18. November 2009

Folgen des Massentourismus' weiter kein Thema

Zusammenhängen nachgehen, nachfragen und aufschreiben, das ist nicht Art der Usedom-Peene-Zeitung:
Zinnowitz: Aderlass im Einzelhandel
Nach dem Haus der Geschenke hat auch die Galerie "Kunstwerk" dicht gemacht. Die Buchhandlung "Philipp Otto Runge" wird Ende Dezember schließen. Zinnowitzer monieren, dass so der attraktive Branchenmix im Ort verloren geht. ...

"Wird dann immer mehr 'ne Fressmeile hier", sagt der künftige Ruheständler. Es ist eine Anspielung darauf, dass zum Ende des Jahres im Ostseebad gleich drei Geschäfte schließen müssen, die qualitative Waren angeboten haben und nun größtenteils durch Gastronomie ersetzt werden sollen. ...
Dann darf noch etwas gejammert werden:
Beate Kraut, zweite Vorsitzende des Zinnowitzer Gewerbevereins, findet das alles bedauerlich: "Für die Attraktivität des Ortes ist es ganz wichtig, dass wir einen attraktiven Branchenmix vorhalten. Denn die Gäste wollen bummeln. Wenn überall Restaurants stehen oder Schnick-Schnack angeboten wird, ist das nicht machbar", schätzt sie ein. ...
Auf die Idee zu kommen und sie auch auszusprechen, dass natürlich die Urlauber durch ihr Kaufverhalten (übrigens entscheidend abhängig vom verfügbaren Einkommen) bestimmen, welche Geschäfte bestehen bleiben - denn ohne Urlauber gäbe es nicht einmal die Fressbuden - wäre hilfreich gewesen. Dann wäre klar gewesen, dass Massentourismus nicht nur alltägliche Staus auf den Straßen verursacht, sondern sich auch die Händler mit ihrem Angebot der Masse auf Gedeih und Verderb anpassen müssen.

Die OZ macht den Massentourismus (seine Entstehung, seine Folgen und Möglichkeiten des Gegenlenkens) weiterhin nicht zum Dauerthema. Ich vermute drei Gründe:

1. Die OZ, selbst ein Unternehmen und schon deshalb unternehmerfreundlich, hat bisher noch fast jede Hoteleröffnung gefeiert.
2. Solch ein Thema könnte dem Ansehen der Insel schaden und erinnert mich fatal an den Ratschlag von Gutachtern, die Giftschleuder am Bodden zu verschweigen, und andererseits eine Aussichtsplattform für Touristen im Kraftwerk zu errichten, sollte es gebaut werden.
3. Es kosten Zeit, Willen und journalistisches Geschick, solch ein Thema zu bearbeiten.

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