9. Dezember 2007

Wer schützt Leserbriefschreiber vor Hohn?


Was soll ich von den journalistischen Fähigkeiten eines Redakteurs halten, der nicht in der Lage ist, ein Gesetz von dessen Leistungen zu unterscheiden? Nichts.
Deshalb noch einmal: Das Gesetz wird als Hartz 4-Gesetz bezeichnet. Die Leistung, die nach diesem Gesetz gezahlt wird, ist das Arbeitslosengeld 2.

Das bringt mich auf diese Gedanken:
Was soll ich von der journalistischen Verantwortung eines Redakteurs halten, der einzelne Leser nicht vor dem Spott anderer Leser schützt, indem er Leserbriefe nicht in die Zeitung bringt, weil die Briefe ihre Schreiber als unwissend entlarven?

Werden solche Briefe dennoch gedruckt, damit der Briefschreiber lächerlich gemacht wird, müsste der Redakteur darauf hinweisen, dass der Brief Unsinn enthält, jedenfalls wenn der Bearbeiter merkt, dass in dem Brief Unsinn steht. Oder gilt nicht,
das jener, der den Unsinn anderer unkommentiert verbreitet, sich der Leserverdummung schuldig macht? Oder gilt, Hauptsache, die Seite ist schnell gefüllt? Das wüsste ich gern.

Zwei Beispiele aus der der Diskussion um das geplante Steinkohlekraftwerk (Ich nenne hier keine Namen, um die Schreiber nicht noch einmal dem Spott der Leser auszusetzen):
... Ein Beispiel zur Ablehnung ist die Nähe zum Seebad Lubmin. In Warnemünde befindet sich unmittelbar neben dem Seebad die Einfahrt zum Überseehafen, wen stört das dort? ...
Der Briefschreiber ist nicht in der Lage, die Erwärmung des Boddenwassers in einer Flachwasserregion mit der Energiemenge von jährlich 1,5 Millonen Tonnen Steinkohle in seine Gedanken einzubeziehen. Oder meint er, aus dem Überseehafen werden ähnliche Mengen erhitzten Wassers in die Ostsee gespült? Er ist unfähig, in seine Überlegungen einzubeziehen, dass das Kraftwerk - in unmittelbarer Nähe zu einem Naturschutzgebiet und einem Biosphärenreservat - Unmengen Schadstoffe in die Umwelt pustet. Gefährlich ist die Schlussfolgerung aus diesem Blödsinn:
... Man sollte lieber versuchen, für Lubmin das Beste draus zu machen und den Investor bei kommunalen Vorhaben mit ins Boot zu holen. ...
Die Krönung des Leserbriefes:
... Es ist an der Zeit, endlich sachlich miteinander zu reden und für alle Seiten das positive für die Allgemeinheit voranzubringen. ...
2. Beispiel, ungekürzt:
ich verstehe das geschrei nicht.die grünen usw. müssten doch jubeln.
die kohle waren mal bäume!!ob heute holz verheizt wird und als klimaneutral hingestellt wird oder ob Holz von vor 100 mio jahren jetzt verheizt wird ist erdgeschichtlich vollkommen egal!!
Den Grund, warum ich den Briefschreiber für unwissend halte, steht sogar in seinem Brief, wenn er auch übertrieben hat. Die Steinkohle besteht aus den Resten von Pflanzen, die in einem Zeitraum von etwa 65 Millionen Jahren wuchsen und innerhalb von etwa 300 Millionen Jahren in Steinkohle umgewandelt wurden.
Genau das ist das Problem: Es wird in wenigen Jahrzehnten verheizt, was in mehreren Millionen Jahren entstand. Es wird also Kohlendioxid in einem kurzen Zeitraum freigegeben, der über Millionen von Jahren gebunden wurde. Wird Holz verbrannt, ist es einige Jahrzehnte alt und mit ihm das gebundene Kohlendioxid. Und das soll völlig egal sein, auch noch erdgeschichtlich? Warum schreckte die Redaktion vor diesem Quatsch nicht
zurück? Warum schützte sie den Schreiber nicht vor dem Gespött der Leser?

