15. März 2008

Wörter sind Schall und Rauch, eine Seite ist keine

Polizei fahndet nach G8-Tätern
Bis heute sucht die Polizei nach Randalierern des G8-Gipfels. Die meisten werden vermutlich nie gefasst.
Mit diesem Artikel machte sich die OZ wieder einmal zum Sprachrohr, dieses Mal nicht zu dem der Landesregierung, sondern zu dem der Polizei. Da hilft auch nicht am Ende des Artikels der Hinweis:
Gegen zwei Polizisten wird ebenfalls noch ermittelt. Anwaltsvereine hatten zudem die Haftbedingungen während des Gipfels gerügt. In teils nur rund 25 Quadratmeter großen Zellen seien bis zu 20 Menschen festgehalten worden.
Es wurde nicht nur gerügt, sondern Strafanzeige erstattet.
Die OZ beruft sich auf nur eine Quelle. Wenigstens bekannte sich der Autor zu der Einseitigeit und belegte damit, dass ihm andere Quellen nur im Weg waren. Denn die Aufforderung der Polizei zur Denunziation würde verpuffen, wenn andere Quellen herangezogen worden wären, die z. B. das Ausmaß der Polizeigewalt schilderten.
Bei den Auseinandersetzungen im Rahmen der Großdemonstration in Rostock vor dem Gipfeltreffen am 2. Juni gab es nach Polizeiangaben rund 1000 Verletzte. Rund 430 davon waren Polizisten. Die meisten hatten Steine abbekommen.
Tatsächlich? Ich zweifle an den Polizeiangaben, der Autor nicht. Er hätte sie sonst nicht verwendet.

War es nicht so, dass die meisten Polizisten einander oder sich selbst mit Tränengas und Pfefferspray verletzten?
War es nicht so, dass nur zwei Polizisten schwer verletzt wurden?
War es nicht so, dass es ein Polizist getötet wurde - durch ein Polizeifahrzeug?
War es nicht so, dass 5000 Polizisten die einzige gewaltsame Demonstration nicht beherrschen konnten?
War es nicht so, dass die Polizei vorher keine Ahnung hatte, wer da die Demonstration missbrauchte und stattdessen vor dem Gipfel unbescholtene Bürger mit einer Razzia behelligt wurden?
War es nicht so, dass 16000 Polizisten (und widerrechtlich 1100 Bundeswehrangehörige) eingesetzt wurden, von denen etliche, die nötige Kenntnis über die Störer vorausgesetzt, die Polizei hätten gegen die Störer unterstützen können?

Spielt das alles keine Rolle, wenn die OZ über die sog. Nachwehen des Gipfels schwadroniert?

Die OZ setzt eine G 8-Tradition fort, die bedenklich ist, die Tradition der einseitigen Berichterstattung, die mit der Beteiligung an einer üblen Einschüchterungskampagne begann.

Ich empfehle allen OZ-Lesern dringend, hier über den Gipfel nachzulesen, u. a. dies:

Anwaltlicher Notdienst

Über 100 internationale Rechtsanwälte organisierten vor und während der Proteste zusammen mit den Ermittlungsausschüssen einen anwaltlichen Notdienst, um die Rechte der Protestbewegung zu verteidigen. Ihre Arbeit wurde später von der Arbeitsgemeinschaft Strafrecht des Deutschen Anwaltvereins pro reo und der Internationalen Liga für Menschenrechte mit Preisen ausgezeichnet. Im Dezember 2007 legte der Notdienst seine Arbeit und seine rechtlichen Konsequenzen aus der Repression gegen die Protestbewegung in der Dokumentation "Feindbild Demonstrant" vor. [111

Hat die OZ je über die Auszeichnungen oder gar über die Dokumentation berichtet?
Hat die OZ herausgefunden, wie viel das G 8-Standkorbfest kostete und wie viel das Land MV davon zahlen musste?

Die Antworten auf diese vielen und weitere Fragen zu berücksichtigen oder zu veröffentlichen, würde den Anschein der Einseitigkeit und des Polizeisprachrohrs lindern.

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