3. Februar 2011

Zusammenhänge

Nach all dem Gequake über den Arbeitmarkt dies, veröffentlicht noch vor den neuesten Schönschriftzahlen:

Arbeitsmarkt: Ökonomen halten den Optimismus des Bundeswirtschaftsministers für übertrieben. Weder ist das Beschäftigungsvolumen gestiegen noch werden die Arbeitnehmer deutlich mehr Geld für den privaten Verbrauch übrig haben. ...

Bei so viel Euphorie finden Mahner nur schwer Gehör. Aber es gibt sie, auch unter Ökonomen, die der Bundesregierung nahestehen. „Wer jetzt von Boom redet, der verkennt die Situation“, sagt Stefan Kooths vom Kieler Institut für Weltwirtschaft. Dieses Institut berät auch die Regierung.

Das Beschäftigungswunder ist in Wahrheit keines, sagt der Ökonom Kooths. Entscheidend sei nicht die Zahl der Arbeitsplätze, sondern das Arbeitsvolumen, also die Zahl der pro Jahr geleisteten Arbeitsstunden. Und die liegt in Deutschland aktuell auf dem Niveau des Jahres 2000 und der Mitte der 90er-Jahre. Seinerzeit waren es rund 57,6 Mrd. Stunden. Kooths: „Damals hat niemand das deutsche Jobwunder ausgerufen.“ Die Ursache für die steigende Erwerbstätigkeit seien mehr Teilzeitarbeit und Mini-Jobs. Die Bruttolöhne je Arbeitnehmer sollen, so der Jahreswirtschaftsbericht, in diesem Jahr um 2,1 % steigen, die Inflation soll bei 1,8 % liegen. Real würden dann die Löhne um 0,3 Prozentpunkte zulegen. Dennoch geht Brüderle davon aus, dass der Konsum um 1,6 % wachsen wird. ...

Das wird Sie als Steuerzahler interessieren, da Sie so Unternehmer mitfinanzieren:

Diese Lohnzuschüsse aus Steuermitteln belaufen sich seit 2005 auf rund 50 Mrd. €, sagt der Verteilungsforscher Claus Schäfer vom gewerkschaftsnahen Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Institut. Damit wurden die Einkommen von Niedriglöhnern auf das Niveau von Hartz IV aufgestockt. ...

Noch einmal zum Verständnis, mit was für einem Märchenerzähler wir es zu tun haben und was für Journalisten Propagandisten in der OZ sitzen, die sich z.T. von Ihrem Abonnements-Geld ernähren. Die OZ rührte vor Weihnachten - ganz Krämerseele - bildlich die Krämertrommel, verbreitet fast monatlich die Märchen von der Kauflaune der Deutschen, rührte bildlich die Werbetrommel für das Einkaufen, gewohnheitsmäßig besonders vor Weihnachten und für Ferienreisen.

Hat alles nichts geholfen, verschweigt Ihnen die OZ, denn es ist keine Schönschrift daraus zu machen:

“XS” statt “XXL” Einzelhandelsumsätze!

Heute (31. Januar) veröffentlichte das Statistische Bundesamt (Destatis) die vorläufigen Daten zu den Einzelhandelsumsätzen für Dezember 2010. Sie waren eine klare Klatsche für die XXL-Propagandisten. Nicht einmal das Weihnachtsgeschäft erfüllte die Erwartungen und die Umsätze zogen selbst nominal, zu den jeweiligen Preisen, nur um +0,3% zu Dezember 2009 an. Real (preisbereinigt) sanken die Umsätze im Vergleich zum Vorjahresmonat sogar um -1,3% und dies obwohl der Dezember 2010 mit 26 Verkaufstagen sogar einen Verkaufstag mehr als der Dezember 2009 aufwies. ...

Das ist kein Zufall, denn

... Die Entwicklung bei den Löhnen und auf dem Arbeitsmarkt – Teilzeit und Minijobs – spiegelt sich in der Lohnquote, die den Anteil der Löhne am Volkseinkommen misst. Seit 1991 ist sie netto, nach Abzug von Steuern und Abgaben, von 48 % auf gut 39 % gesunken. Im gleichen Zeitraum ist die Netto-Gewinnquote von knapp 30 % auf 34 % gestiegen ...

Oder weil dies passiert:

... Da meldet das Statistische Bundesamt heute: "Einzelhandelsumsatz 2010 real um 1,2% gegenüber 2009 gestiegen". Doch wird uns wieder verschwiegen, daß es seit Juli unaufhörlich abwärts geht und auch der angebliche Weihnachtsboom mit einem Minus im Dezember von 1,2 % ausgeblieben ist. Seit dem Höchstpunkt von 2010 im Juli ist der Einzelhandelsumsatz steil um bereits etwas mehr als 3 % gesunken und gegenüber Februar 2008 um mehr als 5 %, alles kalender-, saison- und preisbereinigt, also voll vergleichbar ...

In der OZ habe ich nichts über diese Zusammenhänge gelesen, stattdessen über den Zusammenhang zwischen Kauflaune und Kauflaune. Klar, dafür können Sie natürlich auch Geld ausgeben.

4 Kommentare:

  1. Anonym3.2.11

    Die sollten sich die viel beschworenen XXL-Aufschwünge und Beschäftigungswunder dahin stecken, wo es gaaanz dunkel ist.

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  2. Anonym3.2.11

    Wie Gehirnwäsche entsteht (Powerpoint)

    http://www.nachdenkseiten.de/upload/ppt/Wie_Gehirnwa%CC%88sche_entsteht.pps

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  3. Edward3.2.11

    stimmt, diese Meinungen wären mal eine journalistische Bereicherung.

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  4. Anonym4.2.11

    Das Wetter ist eine sinnreiche Erfindung. Einerseits dient es dazu, nichtssagenden Plausch auszufüllen - andererseits läßt es sich trefflich als Ausrede oder Ausflucht benutzen.


    http://ad-sinistram.blogspot.com/2011/02/die-erfindung-des-wetters.html

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