Warum macht sie sich zum Helfershelfer für jemanden, dem einfachstes Grundlagenwissen fehlt?
Liegt das vielleicht daran, dass in der OZ Island in die Ostsee verlegt werden darf oder vier Lebenshälften ein Leben sind, die Leser also verflucht sein sollen, ein Doppelleben zu führen? Oder gäbe es sonst nicht genug Stimmen für das Kraftwerk?
Ich wüsste das gern.
Außerdem werden Argumente für das Kraftwerk verbreitet, mit denen sich der Schreiber lächerlich macht.


Einige andere Leserbriefe, die ich für bedenklich halte:
Ein Greifswalder schrieb unter anderem:
... Mit Dong Energy kommt ein neuer Wettbewerber auf den deutschen Energiemarkt, was dazu führt, dass der Wettbewerb auf dem Energiemarkt belebt wird. ...
Ich musste lachen. Warum kommt der Betreiber hierher? Weil er Strom billiger anbieten will? Wie naiv!

1. Er will sich einreihen in die Schar jener, die in Deutschland abkassieren wollen. 2. Und natürlich will er sich die Verschmutzungsrechte schenken lassen.
3. In Dänemark darf er solch ein Kraftwerk nicht bauen. Warum wohl?
Dann schrieb der Mann noch dies:
... Aus Klimaschutzgründen wäre ein sicheres Atomkraftwerk sinnvoller, aber das ist in einem Land, in dem Frösche und Fledermäuse mehr Rechte als Menschen haben, nicht mehrheitsfähig.
Dass solch ein Unsinn nicht gekürzt wurde, bleibt mir schleierhaft.
Dazu passt sehr schön, dass die Zahl der blutkrebskranken Kinder in der
Nähe von Atomkraftwerken etwa doppelt so hoch ist wie sonst in Deutschland. Übrigens würde sich auch die Radioaktivität rund um das Steinkohlekraftwerk erhöhen, da in mit den Abgasen auch radioaktive Elemente in die Luft gepustet werden. Sie wäre höher als in der Nähe eines Kernkraftwerkes.

Dazu passt wiederum ein Leserbrief aus Greifswald zum Kraftwerksbau in Lubmin, in dem dies steht:
... Vielleicht vertrauen sie (die Befürworter) aber, wie ich auch, auf die Rechtsstaatlichkeit unseres Systems und der gesetzlichen Bestimmungen in Deutschland zum Schutz der Menschen und der Umwelt. Wenn mit dem Kraftwerk die in Deutschland zulässigen Grenzen für Schadstoffe überschritten werden, wird es keine Genehmigung geben.
In den Atomkraftwerken wurden auch, hoffe ich, alle gesetzlichen Bestimmungen eingehalten. Dennoch leben in deren Nähe mehr kranke Kinder. So ist es übrigens mit vielen gesetzlichen Bestimmungen.

Wer glaubt, die Bürger mit Grenzwerten zu schützen, ist naiv. Wenn Grenzwerte eingeführt werden, dann doch, weil in diesem Fall Schadstoffe ausgestoßen werden, deren Menge begrenzt werden soll.
Hinzu kommt, dass Gesetze häufig nicht eingehalten werden. Gäbe es sonst Gammelfleisch-Skandale?
In dem Zusammenhang noch ein Ausschnitt aus einem anderen Leserbrief:
... Glaubt wirklich jemand, dass es in Deutschland möglich ist, in Lubmin ein Kraftwerk zu errichten, bei dem von vornherein klar ist, welche enormen Schäden es anrichtet?
Ja, ich befürchte das.
Glaubt wirklich jemand, dass Natur und Umwelt in Deutschland in der Genehmigungsprüfung keine Rolle spielen?
Das mag sein, doch einen vollen Schutz gibt es mit und ohne Genehmigung nicht.
Glaubt jemand, dass die Gesundheit und Gesunderhaltung des Menschen unbeachtet bleibt?
Natürlich werden sie beachtet; doch ich verweise auf die krebskranken Kinder. Ihretwegen wird kein Atomkraftwerk abgeschaltet. Schließlich haben die Betreiber die nötigen Genehmigungen.
Ich verweise auch auf das Arzneimittelgesetz, das nicht jedermann vor Schäden durch Medikamente schützt. Ich könnte die Aufzählung fortsetzen.
Alle, die solche Horrorszenarien beschreiben, stellen dies infrage und damit leider auch die in der Bundesregierung geltenden gesetzlichen Bestimmungen zum Schutz des Menschen und der Umwelt.
Das ist eine durch nichts zu erklärende Staatsgläubigkeit. Es gibt einfach zu viele Gegenbeispiele.

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