Hier hatte ich der Usedomer Redaktion erneut bescheinigt, dass sie nicht in der Lage ist, selbst zu recherchieren, Themen aufbauen ... Gestern lieferte sie zusätzlich einen Beleg dafür, dass ihr vor allem daran gelegen ist, möglichst viele Nichtjournalisten für die Redaktion arbeiten zu lassen, gern auch zahlende Leser, die es kostenlos tun, weil ihnen Öffentlichkeit wichtig ist, auf dass sich die Seiten wie von selbst füllen.
Da jemandem die Öffentlichkeit wichtig war, um sein Projekt durchzudrücken, gab es eine heftige Reaktion, die die OZ komplett, also in epischer Breite und ohne jedes eigene Zutun (vom Kopieren und Titeln einmal abgesehen), veröffentlichte. Journalistische Leistung? Null Prozent. Dafür Geld zu verlangen, ist unverschämt.
Studie lesen und Verantwortung für die Region tragenMit der Schlagzeile macht sich die Redaktion gemein mit dem Schreiber - journalistisch unverantwortlich.
In Erwiderung auf den Gastkommentar des Benzer Galeristen Hannes Albers hat jetzt der Vorstand des Tourismusverbandes ein Statement (gemeint ist eine Stellungnahme) zum geplanten Usedom-Haus abgegeben und nennt Bausteine dafür.Häh, Bausteine? Hier der 1. Baustein:
1. Wer unterstützt das Schlüsselprojekt aus dem Tourismuskonzept des Verbandes?Und was heißt das? Nichts. Vor allem geht nicht daraus hervor, ob es eine Mehrheit unter den demokratisch gewählten, engagierten Menschen für ein Willkommenszentrum der Insel gibt. Die OZ fragt natürlich nicht nach. Wozu auch? Per Kopie füllt sich die Seite blitzschnell. Außerdem müsste jemandem diese Frage (und weitere) einfallen, und dann diese Mühsal, Antworten zu erfragen und diese auch noch zu prüfen. Wo kämen wir da hin? Ich weiß es: zu kritischem Hochwertjournalismus, der diesen Namen verdiente.
Es sind keineswegs nur Amtsträger unserer Insel, die dieses Projekt vertreten, sondern auch eine Vielzahl von Teilnehmern verschiedener Veranstaltungen des Tourismusverbandes und in verschiedenen Gemeinden. Was Herr Albers leider immer wieder vergisst zu erwähnen, ist die Tatsache, dass es sich bei den Amtsträgern, Gemeindevertretern der Verwaltungseinheiten der Insel Usedom, der Stadt Wolgast und Vorstandsmitgliedern sowie Mitgliedern des Tourismusverbandes Insel Usedom um demokratisch gewählte, ehrenamtlich engagierte Menschen handelt.
Und was besagt der 1. Baustein noch? Er besagt, dass die Aufschreiberin schon mit Beginn des Textes ihre Auffassung von Demokratie äußert: Volk, du hast gewählt; jetzt halts Maul!
Außerdem schwingt die Unterstellung mit, dass jene demokratisch Gewählten, Engagierten durch einen Nichtgewählten Unengagierten in ihrer unfehlbaren Tätigkeit gestört werden könnten, was von Arroganz zeugt. All das ist der Redaktion egal, oder sie steht auf der Seite des stellungnehmenden Verbandes. Und schließlich unterstellt sie dem Kritiker des Usedom-Hauses Vergesslichkeit.
Im 2. Baustein wird vor allem die Usedom-Redaktion kritisiert, zu Recht:
2. Zur Umfrage der OZ Ebenso wird eine wenig repräsentative Umfrage der OZ angeführt, ohne darauf zu verweisen, dass die Fragestellung ein Bekenntnis zum Usedom Haus weder möglich machte noch im Sinn hatte. ...Ich halte diese Online-Umfragen für absolut überflüssig, die Redaktionen nicht (für sie ist das eine Alibi-Beteiligung der Leser), der Verlag schon gar nicht, denn so werden Klicks erzeugt (je mehr Klicks, desto höher die Werbeeinnahmen).
Mit dem 3. Baustein soll erklärt werden, dass die Engagierten und Auskenner für das Usedom-Haus sind:
3. Handelt es sich wirklich um ein überflüssiges Projekt, oder wird es nur als Steckenpferd von einigen wenigen in Misskredit gebracht?Von dem Bürokratendeutsch einmal abgesehen: 200 Akteure haben festgelegt, basta. Aber es fand sich noch ein Grund: belohnte Mühe:
Das Tourismuskonzept Insel Usedom 2015 wurde in 10 Workshops mit über 200 Akteuren vom 3. Dezember 2005 bis zur Endpräsentation am 9. Dezember 2005 erarbeitet. Neben Peenemünde wurde das „Welcome Center Usedom Haus“ als das Schlüsselprojekt für ein herausragendes Angebot im Erlebnisbereich definiert. Mit der Erarbeitung eines Ausstellungskonzeptes und der Erstellung einer Machbarkeitsstudie mit Finanzierungskonzept wurden die Maßnahmen zur Vorbereitung der Umsetzung unter Verantwortung der Gemeinden, des Inselbeirates und des TVIU festgelegt. Der damals angedachte Realisierungszeitraum war für die Jahre 2007 bis 2008 vorgesehen.
