14. Januar 2012

Wortwahl kann Leser scheu machen

Kürzlich hätte die OZ die Pferde Leser mit einer Schreckens-Titelgeschichte scheu machen können. Doch die sind spätestens seit dem Schweinegrippengetöse abgehärtet:

Bloß gut, dass sich dazu ein Fachmann äußerte, verspätet, per Leserbrief, auf der Meinungsseite, denn die OZ holt nur Gegenmeinungen zu Politikergeschwätz ein, was dann zumeist auch nichts als Politikergeschwätz ist. Schrottline beginnt der Brief so (Sie dürfen raten, wo genau er beginnt):

... Fachbehörden-Vertreter sollten in der Wortwahl sich überlegter ausdrücken. Zumal wenn es um Warnungen wegen eines vermeintlich „unsichtbaren, sich ausbreitenden oder überspringenden Feindes“ geht. Diese unsinnigen Ausdrücke der Epidemiologen und Infektiologen verstärken nämlich nur nebulöse Ängste in der Öffentlichkeit. Schließlich ist ein Virus (deshalb nicht: der, sondern das Virus) kein kleines Tierchen, ja nicht einmal ein Mikroorganismus, das/der weder „ausbrechen“ noch „überspringen“ oder sich sogar „ausbreiten“ kann! Die Nanopartikel können natürlich all dies nicht, sondern werden lediglich mit Körperausscheidungen (Nasenschleim, Hustenspucke oder Stuhlgang) passiv und unhygienisch verschmiert, und gelangen so zufällig wieder auf immunologisch nicht gewappnete Schleimhäute von anderen Organismen der gleichen Art. Das nennt man dann Schmier- oder Tröpfchen-Infektion.

Im Übrigen, man muss ein solches Eiweiß-Partikel nicht einmal abtöten (weil es ja kein Lebewesen ist), sondern meistens nur mit Hand-Seifen-Waschung völlig schadlos in seinen potenziell krank machenden Eigenschaften „inaktivieren“. Ungefähr so, wie bei einer heißen Kochplatte den Strom ausschalten.
Dr. med. vet. Horst Grünwoldt (Experte für Hygiene) aus Rostock

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen

Hinweis: Nur ein Mitglied dieses Blogs kann Kommentare posten.

Google