regierung nicht arrogant und sturköpfig den Gesprächsversuchen der Gegner, hätten die Kraftwerksgegner endlich die Möglichkeit vorzuschlagen, wie der Standort neben dem KKW umweltverträglich als Industriestandort genutzt werden kann. Sie würden auf der Stelle mit der Regierung zusammenarbeiten! Auch deshalb sind nicht die Kraftwerksgegner die Frontmacher, sondern die Landesregierung, ein unfassbarer Zustand (von der OZ noch immer nicht kommentiert). Doch davon scheint der Vorspannschreiber nicht einmal etwas zu ahnen, was einem Journalisten, der hier zu Hause ist, nicht passieren dürfte; wenn doch, stünde er auf Seiten der Befürworter. Ist das logisch?

Dagegen durfte Ministerpräsident Ringstorff ohne jede Nachfrage eine Lüge in der OZ verbreiten.

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