25. Januar 2005

Ganz Greifswald eine Kultureinrichtung

Verwirrung zu stiften, mag nicht der Grund für einen Artikel in der Greifswalder OZ-Ausgabe vom 24. Januar gewesen sein. Autor Reinhard Amler verwirrt jedoch die Leser mit einer Einleitung, die sich gewaschen hat:
Urlaubshungrige planen lange im Voraus. Geschäftsleute auch. Jede Kultureinrichtung hat einen Plan. So auch die Hansestadt Greifswald. Diese gibt alljährlich ihr Kulturbuch heraus. Leider erscheint es erst im März. OZ hat deshalb schon einmal im Manuskript nachgesehen, was in Greifswald in den kommenden elf Monaten wichtig ist und in jeden Terminkalender gehört.
Es folgt die Aufzählung der Großveranstaltungen des Jahres 2005.
Einmal abgesehen davon, dass "Geschäftsleute auch." so wenig ein Satz ist wie "So auch die Hansestadt Greifswald.", weil beiden Gebilden das Prädikat fehlt, fragt sich der Leser, der weder urlaubshungrig noch Geschäftsmann/-frau ist, warum er nach dem Fünf-Satz-Kauderwelsch das Folgende lesen soll. Doch selbst Urlaubsplaner und Geschäftsleute könnten entnervt zum nächsten Artikel übergehen, ehe sie den echten Satz Nummer sechs gelesen haben "Leider erscheint es erst im März." Hinter diesem Satz verbirgt sich die Botschaft: Ich weiß etwas, was du nicht weißt.
Amler bedauert, quasi im Namen aller seiner Leser, zumindest der Urlaubshungrigen und Geschäftsleute, dass der Veranstaltungskalender erst im März erscheint. Wo bleibt da die Trennenung von Bericht und Kommentar?
Für Amler ist die Hansestadt Greifswald eine Kultureinrichtung. Das sollte die Stadtverwaltung nicht auf sich sitzen lassen, denn die ist tatsächlich gemeint, ahnt der Leser. Es gibt in der Verwaltung eine Menge mehr zu tun, als Kultureinrichtung zu sein.
Damit auch der dümmste Urlaubshungrige und Geschäftsmann/-frau weiß, welche Veranstaltungen wichtig sind und in jeden Terminkalender gehören, zählt Amler sie auf. Gleichzeitig verhöhnt er auf diese Weise all jene Leser, die es bis dahin geschafft haben, weiterzulesen und die zum Beispiel nicht die Eröffnung des Pommerschen Landesmuseums interessiert. Müssen sie sich nun schämen, weil sie den Termin nicht in ihrem Kalender notieren? Nein, der Lokalchef muss sich schämen, den Lesern sagen zu wollen, was für sie wichtig ist.

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