Ohne Schmerzen geht es nicht, titelt E. Oberdörfer seine Betrachtung zum Wochenende in der Greifswalder OZ-Wochendausgabe. Recht hat er. Fragt sich nur, wer die Schmerzen erdulden muss? In diesem Fall trifft es den Leser.
"Dass es nachts nicht mehr überall so richtig hell ist und die Blumenrabatten verschwunden sind, ist nicht richtig schön, aber auch nicht richtig schlimm", schreibt er.
Nachts ist es in unseren Breiten gewöhnlich dunkel. Wenn es nicht so richtig hell war, dämmerte es wohl gerade, als Redakteur Oberdörfer das Hell-Dunkel-Phänomen beobachtete. Wenn er über die Straßenbeleuchtung schrieb, warum benannte er sie nicht als solche? Weil er ein Freund der Rätsel ist. Er mag es, die Frage zu stellen: Lieber Leser, was habe ich wohl gemeint? Denn was ist weder richtig schön noch richtig schlimm? Der Leser rätselt und kann die Lösung nicht finden, liest aber beherzt weiter und merkt nicht, dass er die Schilderung eines Naturwunders verpasst hat: die verschwundenen Blumenrabatten. Leider führt Herr Oberdörfer nicht aus, ob sich die Rabatten in Luft auflösten oder sich gar aufmachten in eine Stadt, in der Blumenrabatten noch willkommen sind. Wurden die Beete schnöde gestohlen? Rätsel über Rätsel gibt er uns auf.
Bandwurmwörter mag er oder er plappert sie gedankenlos nach: "Haushaltskonsolidierungskonzept" hört sich gewaltig an, ist aber nichts anderes als der Plan der Greifswalder Stadtverwaltung, Geld zu sparen und die Einnahmen zu erhöhen. Natürlich gehört auch dazu, dass die Friedhofsgebühren so hoch sind, dass die Friedhofsverwaltung nicht zuzahlen muss. Bei Herrn Oberdörfer artet das aus in eine "Anhebung ... auf eine kostendeckendes Niveau", wobei es Kosten deckend heißen muss. So tarnt er seine Substantivitis mit einem Adjektiv, die Redakteurskrankeit, die den Betroffenen Substantive schreiben lässt, wo ein Verb angebracht ist.
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