23. November 2011

Dann ist ja alles in Butter

Landesseite:
Kaum ein Küken wächst ohne Antibiotika auf
Agrarminister Till Backhaus (SPD) will den Einsatz von Tier-Medikamenten reduzieren. Eine Strategiegruppe soll auch Rinder und Schweine unter die Lupe nehmen.
Nur gut vier Wochen lebt ein Hähnchen, bis es geschlachtet wird. In diesen 30 Tagen sei es zwei Mal derartig krank, dass der Tierarzt ihm Antibiotika verordnen müsse. Das besagt der Bericht, den Agrarminister Till Backhaus (SPD) gestern in Schwerin vorstellte. „In Hähnchen- und Putenmastbetrieben wurden bis zu sieben antibiotika-haltige Medikamente mit unterschiedlichen Wirkstoffen eingesetzt“, sagte Backhaus vor dem Agrarausschuss des Landtags. Der Minister verlangt: „Die Anzahl der Behandlungen und die Menge der eingesetzten Antibiotika muss eingeschränkt werden.“
Aha; aber warum soll das getan werden, wenn doch im nächsten Satz steht:
Medikamenten-Rückstände im Fleisch seien aber nicht gefunden worden.
Dann wäre ja alles bildlich in Butter, und der Artikel müsste hier zu Ende sein.

Dazu ist zweierlei anzumerken:

1. Am 10. November berichtete die OZ über Mastgeflügel:
Zurzeit gibt es in MV nach Auskunft des Landwirtschaftsministeriums 382 Mastgeflügelhalter mit 6,5 Millionen Tieren. Bisher finden zum Antibiotika-Einsatz nur sporadische Kontrollen statt. „Die Behandlung von kranken Tieren ist erlaubt“, betont Ministeriumssprecherin Marion Zinke. Nicht erlaubt sei, die Tiere zu schlachten, wenn die Medikamente noch im Körper sind. Und das wird kontrolliert — im vergangenen Jahr bei 468 Tieren. Beanstandungen gab es keine. ...
Nicht einmal 500 Tiere von mehreren Millionen wurden geprüft? Wie wurden die Daten gewonnen (Anmeldung vor der Probenahme?)? Wie hoch kann die Aussagekraft sein? Und wie verhält sich das zu dieser Aussage im heute erschienenen Artikel, die allerdings für sämtliches Geflügel gemacht wurde:
Bei Arzneimittel-Kontrollen gab es 50 Ordnungswidrigkeitsverfahren und sieben Strafanzeigen. (In welchem Zeitraum? Fragen Sie die Autorin.)
2. Selbst wenn keine Antibiotika nachgewiesen wurden, ist damit die Resistenz-Gefahr keineswegs gebannt, denn es können Keime auf dem Fleisch resistent geworden sein. Kann auch das ausgeschlossen werden? Wurde auch das geprüft? Ich las dazu nichts im Artikel.
... „Wir wollten genau wissen, wie die Situation in Mecklenburg-Vorpommern ist“, sagte Ausschussvorsitzender Fritz Tack (Linke).
Wie sich zeigt, war die Situation bisher unbekannt, und ob sich das ändern wird, bleibt abzuwarten.
Backhaus habe „glaubhaft nachgewiesen“, dass Antibiotika in MV nicht als Leistungsförderer, sondern nur zur Behandlung von Krankheiten dienen.
Hat er das etwa mit den Untersuchungsergebnissen von knapp 500 Tieren nachgewiesen? Und was ist mit meiner zweiten Anmerkung? Dazu dieser Hinweis aus den USA:
USA: Fleisch und Geflügel in hohem Maß mit multiresistenten Bakterien kontaminiert
In fast der Hälfte der Proben wurden Stämme von Staphylococcus aureus nachgewiesen, manche mit einer Resistenz gegenüber neun Antibiotika
Fleisch und Geflügel sind in den USA mit Bakterien, die viele Krankheiten verursachen können, in überraschend hohem Ausmaß kontaminiert. Nach einer erstmals landesweiten Untersuchung des Translational Genomics Research Institute (TGen) wurden in fast der Hälfte der Proben Stämme von Staphylococcus aureus gefunden. Bei den Routineuntersuchungen von Fleisch in den USA werden nur vier häufig vorkommende resistente Typen von Bakterien, u.a. E. coli und Enterococcus, geprüft, S. aureus aber bislang nicht. ...

1 Kommentar:

  1. Anonym23.11.11

    Ohne Chemie (aus den Giftmischerbuden) in den Tier-KZ´s würden in den Ställen die Seuchen ausbrechen. Die Heuchler sollen doch nicht so tun, als wüssten sie das nicht.

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