10. Februar 2012

An der Oberfläche

Die Usedomer Redaktion kündigte am 7. Februar an:
Seestraße auf Tagesordnung
... wollen die Mitglieder des Heringsdorfer Tourismusausschusses ... auch über die kürzlich veränderte Verkehrssituation in der Bansiner Seestraße diskutieren. Ergibt sich hier eine Mehrheit gegen die zur Zeit gültige Verfahrensweise (verkehrsberuhigte Zone) (ist es nicht, gemeint ist Fußgängerzone; der Unterschied ist entscheidend für die Streierei), hält es Bürgermeister Klaus Kottwittenborg für notwendig, die getroffene Regelung wieder außer Kraft zu setzen. Dann müsste allerdings die Gemeindevertretung in absehbarer Zeit noch einmal neu beschließen.
Dann wurde neu verhandelt:
Rückwärtsgang in Bansiner Seestraße?
Nach Protesten von Einwohnern und Anliegern könnte die neue Verkehrsregelung vorübergehend aufgehoben werden. Spätestens im Mai soll ein endgültiges Konzept stehen ...
Und siehe, es ist doch eine Fußgängerzone (Ansonsten gäbe es nämlich keinen Streit.):
Glücklich mit der aktuellen Regelung, wonach die Seestraße zur Fußgängerzone umfunktioniert wurde, ist so richtig niemand. „Schade, dass wir uns heute wieder mit diesem Thema beschäftigen müssen“, sagte Ausschussmitglied Karl-Heinz Stachowiak. „Aber die Sache ist einfach widersinnig.“ Aus seiner Sicht hätten die Verkehrsplaner ein „unnützes Konzept“ erstellt: „Es hat doch vorher alles geklappt — warum mussten wir das Rad neu erfinden?“ ...
Genau hier wäre Gelegenheit gewesen, mit der Frage anzuknüpfen, warum die Gemeindevertretung denn so etwas Widersinniges beschloss. Nur hätte der Berichterstatter darauf kommen müssen. Doch der blieb wie gewohnt oberflächlich. 

Heute nun holte ein Leser mit einem Brief den Hintergrund nach, von dem die Redaktion, die mitunter von der OZ als Heimatzeitung schwadroniert, keine Ahnung hat oder nichts wissen wollte und dessen Inhalt sie auch nicht prüft:

Bansiner bleiben auf den Kosten hängen
... Da braucht ein Investor eine geänderte Verkehrsführung, um seinen Bebauungsplan für die überdimensionierten Hochhäuser in der Bansiner Ortsmitte durchzusetzen, und die Gemeinde macht brav Männchen: Im Eilverfahren werden vier Millionen Euro verplant, den Bauvorhaben des Investors angepasst und dann von bereitwilligen Abnickern durchgewunken.

Den Bürger braucht man nicht zu fragen, der Plan hat doch ausgelegen!

Erst als der mitten im Wahlkampf massiv auf die Barrikaden geht und die Unsinnigkeit dieser Verkehrsplanung deutlich macht, wird eiligst nachgebessert, unter Einbeziehung des Planungsbüros vorläufig außer Kraft gesetzt und der Bürger eingeschaltet.

Kann man jetzt ja auch: Der Bebauungsplan ist gescheitert, der Investor plant nach §34 Baugesetz und braucht die geänderte Verkehrsführung nicht mehr. Also weg damit!

Die Bansiner haben Glück gehabt, sie bleiben nur auf den Kosten hängen, die Bürgermeister und Gemeindevertreter für den Investor verursacht haben.
Thilo Naumann, Bansin

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