7. Februar 2012

Abrechnung mit Demographie-Märchen und Riesterei

Lobby-Kunst und Renten-GAU

Sozialpolitisch ist das Ganze ein Skandal, volkswirtschaftlich nutzlos, konjunkturpolitisch Gift, versicherungsmathematisch grenzt es an legalen Betrug, und nun stimmen nicht einmal die demographischen Grundannahmen: Die Rede ist von den Riester-Renten. Stetig sinkende Geburtenraten, langlebige Alte – der demograpische Stress eben. Zur Zeit stehen jedem ab einem Alter von 65 drei Menschen im Arbeitsalter gegenüber. 2040 dagegen müssten drei Arbeitende schon für zwei Ruheständler aufkommen. Nur noch 1,4 Geburten pro Frau in Deutschland – das ist die Kernziffer hinter solchen Prognosen. Und das ist die Rechtfertigung für all die rentensenkenden Reformkaskaden und für das kampagnenhafte Hochtreiben einer Privatvorsorge, die eher den Versicherungen nutzt als den Versicherten.
Doch im September letzten Jahres hat das Max-Planck-Institut für Demographie neue Resultate vorgelegt. Und die führen zu zwei Korrekturen. ...

Max-Planck-Institut für Demographie; schauen Sie bitte, wo das zu finden ist?

Angesichts dieser Erkenntnis sollte man aus den Reihen der Politik einen Ausruf der Erleichterung erwarten. Doch nichts dergleichen ist zu vernehmen. Stattdessen befand das Statistische Bundesamt in einer eiligen Presseerklärung ziemlich pikiert, diese aktuelle Debatte über steigende Geburtenraten sei eine rein innerwissenschaftliche Diskussion. Die Prognosen würden daher nicht korrigiert. Auch im neuen Demographie-Bericht der Bundesregierung blieben die Zahlen der Max-Planck-Forscher ausgeblendet. Dass die demographische Belastung wohl milder ausfallen wird als bisher erwartet, diesen Befund gilt es offenbar auszublenden. Denn das fast flehentliche Werben von Versicherungsbranche und politischem Topmanagement, endlich möge doch ein jeder sich einen noch halbwegs komfortablen Lebensabend zusammen-„riestern“, verlöre an Überzeugungskraft. Vielmehr hat das Finanzministerium inzwischen bereits einen „Tragfähigkeitsbericht“ zur Rente ab 69 erarbeitet, selbstredend ohne jede politische Absicht, nur als „theoretisch denkbare Möglichkeit“. Von einem „Tragfähigkeitsbericht”, ob man nicht doch bei einer Rente ab 65 bleiben könnte, ist dagegen nichts zu hören. ...

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