22. Januar 2011

Bratwurst-Wind und Schwadronage

Alle Jahre wieder belästigt die OZ die Leser auf zwei Seiten mit Gequake über den OZ-Neujahrsahrsempfang inklusive Gästeliste, was ich schauderhaft finde, denn der Informationswert geht gegen null. Wie viele Leser interessiert das so sehr, dass sie nur die zwei Seiten kaufen würden? Das hat die OZ vergessen fragen zu lassen, als sie Lesergeld und das aus Anzeigen für eine blödsinnige Umfrage ausgab.

Alle Jahre wieder wird so viel Wind gemacht und doch nur Bratwurstiges verkauft:
Eine runde Sache
Mehr als 350 Gäste folgten gestern der Einladung zum OZ-Neujahrsempfang nach Rostock. Unter blau-weißen Windspielen traf sich die Prominenz des Landes aus Politik, Wirtschaft, Wissenschaft, Sport und Kultur.

Rostock (OZ) (tatsächlich ein eigener Beitrag und was für einer)- 2011 geht‘s rund. Gebietsreform und Landtagswahl — MV erwartet ein spannendes Jahr. In Anspielung auf die politischen Großereignisse stand der 4. Neujahrsempfang der OSTSEE-ZEITUNG gestern unter dem Motto „2011 — Mecklenburg-Vorpommern zieht große Kreise“. Auch die Dekoration im „Radisson Blu Hotel“ nahm auf das runde Motiv Bezug: Unter der Decke drehten sich blau-weiße Papierspiralen. „Als Windspiele symbolisieren sie den frischen Wind, der durchs Land zieht“ ...
Zu den Gästen mit weiter Anreise gehörten die Unternehmer Frank und Raik Plückhahn aus Wolgast. Sie hatten sich mit Wolgasts Bürgermeister Stefan Weigler zu einer Fahrgemeinschaft zusammengeschlossen. „Das spart Sprit und man kann schon unterwegs viel besprechen“, so Frank Plückhahn. ...
Kritischer Hochwertjournalismus? Dass sich die Chefredaktion nicht schämt, so etwas gegen Geld anzubieten.
Der Chefredakteur, statt zu beschreiben, wie die journalistische Qualität der OZ verbessert werden soll, nutzte die Gelegenheit, den Kommunalvertretern die Leviten zu lesen:
Fast drei Viertel, genau 72 Prozent aller Bürger in Mecklenburg-Vorpommern, erwarten laut Forsa-Umfrage der OSTEE-ZEITUNG, dass nach einer Kreisgebietsreform die Verwaltungen bürgerferner und bürgerunfreundlicher werden.
Nun, ob es genau 72% aller Bürger des Landes sind, darf getrost bezweifelt werden, denn es wurden nur 601 Bürger befragt (natürlich nur solche, die in Telefonbüchern zu finden sind). Es zeigt, wie viel wenig Ahnung der Chefredakteur hat, dass er nicht einmal bedenkt, statistische Fehler zu berücksichtigen. Er zeigt, dass Umfrageergebnisse unabwendbar von Redakteuren und vom Chefredakteur natürlich auch - er hat es ja während des Empfanges getan - fehlinterpretiert werden können. Dafür haben die Leser auch noch zu zahlen.
Und dann die Ermahnung an die Behörden:
 Hätte der Chefredakteur im zweiten Satz das Wort Bürgernähe durch Lesernähe ersetzt und öffentliche Einrichtungen durch Redaktionen, hätte er nur noch dazuzusagen brauchen, wie das geschehen soll und alle Leser hätten einen Grund zur Freude gehabt, denn wie die OZ mit ihren Lesern, nicht nur den Leserbriefen, umgeht, erleben Sie seit fast sechs Jahren in diesem Blog.
Aber offensichtlich ist der Chefredakteur überzeugt davon, dass die OZ weiterhin ein kritisches Hochwerterzeugnis ist. Soll er mit dem Irrglauben selig werden, die Verkaufszahlen zeigen, dass immer weniger Leute bereit sind, für das Erzeugnis Geld auszugeben, was ich sehr gut verstehe.



Auch der Geschäftsführer ist hochzufrieden mit der OZ. Er schwadronierte sogar davon, dass mit der Layout-Veränderung der gedruckten Ausgabe Entscheidendes getan worden sei, ein Schritt nach vorn, wo immer auch vorn in der OZ sein mag.
Die Qualität der journalistischen Leitung ist jedoch damit um keinen Deut besser geworden und die Zahl der Zeitungskäufer wird sich wohl kaum wieder erhöhen, der Preis fürs Blatt jedoch ganz bestimmt.
Mein Eindruck bleibt: Die Qualität wird beständig schlechter.

Ganz nebenbei noch diese Bildunterschrift:
Gudrun Hahn (l.) aus Rostock und Hilde Diekhoff aus dem Ostseebad Dierhagen (Nordvorpommern), beide 72, gehörten zu den 50 geladenen OZ-Lesern.
Das Foto zeigt sie wie auf anderen Fotos andere Gäste, an Stehtischen. Für die Damen waren nicht einmal Stühle vorhanden. Wer ausdauernd für die OZ Geld ausgibt, muss nicht ausdauernd stehen können.

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