28. März 2010

Manipulation wirkt

Mit der sog. Berichterstattung über den Streit um den Namen der Greifswalder Universität hat die Greifswalder Zeitung erneut (erneut, weil ihr das auch zum Thema Giftschleuder am Bodden nicht gelang) belegt, dass die Redaktion nicht fähig ist, ein größeres Thema ausgewogen und fehlerfrei journalistisch aufzuarbeiten.
Während der Verbreitung von Texten über das Für und Wider war der Redaktion ein so schwerer Fehler unterlaufen, dass es der Presserat bemängelte. Ausgewogenheit herzustellen wurde erst nach einer Beschwerde in der Chefredaktion der OZ versucht.

Nun war die Debatte mit einer Entscheidung des Uni-Senates am 17. März beendet worden. Doch der Greifswalder Professor Klüter äußerte sich schriftlich noch einmal.

Warum die OZ das aufgriff? Keine Ahnung, wahrscheinlich wegen der Seitenverfüllung. Da der Streit beendet war, musste ein Grund für die Veröffentlichung her, denn die Argumente waren lange bekannt. Der Strukturbenjamin las deshalb aus Klüters Text einen Nazi-Vergleich heraus. Diesen Vergleich gibt es aber nicht. Das fand nicht nur ich, sondern auch der Autor des Kommentars, aus dem die OZ nur einen Bruchteil übernommen hatte, um einen Nazi-Vergleich zu konstruieren. Er schrieb einen Brief an die Redaktion, aus dem ein Bruchteil zitiert wurde:
„Ich habe die Senatsentscheidung nicht mit einem Nazi-Beschluss verglichen“
Aha! Damit hat die OZ zumindest eine Beschwerde beim Presserat verhindert, mehr jedoch nicht.
Klüters Hinweis hinderte die Redaktion jedoch nicht, einen Leserbrief zu veröffentlichen, der sich genau auf diesen Vergleich bezog:
... Was will Prof.Klüter mit seinem unsäglichen Vergleich bezwecken! Er beschimpft ganze Berufsrichtungen (in gewisser Hinsicht als nicht mehr zurechnungsfähig), weil sie eine Entscheidung getroffen haben, welche er nicht für richtig hält. ...
Nun kommt Klüter mit einem Auszug au seinem Brief an die OZ zu Wort:
Prof. Helmut Klüter fühlt sich missverstanden:
Das ist falsch, wie aus dem Text hervorgeht:
Die Überschrift des Artikels ist nicht richtig: Ich habe die Senats-Entscheidung nicht mit einem Nazi-Beschluss verglichen. Ich hatte geschrieben: „Nun können die Filmemacher sich damit rechtfertigen, dass das Thema nicht so weit hergeholt sein kann, wenn im Jahre 2010 ein Gremium der vorpommerschen Universität einen fragwürdigen Nazi-Beschluss von 1933 nachträglich noch einmal bestätigt.“
Die OZ hat sich erneut den Sinn des Schreibens zurechtgebogen.

Noch schlimmer ist dieser Leserbrief im Online-Auftritt der OZ, der sich ebenfalls auf den nicht vorhandenen Nazi-Vergleich bezieht:
Demokratie ist wunderbar – solange sie einem nützt
Prof. Helmut Klüter hat es herrlich auf den Punkt gebracht: Wer für Arndt ist, ist ein böser Nazi, wer gegen ihn ist, ist ein guter und aufrechter Demokrat. Das war der Grundtenor der gesamten Arndt-Debatte. Bei Unterstützern und Initiatoren der Initiative „Uni ohne Arndt“ z.T. aus dem linksextremistischen Milieu sicher nicht anders zu erwarten. Besonders Theologen und Juristen seien also im Grunde Faschisten? Nun wissen wir es endlich, vielen Dank!
Da die Arndt-Gegner jämmerlich verloren haben, muss jetzt die altbekannte „Nazikeule“ wieder geschwungen werden. Schlimmer geht’s nimmer! 
 Warum Sie jetzt den schärfsten Satz aus dem Brief lesen, erfahren Sie am Briefende:
Es zeigt sich wieder einmal, dass das Bekenntnis zu Demokratie oft nichts weiter als ein reines Lippenbekenntnis ist. Das gefährliche daran ist nur, dass Personen aus der intellektuellen und/oder politischen Elite (oder die sich dafür halten) solche verfassungsfeindlichen Ansichten verbreiten. Und eigentlich steckt das braune Virus ja in 90 % der Vorpommern? Liebe Greifswalder, sollten wir diesem Professor nicht empfehlen, diesen braunen Landstrich schnellstens zu verlassen? Wir fassen auch beim Umzug mit an, versprochen!!! ...
So etwas richtet die OZ mit einer Schlagzeile an.
Sie erleben hier, wie Manipulation wirkt.
Lesen Sie auch hier nach.

