19. Dezember 2011

Vorsicht, Märchenstunde!

So viel dummes Zeug über mangelnden Kindersegen und die gesetzliche Rente in einer Ausgabe habe ich selten gelesen. Die OZ belegt damit, dass sie innerhalb von mehreren Jahren keinerlei Erkenntnisgewinn aufweisen kann. Es wird weiterhin leserverblödende Propaganda betrieben:
Schade! (Das ist Kommentar.) Kinderreiche Familien sind Auslaufmodell
Der Anteil von Familien mit mehr als drei Kindern nimmt ab. Mecklenburg-Vorpommern verzeichnet sogar einen noch stärkeren Abwärtstrend als andere Bundesländer. ...
 Das mag sein. Aber warum ist das so?
... „Bei wirtschaftlich unsicherer Zukunft haben viele Paare Skrupel, Kinder aufzuziehen“, sagt Rainer Becker, Regionalbeauftragter Nord in Güstrow. ...
Das wars. Mehr erfuhren die Leser nicht über Gründe. Das ist eine Fehlleistung, ist Propaganda durch verschweigen. Entscheidend ist die seit 20 Jahren andauernde Abwanderung aus dem Armenhaus D.s. Wer sich jährlich nur zehn Minuten Zeit nimmt, um in die Landesstatistik zu schauen, weiß, dass unter den Abgewanderten der Anteil junger Frauen (25 bis 35 Jahre alt) oft höher war als der der Männer. Wenn diese Tausende Frauen Kinder gebären, dann nicht im Armenhaus D.s (oberes Diagramm 2006, unteres 2010):


Es wanderten vor allem Rentner ein.
Das alles hatte über 20 Jahre zur Folge, dass M-V vom Bundesland mit der statistisch jüngsten zu dem mit der ältesten Bevölkerung wurde. 1989/90 wurden auch noch mehr Kinder geboren als Menschen starben (siehe Tab. unten). Es waren vor allem zwei Gründe, die dazu führten, dass das nicht so blieb. Schon 1990 wanderten Tausende ab und es herrschte von da an soziale Unsicherheit.












Dann dieser unsägliche, von keiner Sachkenntnis getrübte Kommentar:
Kinder kriegen die Leute sowieso, glaubte Bundeskanzler Konrad Adenauer vor 50 Jahren. Er begründete so den Umbau des Rentensystems — das heute vor Problemen steht, weil das mit dem Nachwuchs doch anders gekommen ist. ...
Ihnen wird gegen Geld wieder einmal Volksverblödung der primitiven Art das Märchen  "Wir sterben aus" vorgesetzt. Es ist eine ganze Reihe von Gründen, die das gesetzliche Rentensystem gefährden. Der demografische Wandel ist jedenfalls nicht.

Ich empfehle allen, die es, wie OZ-Redakteure, immer noch nicht wahrhaben wollen, einige Uralttexte zu lesen, um der Dauer-Verdummung entgegenzuwirken
Z.B.:
... Im Zusammenspiel von politischen Entscheidungen und Propaganda wird das Vertrauen in die gesetzliche Rente ruiniert. Zu Gunsten der Versicherungskonzerne. ...
Oder:
... Über die wirklichen Fakten wurde nicht informiert.

Vor allem wurden wir nicht darüber unterrichtet, dass der Generationenvertrag immer trägt, dass Entscheidend aber ist, was er bringt. Seine Tragfähigkeit und Leistungsfähigkeit hängen nicht zu aller erst von der Zahl der Alten, der Arbeitsfähigen und der Jugendlichen beziehungsweise der Kinder ab. Sie hängen sehr viel mehr davon ab, ob die Menschen Arbeit haben, wie hoch die Erwerbsquote ist und ob sie produktiv arbeiten. Wenn heute alle Menschen Arbeit hätten, dann wäre die gute Erfüllung des Generationenvertrags heute und auch in Zukunft kein Problem. Wenn nicht so viele Betriebe nichts mehr zu tun hätten, wenn sie investieren würden, dann wüchse die Produktivität, weil technischer Fortschritt und der Zuwachs an Produktivität ganz eng mit Investitionen verbunden sind. Davon hängt die Tragfähigkeit des Generationsvertrages ab und nicht von der demographischen Entwicklung.
Diese kommt hinzu. Aber dazu muss man wissen, dass selbst bei den geringsten Annahmen über die Geburtenentwicklung und Zuwanderung wir im Jahre 2050 hierzulande immer noch mehr Menschen sein werden als im Jahre 1950. Man muss auch wissen, dass die Alterung im letzten Jahrhundert viel gravierender war als in der vor uns liegenden Zeit. ...
Und:
... einmal unterstellt, die Behauptung von der „schwerer wiegenden Last“ der künftig Jungen stimme, zu behaupten, diese werde ihnen vom „demographischen Wandel aufgebürdet“, ist schlicht Unsinn. Sie ist durch nichts belegt. Sie ist Ergebnis einer primitiven Denkweise. Es wird eine partielle Veränderung diagnostiziert und dieser dann die gesamten Missstände zugeschrieben. Es wird außerdem völlig ausgeblendet, wie der demographische Wandel zu andern Zeiten war.

