19. November 2011

Griechische Spezialität eingedeutscht

Nichts für OZ-Leser, warum wohl nicht:
HRE 
Kein Versehen, sondern Absicht

Der spektakuläre 55-Milliarden-Rechenfehler bei der Bad Bank der Hypo Real Estate entpuppt sich als Bilanzkosmetik.

Wolfgang Schäuble ist ein Politprofi. Als der Bilanzfehler bei der Bad Bank des Bundes bekannt wurde, lud er die Banker und Wirtschaftsprüfer zum Rapport ins Bundesfinanzministerium – und verkündete dann, der Fall sei »weitestgehend aufgeklärt«. Es gehe um »Statistikprobleme« und »unterschiedliche Bilanzierungsmethoden«. Ein Schaden sei nicht entstanden, die Banker hätten Besserung gelobt, personelle Konsequenzen seien unnötig.

Für Schäuble zählt das Ergebnis, und das ist erfreulich: Die Staatsschulden sind um 55,5 Milliarden Euro geschrumpft, ohne dass der Minister einen Cent getilgt hätte. Durch die Korrektur der Bankzahlen hat sich die Verschuldung – gemessen an der jährlichen Wirtschaftsleistung – von 83,7 Prozent auf 81,1 Prozent verringert. Das Leben kann so einfach sein – jedenfalls wenn man es sich einfach machen will.

Aber hatten sich die Banker wirklich um mehr als 55 Milliarden Euro verrechnet? Einfach nur so? ...
Jetzt teilte die FMSW auf Anfrage mit: »Alternativ kann unter HGB auch eine sogenannte Bruttobilanzierung durchgeführt werden. Im Bruttoausweis werden dann Verbindlichkeiten und Forderungen aus Sicherheitsleistungen der Einzelgeschäfte auch bei Vorliegen einer Netting-Vereinbarung unter einem Kontrahenten nicht verrechnet.«

Mit anderen Worten: Die alte Bilanz war gar nicht falsch. Nur anders.

Für die Abwicklungsbank spielt das alles eigentlich keine große Rolle – sieht man von der Optik ab. Denn wenn sich ihr Bilanzvolumen durch erhöhte Sicherheitsleistungen bei Finanzwetten erhöht, macht das einen politisch unschönen Eindruck. »Wir sollen ja schrumpfen«, sagt ein FMSW-Manager.

Keiner ist daran stärker interessiert als der Finanzminister. Denn die Schulden der Bad Bank werden den Staatsschulden zugeschlagen, während ihre Vermögenswerte in der Statistik unberücksichtigt bleiben. Das nährt unter den Fachleuten den Verdacht, dass in Wahrheit kein Buchungsfehler korrigiert werden sollte, sondern die Summe der ausgewiesenen Staatsschulden. Bislang hielt man derlei für eine griechische Spezialität.

1 Kommentar:

  1. Anonym21.11.11

    Ja, ja, die Krise (welche Himmelmacht) und das liebe Geld,
    das die Menschlichkeit verprellt.

    Wenn die Börsenkurse fallen,
    regt sich Kummer fast bei allen,
    aber manche blühen auf:
    ihr Rezept heisst Leerverkauf.
    Keck verhökern diese Knaben Dinge,
    die sie gar nicht haben,
    treten selbst den Absturz los,
    den sie brauchen - echt famos!

    Leichter noch bei solchen Taten
    tun sie sich mit Derivaten,
    wenn Papier den Wert frisiert,
    wird die Wirkung potenziert.
    Wenn in Folge Banken krachen,
    haben Sparer nichts zu lachen,
    und die Hypothek auf´s Haus heisst:
    Bewohner müssen raus.

    Trifft´s hingegen grosse Banken,
    kommt die ganze Welt ins Wanken
    -auch die Spekulantenbrut
    zittert jetzt um Hab und Gut.
    Soll man das System gefährden?
    Da muss eingeschritten werden:
    Der Gewinn, der bleibt privat,
    die Verluste kauft der Staat!

    Dazu braucht der Staat Kredite
    und das bringt erneut Profite,
    hat man doch in jedem Land
    die Regierung in der Hand.
    Für die Zechen dieser Frechen
    hat der kleine Mann zu blechen
    und
    - das ist das Feine ja-
    nicht nur in Amerika.

    Und wenn die Kurse wieder steigen,
    fängt von vorne an der Reigen
    -ist halt Umverteilung pur,
    stets in eine Richtung nur.
    Aber sollten sich die Massen
    das mal nimmer bieten lassen,
    ist der Ausweg längst bedacht:
    dann wird bisschen Krieg gemacht.

    v. R. Kerschhofer 2008

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