18. Oktober 2011

Gefährlich reduzierte Ein-Thema-Soße

Die OZ tut mit der Blickpunktseite zu den Protesten vom Wochenende genau das, was hier hart kritisiert wurde:
Wallstreet-Proteste: Umarmungsstrategie der Medien
Aktuell ist in Deutschland zu beobachten, wie die Umarmungsstrategie durch die Medien praktiziert wird. Die Proteste haben einen wunden Punkt des Systems getreffen, der geeignet ist, quer durch alle Bevoelkerungsschichten Empoerung auszuloesen. Da die Funktion der Medien darin liegt, mit dem eigenen Publikum zu kommunizieren, ihm die von Verlag / Sender / Chefredaktion erwuenschte Meinung und Denkungsart einzufloeßen, bleibt im aktuellen Fall keine Wahl, als sich den Emotionen des Publikums anzuschmiegen, dessen Naehe beibehalten werden muss.

Wie in vergleichbaren Situationen, wenn die Disposition in der Bevoelkerung so eindeutig ausgerichtet ist, wie die angewiderte Haltung gegenueber den Banken, ist es fuer die Medien keine Option, diese zu konfrontieren: man wuerde sich zu den Gegnern der eigenen Leser / Hoerer / Zuschauer machen, das eigene Geschaeft verderben, das von der Quote abhaengig ist.

Also muss subtiler vorgegangen werden. ...
Die Aufklaerung ueberlassen sie Bloggern im Internet, die ohne die Mittel und den Rechercheapparat einer großen Redaktion sehr viel mehr an kritischen und belastbaren Informationen ans Tageslicht befoerderten.

Stattdessen werden vollmundig Massnahmen eroertert, die kaum mehr als an der Oberflaeche kratzen, die aber ebensowenig an den Kern der Probleme vorstossen, wie die unentschlossenen Ansaetze der Politik. ...
An all diesen Informations- und Aufklaerungsdefiziten zu den entscheidenden Vorgaengen und Kernproblemen der Finanzindustrie ist leicht abzulesen, dass es den Medien nicht wirklich um die Behebung der Misstaende geht, die vom aktuellen Protest angeprangert werden.

Ihr offensichtliches Interesse liegt zweifellos darin, im Informationsgeschaeft zu bleiben, die jeweils aktuellen Themen zu dominieren, dem Publikum die Welt zu erklaeren. ...
Die OZ hatte dies an Sie weitergegeben:
Wut auf die Banken — was die Protestler bewegt
Zehntausende gehen auch in Deutschland gegen die Macht der Banken auf die Straße — eine neue Bürgerbewegung. Was fordern die Demonstranten — und was ist seit der Krise 2008 passiert? ...

Was genau werfen die Demonstranten den Banken vor? Was fordern sie?

Die Demonstranten sorgen sich um die Zukunft und die eigene finanzielle Sicherheit. Einige haben das Gefühl, dass in der Gesellschaft etwas nicht mehr stimmt, andere fordern mehr Kontrolle, da die Macht der Banken sonst die Demokratie unterhöhle. Gewinne würden privatisiert, Schulden verstaatlicht. ...
Das erinnert mich an den (gefährlich) begrenzten Horizont des Usedomer Lokalchefs.
Um es klar auszudrücken: Es wird versucht, Sie zu verblöden ahnungslos zu halten, und Sie bezahlen dafür. Hier lesen Sie kostenlos was Demonstrierende fordern, worüber Sie aus der OZ so schlecht wie nichts erfahren:
... Merkel selber sieht sich in ihrem politischen Kurs von der Bewegung sogar gestützt und geht dabei ignorant darüber hinweg, dass sich die Demonstranten, wenn sie nicht gerade vom Bundeskanzleramt oder vom Reichstag weggetragen werden, vor allem auch gegen sie und ihre Politik wenden. ...
Bewegung 15. Oktober
Manifest für echte Demokratie, soziale Gerechtigkeit, Freiheit und Solidarität

Demokratie

Wir wollen in einer Gesellschaft leben, die sich zur Demokratie im Sinne einer direkten Volksherrschaft bekennt, die Aufklärung über Manipulation stellt und in der jede Stimme, ohne Ansehen von Vermögen und sozialem Status, gleich viel zählt.

Frieden

Wir wollen in einer Gesellschaft leben, die sich mit aller Kraft für den Frieden zwischen den Völkern und im Innern einsetzt und in der Krieg und Gewalt geächtet und nicht als Mittel der Politik anerkannt werden.

Meinungsfreiheit

Wir wollen in einer Gesellschaft leben, in der jeder seine Meinung ohne Angst vor Verfolgung oder Benachteiligung offen und frei äußern kann.

Toleranz

Wir wollen in einer Gesellschaft leben, in der jeder, unabhängig von seiner Herkunft, seiner Religion, seiner Überzeugung, seiner sexuellen Orientierung und seinen körperlichen und geistigen Eigenschaften mit Toleranz, Würde und Verständnis behandelt wird

Solidarität

Wir wollen in einer Gesellschaft leben, die Schwachen, Hilfsbedürftigen und Notleidenden, unabhängig von den Ursachen für ihre Schwäche, ihre Hilfsbedürftigkeit und ihre Not, im eigenen Land und in jedem anderen Land solidarisch und hilfsbereit gegenübersteht.

Wirtschaft

Wir wollen in einer Gesellschaft leben, in der sich die Wirtschaft dem Wohl der Menschen unterordnet, in der Besitz untrennbar mit sozialer Verantwortung verbunden ist und in der das Streben nach Glück höher bewertet wird als das Streben nach Gewinn.

Arbeit

Wir wollen in einer Gesellschaft leben, die sich für gerechte und faire Arbeitsverhältnisse einsetzt, die Menschen in allen Lebenslagen und Altersgruppen Perspektiven bietet und die verhindert, dass die Würde der Arbeit der Profitsucht und Gier Einzelner geopfert wird.

Bildung

Wir wollen in einer Gesellschaft leben, in der jeder, unabhängig von seiner Herkunft, seinem sozialen oder finanziellen Status, seinem Alter und seiner Vorbildung Zugang zu allen Bildungsangeboten erhält und sich frei und ohne Einschränkungen mit allen Inhalten beschäftigen kann, die ihm für seine persönliche Entwicklung als sinnvoll erscheinen.

Soziale Sicherheit

Wir wollen in einer Gesellschaft leben, in der niemand Angst um seine soziale Sicherheit und seine Versorgung mit Wohnung, Nahrung, Wärme, Kleidung, kultureller und sozialer Teilhabe, medizinischer Versorgung, Bildung, Kommunikation, Genuss und Mobilität hat.

Nachhaltigkeit

Wir wollen in einer Gesellschaft leben, in der alle mit Sorgfalt und Behutsamkeit mit den Menschen, der Natur, der Umwelt und den Ressourcen umgehen.

Hierbei handelt es sich um einen Vorschlag. Jeder, der sich zugehörig zu der Bewegung fühlt, soll den Entwurf prüfen, ihn erweitern, ergänzen und verbreiten, bis er sich zum Konsens entwickelt hat, der den Protesten ein klares Gesicht verleiht und es den Medien und der Politik unmöglich macht, sie für sich und ihre eigenen Ziele zu vereinnahmen und zu missbrauchen.

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