12. April 2006

Vergangen und vergessen

Stefan Brümmer berichtete in der Greifswalder Zeitung, dass es Absichten gebe, im Zwischenlager Lubmin atomaren Abfall aus anderen Kraftwerken als aus Lubmin und Rossendorf zu lagern:

Streitfall Zwischenlager wurde vertagt
... „Wir sollten alles tun, um den Standort zumindest in der Region streitfrei zu halten“, sagte Lietz. Die EWN sei ein Staatsunternehmen, führte er aus, alle Kosten würden durch den Bund getragen. „Wir haben eine Gesamtverantwortung für den Standort EWN.“ Zudem herrsche ein Konsens mit den beiden Tourismusverbänden der Region.
Während Friedrich von Kymmel (Usedomer Ring) erklärte, dass es das klare politische Versprechen gebe, nur DDR-Abfälle im ZLN einzulagern, was nun ausgehöhlt werde, versuchte Weber dem Gremium klar zu machen, dass die EWN seit 1998 über die notwendigen Genehmigungen für die befristete Einlagerung atomaren Mülls, etwa auch der beiden Forschungseinrichtungen in Jülich und Karlsruhe, verfüge. Beeindruckt dürfte Weber die Abgeordneten aber haben, als er über mögliche Folgen sprach. „Die Endkonsequenz hieße Kurzarbeit“, sagte er und legte nach: „Es gibt keinen Fall, wo wir (Weber arbeitet bei den EWN d. R.) die Umwelt gefährdet hätten, es gibt nichts Illegales.“
SPD-Fraktionschef Jürgen Kanehl erklärte, dass das Thema außerordentlich wichtig für die Region und der Kreistag damit zurzeit überfordert sei. „Die PDS sollte ihren Antrag zurückziehen“, sagte er. ...
Dazu schrieb Brümmer einen Kommentar mit der Schlagzeile "Ruhe ist die erste Bürgerpflicht". Ach nein, da habe ich mich geirrt. Richtig heißt es:

Abwarten und Tee trinken
Das mit dem Zwischenlager und den West-Kastoren, die in Richtung ZLN auf die Reise gehen könnten, ist eine verzwickte Kiste. Denn es betrifft Arbeitsplätze in einer strukturschwachen Region. Zudem ein Know-How, das sich immer mehr als gewinnträchtiger Exportschlager entwickelt. Das Problem mag aus Schweriner Sicht und durch die Brille manch anderer Interessensgruppen klar und eindeutig sein: Versprochen ist versprochen – nur DDR-Atommüll ins ZLN! Bei manchen Lokalpolitikern zeichnet sich aber ab, dass ihnen das ostvorpommersche Hemd näher ist, als der Schweriner Rock. Das ist nachvollziehbar. ...
Dazu mein Kommentar:

Nein, Herr Brümmer, genau das ist nicht nachvollziehbar!
Obwohl ich im Gegensatz zu Herrn Brümmer über kein Archiv der OZ verfüge, weiß ich dennoch, dass vor dem Bau des Zwischenlagers während einer Anhörung um dessen Größe gestritten wurde. Die Zeitung berichtete darüber.
Den Kernkraftgegnern wurde während der Anhörung klargemacht, dass sie keine Ahnung hätten, wie groß so ein Zwischenlager sein muss. Die Gegner der Zwischenlagerung hatten nämlich behauptet, das Lager sein bewusst überdimensioniert worden, um später Atommüll anderer Kraftwerke einlagern zu können.
Genau das Gerede, das Brümmer schilderte, hatten die Gegner vorausgesehen. Davon war in Brümmers Bericht nichts zu lesen; auch nicht davon, dass die Befürworter des Zwischenlagers steif und fest behaupteten und versicherten, niemals würde Fremdmüll in Lubmin eingelagert. Deshalb ist es nicht nachvollziehbar, dass das alles vergessen ist. Ebenso ist es eine Unverfrorenheit, daran zu denken, Fremdabfall in Lubmin zu lagern.
Übrigens, das Drohen mit Kurzarbeit oder Arbeitsplatzschwund kann ich nicht mehr hören.

Lesen Sie bitte auch den Kommentar zu diesem Eintrag nach.

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