Mit den jeweils auf seinen Mitgliederversammlungen beschlossenen Arbeitsplänen bemühte sich der Vorstand um Finanzierungsmittel für eine Machbarkeitsstudie, welche nun mit Unterstützung des Wirtschaftsministeriums möglich wurde. ...Die Mühe hat sich gelohnt. Es wurden Fördermittel gezahlt (im OZ-Jargon wären sie geflossen).Wenn das kein Grund ist, das Projekt zu verwirklichen!
Im 4. Baustein wird es persönlich:
4. Zur Verunglimpfung der projektbearbeitenden Firmen Projekt M und Misall+Gies+ Partner Projekt M ist deutschlandweit eines der renommiertesten und seriösesten Beratungsunternehmen im Tourismus und hat mit der Erarbeitung des Tourismuskonzeptes Insel Usedom 2015 ausreichend Ortskenntnis. Aber vielleicht haben wir selbst solche Experten hier, nur warum sagt uns Herr Albers immer nur, was angeblich nicht gehen soll und nicht, wie etwas umgesetzt werden kann?Wer kritisiert, verunglimpft zugleich?
In diesem Zusammenhang von blauäugig errechneten Besucherzahlen zu reden, ist eine Unverschämtheit gegenüber dem Verfasser. Die allen Interessierten vorliegende Studie stellt ein hoch qualifiziertes, konzentriertes und konstruktives Ergebnis für alle Argumente Pro Usedom Haus dar. ...
Haben Sie es gemerkt? Die Fachleute sind Fachleute, gern Experten genannt. Was die tun, ist immer richtig, weil renommiertest, seriösest, qualifiziert, konzentriert und konstruktiv. Ich fand sofort eine Parallele: die Gutachten, die belegen sollten, dass die Giftschleuder am Bodden so gebaut werden kann, wie sie die Projektanten entwickelt hatten. Was von den qualifizierten, konzentrierten und konstruktiven Gutachten der Experten übrig blieb, wissen sie: Sie wurden während der Anhörungswochen im Herbst 2008 in Grund und Boden kritisiert, sodass über 100 Änderungen fällig wurden, die noch immer nicht alle beigebracht werden konnten.
Dass die Giftschleuder-Befürworter-Redaktion auf Usedom den Zusammenhang nicht erkennen konnte, weiß, wer die weitgehend sachkundefreie Reklame für die Giftschleuder in der Zeitung gelesen hat. Unter den Reklametreibenden waren übrigens auch demokratisch gewählte, so auch Kuli-Uli, ehrenamtlich engagierte Menschen. Sie sind also ein ungeeignetes Argument für den Bau des Hauses.
Dass in dem Text einfach so per OZ und gegen Geld verbreitet werden darf, der Kritiker Albers sage immer nur, was angeblich nicht gehe, ist hammerhart, denn in seinem Leserbrief hatte er genau benannt, was gefördert werden sollte:
Zahlreiche Einrichtungen auf dieser Insel, die einzigartig sind und jährlich Tausende von UrlauberInnen begeistern, sind in Ihrer Existenz nicht gesichert und (oder) müssen ausgebaut werden: HTM Peenemünde, ONH-Atelier Lüttenort, Kunstpavillon Heringsdorf, Schloss Stolpe, Bahlsen-Haus Usedom.Die Stellungnehmerin damit zu konfrontieren, kam niemandem in der Redaktion in den Sinn. Wen sollte es da noch wundern, wenn Leser Parteilichkeit der Redaktion ausmachen?
Noch ein Beispiel von gestern, das zeigt, wie der Lokalchef ein sog. Wirgefühl der Insulaner erzeugen will. Er tut es per Kammschererei, ein beliebtes Mittel der OZ, journalistisch allerdings bildlich unter aller Kanone, Bratwurstjournalismus:
Guten Tag, liebe Leser!
Gastfreundlich zu sein — eine Herausforderung an uns alle, die immer gilt. Schließlich profitieren wir sämtlichst irgendwie vom Fremdenverkehr, zufriedenen Touristen und solchen Besuchern, die gern wiederkommen und uns in ihrer Heimat weiter empfehlen. Manche Zeitgenossen auf der Insel ignorieren das aber standhaft, mackieren lieber den starken Max. ...Wenn wir sämtlichst (eine Steigerung, die es nicht gibt, weil sie nicht logisch ist, wie z.B. maximalste auch nicht logisch ist) vom Fremdenverkehr profitieren, irgendwie, wüsste ich gern, wie ich denn von zufriedenen, weiterempfehlenden Touristen profitiere. Seit gestern überlege ich und finde nichts. Dagegen fielen mir Gründe ein, möglichst wenige Touristen auf der Insel zu haben, allen Gründen voran die Staus.
Und nebenbei wüsste ich gern, was der Lokalchef mit dem Verb mackieren meinte.
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