8 Kommentare:

  1. Manfred Peters28.3.10

    Lieber Herr Meyke,
    wer in diesem Fall manipuliert ist wohl sehr fraglich.
    Vielleicht schauen Sie einmal hier nach:
    http://www.webmoritz.de/forum/allgemeines/zwei-versionen-einer-professoralen-schmahschrift/#p465

    Wenn Sie die Kommentare zum Thema im Fleischvorstadt-Blog lesen, könnten Sie sich vielleicht auch ein Bild von den meist anonymen Beschimpfungen, Unterstellungen und Verleumdungen, die auch wesentlich von den Arndt-Gegnern ausgehen, machen. Eine sachliche Auseinandersetzung ist offensichtlich nicht gewollt.
    Anm.: Ihre Mail-Adresse ist nicht mehr auf Ihrer Homepage zu finden. Ich hatte ein fatales Computerproblem.

    Beste Grüße

    M. Peters

    AntwortenLöschen
  2. Habe ich gelesen.
    In meinem Blog geht es um die OZ, um deren spezielle Art der Berichterstattung. Dieser Fall ist nur einer von mehreren, den die OZ nicht beherrschte.

    AntwortenLöschen
  3. Anonym28.3.10

    Diese Berichterstattung zeigt mit persönlich, wie die OZ versucht, einen Menschen in eine unmögliche Ecke zu stellen, hier Prof. Klüter.

    Ich habe schon einmal geschrieben, dass ich mich mit der Arnt-Geschichte nie gross befasst habe, aber der Artikel von Hochschildt ist doch wohl das Allerletzte.

    Das im Webmoritz nun ein anderer Wortlaut stattfindet, na gut, dass sei den jungen Menschen oder besser, der Jugend geschuldet.

    Vielleicht sollte man auch einfach sagen: Na gut, so war die Zeit eben und der Arndt war zu dieser Zeit ein Grosser, heute eben ein Kleiner.

    Aber nein, in der Diskussion sehe ich, dieses Gedankengut hat heute den Vorrang.

    Hierzu fällt mir auch Eva Hermann ein, der die Presse ganz hässliche Unterstellungen gemacht hat, allen voran die Bild. Sätze einfach gekürzt, um sie hinterher als ....
    Ich verkneife es mir hier aufzuschreiben.

    Was die OZ hier zur Zeit von sich gibt und allen voran der B. Fischer gehört meiner Meinung nach verboten.

    Das ist ganz gezielter Rufmord.

    Pfui Teufel.

    AntwortenLöschen
  4. Wenn Sie die Kommentare zum Thema im Fleischvorstadt-Blog lesen, könnten Sie sich vielleicht auch ein Bild von den meist anonymen Beschimpfungen, Unterstellungen und Verleumdungen, die auch wesentlich von den Arndt-Gegnern ausgehen, machen.

    Herr Peters, sie sind nun aber auch nicht ohne ("Schmähschrift") und ihr Bruder im Geiste, der berühmte Bodo Müller aus Potthagen, beschimpfte mich meines Hinweises auf einen Artikel über Arndt in der Süddeutschen Zeitung hin, als faschistischen Propagandist im Goebbelschen Sinne, mehrfach.

    Dass Beschimpfungen und Diffamierungen wesentlich von den Gegnern des Namenspatron ausgehen, kann ich daher nicht bestätigen.

    AntwortenLöschen
  5. Mir ging es nicht um gegenseitige oder einseitige Schmähungen, sondern um die Art und Weise, wie die Greifswalder Zeitung mit dem Thema umging.
    Es bleibt dabei: Die Schlagzeile mit dem Nazivergleich war falsch. Nur darauf kam es mir an.

    AntwortenLöschen
  6. Anonym29.3.10

    Von A an Fleischervorstadt Blog

    Der 1. und der 3. Absatz widersprechen sich doch oder gibt es einen Unterschied zwischen Arndt-Gegnern und Gegnern des Namenspatrons?

    Ob Sie es nun Beschimpfungen oder Diffamierungen nennen ist doch völlig einerlei.

    Die Menschen haben anscheinend vergessen, welches Leid diese Gesinnung über die Völker gebracht hat.
    Für mich ist das eine Tragödie.

    AntwortenLöschen
  7. @A:

    Kein Widerspruch, Herr Peters behauptet, die Diffamierungen würden im wesentlichen von der Contra-Arndt-Seite ausgehen, insbesondere auf dem Fleischervorstadt-Blog, und ich entgegnete, dass ich das nicht bestätigen kann.

    AntwortenLöschen
  8. Anonym30.3.10

    Danke an Fleischervorstadt-Blog.

    M.Peters seinen Kommentar habe ich gar nicht so beachtet.

    AntwortenLöschen

Hinweis: Nur ein Mitglied dieses Blogs kann Kommentare posten.

Google