30. September 2011

Wir sind in Stimmung, alle Monate wieder

Die OZ hatte gestern versucht schönzuschreiben:
Konsumklima stabil — dank der Verbraucher
Hier nachzulesen, aber lieber nicht
Die Verbraucherstimmung in Deutschland ist stabil — Rezessionsangst und Schuldenkrise zum Trotz. Dank robusten Arbeitsmarktes und steigender Einkommen verharrt der Konsumklimaindex für Oktober erneut bei 5,2 Punkten, teilte gestern das GfK-Marktforschungsinstitut in Nürnberg mit. Verbraucher verunsichere aber, dass die Politik noch keine Lösung für die Euro-Schuldenkrise gefunden habe. In den letzten Monaten hatte sich das Konsumklima verschlechtert.
Dass dieser Index rein gar nichts besagt, wissen Blogleser seit Jahren. Dass die OZ dennoch ausgerechnet immer dann den überflüssigen Quark an Sie verkauft, wenn Schöngeschriebenes möglich ist, wissen Sie auch. Dennoch war es schwierig, hier die bildliche Kurve zu kriegen.

Die Schlagzeile ist übrigens kompletter Unsinn:
1. Es werden ausschließlich Verbraucher befragt, also braucht ihnen niemand zu danken.
2. Verbraucher sind Konsumenten (ist ja nur ein anderes Wort). Wer verbraucht denn sonst etwas außer den Verbrauchern?

Einen Zusammenhang mit dieser Meldung von gestern stellte die OZ nicht her, wäre auch dumm von der Redaktion, denn aufmerksame Leser würden sich und vielleicht sogar die OZ fragen, warum dann fast in jedem Monat dieser Schwachsinn über den Konsumklima verbreitet wird.
Höchste Inflationsrate seit drei Jahren
Ein kräftiger Anstieg bei den Sprit- und Heizölpreisen hat die Inflationsrate in Deutschland auf den höchsten Stand seit drei Jahren getrieben. Die Verbraucherpreise lagen im September um 2,6 Prozent höher als vor einem Jahr, teilte das Statistische Bundesamt nach vorläufigen Berechnungen mit. Stärker hätten die Preise mit 2,9 Prozent zuletzt im September 2008 zugelegt. ...
Gar nichts las ich hierüber in der OZ, würde nämlich die versuchte Schönschrift verderben:
Immer mehr negative Signale von der Konjunktur: Einzelhandelsumsatz minus 2,9 %
Das Statistische Bundesamt setzt die schöne Überschrift "Einzelhandelsumsatz im August 2011 real um 2,2 % gestiegen" und räumt dann im Text das Gegenteil ein:
"Allerdings hatte der August 2011 mit 27 Verkaufstagen auch einen Verkaufstag mehr als der August 2010. Im Vergleich zum Juli 2011 ist der Umsatz im August 2011 kalender- und saisonbereinigt nominal um 3,0 % und real um 2,9 % gesunken."
Tatsächlich ist der Trend schon seit Anfang 2008 negativ (Abb. 04943) und liegt der Umsatz jetzt um 2,3 5 unter dem Niveau von vor drei Jahren. Auch der meist schönfärbende Index der Gesellschaft für Konsumforschung tendiert seit mehreren Monaten nach unten (Abb. 04711).
Ebenso fiel der viel beachtete EU-Stimmungsindikator im September weiter unter den langfristigen Durchschnitt und auf das tiefste Niveau seit fast 2 Jahren (Abb. 13544). Dabei fällt der Indikator für Deutschland schon seit Ende vergangenen Jahres. ...
Hintergrund erhalten Sie auch hier:
... Berücksichtigt man die Saison- und Kalendereffekte (Census X-12-ARIMA Verfahren) ging es im Vergleich zum Vormonat nominal um kräftige -3,0%  abwärts, real um -2,9% zum Vormonat und damit real um die höchste Negativrate seit Mai 2007!  ...
Der Langfristchart seit Datenerhebung im Januar 1994 zeigt, selbst im August 2011, lange 18 Jahre nach dem Beginn der Datenreihe, liegen die realen saisonbereinigten Umsätze noch um -3,6% unter dem durchschnittlichen monatlichen Niveau von 1994 und unter dem langfristigen monatlichen Durchschnitt von Januar 1994 bis August 2011 mit 99,2 Indexpunkten! 

Noch geringer ist der Einzelhandelsumsatz im Armenhaus D.s, und der zählt, nicht irgendeine herbeigerechnete und schöngeschriebene statistische Erhebung wie der VolksverblödungsKonsumklimaindex .

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