Der demographische Wandel war im letzten Jahrhundert rasanter als heute. Die Alterung nahm gewaltig zu. Die Relation von arbeitender Bevölkerung bzw. arbeitsfähiger Bevölkerung zu der Rentnergeneration und der Kindergeneration hat sich laufend zulasten der arbeitsfähigen Generation verändert. Hinzu kamen die beiden Weltkriege und die Vereinigung beider Teile Deutschlands mit speziellen Belastungen bzw. Verschiebungen. Es kamen Flüchtlingsströme und Aussiedlerbewegungen. Es ist nicht absehbar, dass in den nächsten 20 Jahren nun gerade aus dem demographischen Wandel besondere Belastungen hervor wachsen sollten. Und dennoch wird dieser Unsinn offensichtlich von ... einem weiten Teil der Medienverantwortlichen und Medienmachern geteilt. Irgendwie haben wir neben dem Schwund der Arbeitsplatzsicherheit auch einen Schwund des geistigen Vermögens und der kritischen Kraft. ...

Die Verschlechterung der Arbeitsplatz- und Berufschancen junger Menschen folgt nicht aus dem demographischen Wandel, sondern aus der Unfähigkeit und dem Unwillen zu einer makroökonomisch vernünftigen Politik. Die Politik hat versagt. Sie hat den Aufbau einer Reservearmee an Arbeitslosigkeit zugelassen und damit das Gewicht der Arbeitssuchenden auf dem Arbeitsmarkt durchgehend zugunsten der Arbeitsplatzanbieter geschwächt.

Die Stagnation der Löhne und die Verschiebung der Einkommensverteilung zu Gunsten der Vermögens- und Gewinnseinkommen folgt aus der Weigerung der politisch Verantwortlichen, anzuerkennen, dass die Löhne mindestens im Rahmen des Produktivitätsfortschritts steigen dürfen und sollten. Die skandalöse und folgenreiche Auseinanderentwicklung der Löhne und der Lohnnebenkosten in Europa ist doch nicht die Folge des demographischen Wandels, sondern die Folge einer irren Fixierung der deutschen Bundesregierung auf Exportüberschuss.

Die Erosion der Normalarbeitsverhältnisse, der Ausbau des Niedriglohnsektors und der Leiharbeit sind die Folgen bewusster politischer Entscheidungen, deren sich Politiker wie Gerhard Schröder sogar noch rühmen und von denen Politiker wie Wolfgang Clement profitieren.

Die enorme Last, die auf die junge Generation durch den Bankenrettungsschirm zukommt, hat nicht einmal ein Fitzelchen mit dem demographischen Wandel zu tun.
Die gesetzliche Rente und die anderen solidarischen Sicherungssysteme sind bewusst der Erosion preisgegeben worden, damit den privaten Interessen der Versicherungskonzerne und der Banken Geschäftsfelder eröffnet werden. ...

Niemand hat die Bundesregierung dazu gezwungen, den sozialen Sicherungssystemen versicherungsfremde Leistungen aufzubürden, wie das Anfang der Neunzigerjahre massiv geschehen ist. Niemand hat die Bundesregierung gezwungen, den Beitragssatz der gesetzlichen Rente unter 20 % festzuhalten. Wäre das nicht geschehen, dann hätte die jetzige Generation einen etwas höheren Beitrag für die sozialen Sicherungssysteme geleistet, statt in die Privatvorsorge gezwängt zu werden.

