17. Dezember 2011

Die unsichtbare Erfolgsgeschichte des hervorragenden Schönschreibers

Wie sehr sich ein für die OZ Verantwortlicher von der Wirklichkeit entfernt hat (im Grunde genommen das Todesurteil für eine Zeitung), macht ein Zitat in dieser Meldung klar:
Andreas Ebel (43) wird ab 1. April 2012 neuer Chefredakteur der OSTSEE-ZEITUNG. Er löst Jan Emendörfer (48) ab, der als Chefredakteur zur „Leipziger Volkszeitung“ wechselt. ...
„Emendörfer ist ein hervorragender Journalist, der aufgrund seiner publizistischen Erfahrung und Qualität sowie starken Führungspersönlichkeit seine Erfolgsgeschichte als Chefredakteur bei der Leipziger Volkszeitung fortsetzen wird“, sagte Herbert Flecken, Vorstandsvorsitzender der Madsack-Gruppe. ...
Meine unmaßgebliche Einschätzung:
Emendörfer ist ein notorischer Schönschreiber, eine Krämerseele und sonst gar nichts. (Was das mit Journalismus, zumal hervorragenden, zu tun haben könnte, entzieht sich meiner Kenntnis.) Das hat er mehrfach bewiesen, u.a. mit seinen unsäglichen Kommentaren und indem er, wie heute, mit Krämerseelengequake zum Einkaufen animieren lässt. Wenn der Madsack-Oberchef zu einer anderen Einschätzung kommt, zeigt er damit, mit welch niedrigem journalistischen Niveau sich die Konzernspitze zufrieden gibt. Wo in Emendörfers Geschichte ein Erfolg versteckt sein soll, habe ich nicht erkennen können, es sei denn, der Erfolg würde an der Zahl der verkauften Schönschriften, der kopierten Agenturmeldungen und dem Grad der Regierungsergebenheit gemessen.

Wäre die verkaufte Auflage Gradmesser für Erfolg, gäbe es die Entwicklung der Verkaufszahlen zu bedenken, ermittelt über die Dauer Emendörfers bisherige Chefredakteurs-Tätigkeit:

Die OZ büßte pro Jahr etwa ein Prozent der verkauften Auflage ein, aber rund zwei Prozent der Abonnements. Verglichen mit dem Schwund der Leipziger Volkszeitung könnte der der OZ als Erfolg gewertet werden, wenn Konzernzeitungen mit schlechteren Konzernzeitungen verglichen werden (vielleicht gibt es keine besseren im Konzern), denn das Sachsenblatt büßte pro Jahr drei Prozent der verkauften Auflage ein:

Allerdings ist das für das Leipziger Blatt normal, denn seit dem 3. Quartal 1998 verringerte sich die verkaufte Auflage um mehr als ein Drittel, die der OZ etwa um ein Viertel.

Insofern ist das, was Flecken abgelassen hat, ein Märchen, sehr ähnlich dem über des Kaisers neue Kleider.

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