1. Juni 2010

Wie war das noch mit der baren Münze?

Auch im neuen, chicen Hauptstadtbüro wurde die journalistische Sorgfaltspflicht vernachlässigt, als am 25. Mai aus ihm in der OZ berichtet wurde:
Eine Befragung von 21 000 Beamten zeigt: Es gibt immer mehr Angriffe auf Polizisten. Vor allem Streifenpolizisten werden zu „Prügelknaben der Nation“ — und die Täter werden immer jünger. ...
Sie dürfen mit Recht daran zweifeln, denn die Studie zeigt gravierende Mängel bei der Datenerhebung, die die Macher der Studie größtenteils auch selbst einräumen. Ich zweifle grundsätzlich an allen Aussagen der OZ, nach mehr als 8000 Einträgen mit gutem Grund. Wie war das noch mit der baren Münze?

Alles zum Thema journalistische Sorgfalt lesen Sie hier.

Natürlich setzte sich ein Kommentator regierungsergeben bis aufs Blut für härtere Strafen ein:
... Härtere Strafen sind vor allem auf zwei Ebenen unerlässlich. Die maximal zwei Jahre, die es beim Widerstand gegen Vollstreckungsbeamte bereits gibt, greifen zu kurz. Jede Form der Bedrohung oder eines Angriffs gehört bestraft ...
Übrigens konnten sich die Innnenminister Ende Mai ohne Kritik durch Massenmedien für eine entsprechende Strafverschärfung aussprechen:
Die Innenminister von Bund und Ländern haben sich für eine Strafverschärfung bei Angriffen auf Polizisten und Rettungskräfte ausgesprochen. Bei ihrer zweitägigen Frühjahrskonferenz in Hamburg begrüßten die Ressortchefs einmütig einen Gesetzentwurf des Bundesjustizministeriums, wonach die Höchststrafe für Widerstand gegen Vollstreckungsbeamte von zwei auf drei Jahre erhöht werden soll. ...
So wirds gemacht. Und es ist nicht so, dass die vielen Medien auf den Trick hereingefallen wären. Nein, sie wollten es so berichten.
Jeder hätte es wie die Bildblogger nachlesen und eine journalistische Leistung erbringen können, statt kritikfrei nachzuplappern. Wer so verantwortungslos den Lesern gegenüber berichtet zusammenkopiert, macht sich indirekt zum Büttel der Innenminister, handelt indirekt parteiisch. Das ist dann kein Journalismus sondern Dienst für die Innenminister.

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