Diese politischen Fehlentscheidungen haben mit dem demographischen Wandel nichts zu tun. Ihm wird das Elend zugeschrieben. Das ist aber schlicht die Folge von mangelnder Übersicht, von mangelnder Intelligenz oder von Einbindung in die Interessen der Versicherungswirtschaft und der Banken.

Der demographische Wandel war im letzten Jahrhundert rasanter als heute. Die Alterung nahm gewaltig zu. Die Relation von arbeitender Bevölkerung bzw. arbeitsfähiger Bevölkerung zu der Rentnergeneration und der Kindergeneration hat sich laufend zulasten der arbeitsfähigen Generation verändert. Hinzu kamen die beiden Weltkriege und die Vereinigung beider Teile Deutschlands mit speziellen Belastungen bzw. Verschiebungen. Es kamen Flüchtlingsströme und Aussiedlerbewegungen. Es ist nicht absehbar, dass in den nächsten 20 Jahren nun gerade aus dem demographischen Wandel besondere Belastungen hervor wachsen sollten. Und dennoch wird dieser Unsinn offensichtlich von ... einem weiten Teil der Medienverantwortlichen und Medienmachern geteilt. Irgendwie haben wir neben dem Schwund der Arbeitsplatzsicherheit auch einen Schwund des geistigen Vermögens und der kritischen Kraft. ...
Die Verschlechterung der Arbeitsplatz- und Berufschancen junger Menschen folgt nicht aus dem demographischen Wandel, sondern aus der Unfähigkeit und dem Unwillen zu einer makroökonomisch vernünftigen Politik. Die Politik hat versagt. Sie hat den Aufbau einer Reservearmee an Arbeitslosigkeit zugelassen und damit das Gewicht der Arbeitssuchenden auf dem Arbeitsmarkt durchgehend zugunsten der Arbeitsplatzanbieter geschwächt.
Die Stagnation der Löhne und die Verschiebung der Einkommensverteilung zu Gunsten der Vermögens- und Gewinnseinkommen folgt aus der Weigerung der politisch Verantwortlichen, anzuerkennen, dass die Löhne mindestens im Rahmen des Produktivitätsfortschritts steigen dürfen und sollten. Die skandalöse und folgenreiche Auseinanderentwicklung der Löhne und der Lohnnebenkosten in Europa ist doch nicht die Folge des demographischen Wandels, sondern die Folge einer irren Fixierung der deutschen Bundesregierung auf Exportüberschuss.
Die Erosion der Normalarbeitsverhältnisse, der Ausbau des Niedriglohnsektors und der Leiharbeit sind die Folgen bewusster politischer Entscheidungen, deren sich Politiker wie Gerhard Schröder sogar noch rühmen und von denen Politiker wie Wolfgang Clement profitieren.
Die enorme Last, die auf die junge Generation durch den Bankenrettungsschirm zukommt, hat nicht einmal ein Fitzelchen mit dem demographischen Wandel zu tun. Die gesetzliche Rente und die anderen solidarischen Sicherungssysteme sind bewusst der Erosion preisgegeben worden, damit den privaten Interessen der Versicherungskonzerne und der Banken Geschäftsfelder eröffnet werden. ...
Niemand hat die Bundesregierung dazu gezwungen, den sozialen Sicherungssystemen versicherungsfremde Leistungen aufzubürden, wie das Anfang der Neunzigerjahre massiv geschehen ist. Niemand hat die Bundesregierung gezwungen, den Beitragssatz der gesetzlichen Rente unter 20 % festzuhalten. Wäre das nicht geschehen, dann hätte die jetzige Generation einen etwas höheren Beitrag für die sozialen Sicherungssysteme geleistet, statt in die Privatvorsorge gezwängt zu werden.
Diese politischen Fehlentscheidungen haben mit dem demographischen Wandel nichts zu tun. Ihm wird das Elend zugeschrieben. Das ist aber schlicht die Folge von mangelnder Übersicht, von mangelnder Intelligenz oder von Einbindung in die Interessen der Versicherungswirtschaft und der Banken. ...
Noch etwas aus dem Kommentar, der eine beängstigende Ahnungslosigkeit des Schreibers belegt:
Heute ist die Kleinfamilie, die aus zwei bis vier Personen besteht, die Regel. 
Nein ist sie nicht, jedenfalls nicht in M-V. Die Regel ist der kinderlose Haushalt. Ein paar Minuten Statistik lesen klären auf:




Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen

Hinweis: Nur ein Mitglied dieses Blogs kann Kommentare posten.

Google