6. Februar 2012

Bratwurst

Wer einen typischen Bratwurstartikel lesen möchte, sollte sich diesen antun. Ein paar Kostproben:
Jauchzen, Clowns — und klare Ansagen an die Politik
Mecklenburgisches Staatstheater feierte mit 1000 Gästen und ohne Kultusminister Brodkorb sein 20. Theaterfest.
Geschickte und schnelle Bühnentechniker hatten am Sonnabend aus Bühnenhaus und Zuschauerraum des Schweriner Theaters einen großen, prächtig mit Kronleuchtern und Blumen geschmückten Ballsaal gezaubert. Den glanzvollen Rahmen für das 20. Theaterfest des Mecklenburgischen Staatstheaters, das rund 1000 Gäste mit den Theaterleuten gemeinsam im Großen Haus, dem Konzertfoyer, dem Flotow-Zimmer und allen Rängen und Gängen feierten. Hervorhebung von mir
Das alles zusammen ist ein Satz, der einfach durch einen Punkt in zwei zerlegt wurde.
Mit Blick auf die diesjährigen Schlossfestspiele, bei denen die im Zirkusmilieu spielende Oper „Der Bajazzo“ aufgeführt wird, hatte Regisseur Peter Dehler das Programm des Abends gestaltet. Zwei Clowns (Andreas Lembcke und This Maag) führten sprachlos, dafür aber äußerst gesten- und geistreich, von Darbietung zu Darbietung. Und dargeboten wurde vieles:
Jetzt lesen Sie eine ermüdende, weil langweilende Aufzählung des Programms:
Getanzte, gesungene und getrommelte Ausschnitte aus dem „Sommernachtstraum“ und dem Musical „Hair“ (Premiere am 9. Februar), Hyunju Park sang das Vogellied der Nedda aus „Der Bajazzo“, Rüdiger Daas erinnerte an Jacques Brel. Jana Kühn (unlängst als beste Sängerin mit dem Walter-Jurmann-Chansonpreis ausgezeichnet) schaffte es mit ihrer Interpretation von „Illusions“, dass für Minuten im voll besetzten Großen Haus eine leise, intime Bar-Atmosphäre herrschte. Deutlich lauter war Dirk Audehms Auftritt als Tewje aus dem Musical „Anatevka“, und bei seinem „Wenn ich einmal reich wär“ war ein leises Stöhnen von Schwerins Oberbürgermeisterin Angelika Gramkow zu ahnen.
Vorsicht, das ist eine freie Erfindung, denn das Stöhnen war nicht zu hören. Dennoch verband die Autorin ihre Erfindung hiermit:
Denn die missliche finanzielle Lage des Schweriner Theaters war natürlich auch Thema beim Theaterfest. „Machen Sie sich keine Sorgen um unser Theater, diese Landesregierung steht hinter uns“, sagte Schauspieler Jochen Fahr.
Also nein wirklich, ist das aber aufmüpfig. (Ironie)
Ein Satz, für den er viel Lachen und Applaus von den Gästen und eher ernste Blicke vom Ministerpräsidenten Erwin Sellering bekam. Kultusminister Mathias Brodkorb war der Einladung zum Theaterfest nicht gefolgt. Vielleicht reicht ihm ja das Theater um die Theater, so dass er gar nicht mehr ins Theater gehen muss?
Und warum diese Spekulation? Wenn schon erwähnt werden musste, dass Brodkorb nicht am Fest teilnahm, sollte ein Grund genannt werden, statt dieser inhaltsfreien, bildlichen Fragerei.
Der Rausschmeißer aus dem Programm: „Tanzen möcht‘ich, jauchzen möcht‘ ich“ aus der „Csardasfürstin“ war der Auftakt zu jenem Teil des Theaterfestes, den die Gäste selbst gestalten: Es wurde gegessen, getrunken, getanzt, getratscht — in welcher Reihenfolge und Wertigkeit auch immer — bis in den frühen Morgen. Und es gab keinen Zweifel daran, dass es auch ein 21. Theaterfest geben wird, denn auch daran erinnerte Jochen Fahr die Polit-Prominenz: Theaterzuschauer sind auch Wähler.
Haben Sie irgendwo in dem Machwerk die in der Schlagzeile großkotzig angekündigten klaren Ansagen (also sogar mehrere) gelesen?
Lassen Sie sich Ihr Geld zurückgeben.

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