24. September 2011

Werbeaktion für eine Werbeaktion (aktualisiert)

Welchen Nutzen Usedomer aus diesem Gequake ziehen können, bleibt mir als Usedomer verschlossen:
Verliebtes Herzklopfen — Usedom startet heute große Charmeoffensive
Offensichtlich hat nicht Usedom, sondern haben die Touristiker es bitter nötig.
Außerdem wird aus dem Text klar, was der Autor unter groß versteht.
Aber erst einmal stellt der Autor im Vorspann sein Talent als 08/15-Werbetexter zur Schau:
Ergreifende Liebesbeweise, rührende Liebeserklärungen, innige Liebesbekenntnisse: Die Insel verschenkt „Überdosen Herzlichkeit“ und geht mit einer Sympathiekampagne in den goldenen Herbst.
Dann dies, was Usedomer ganz offensichtlich nicht wissen; sonst müsste es der Autor ja nicht für sie aufschreiben:
Es gibt Dinge, die sind sonnenklar: Usedom punktet bei Urlaubern vor allem mit einem schier unendlich langen Strand, malerischen Landschaften, mildem Klima und zahlreichen bereits etablierten Events.
Nun beginnt gaaaanz langsam das Thema:
„Wir wollen jetzt aber noch einen Schritt weiter gehen“, erklärt Christina Hoba, Teamleiterin der Usedom Tourismus GmbH. „Der Gast soll spüren, dass es auf unserer Insel etwas anders zugeht.“

Deshalb habe man die Kampagne „Wir lieben unsere Gäste“ ins Leben gerufen.
Mit dieser Charmeoffensive wolle man versuchen, das oftmals vermisste „Wir-Gefühl“ zu entwickeln. Habe es bislang geheißen: Ich mag Usedom oder Usedom finde ich gut, „gehen wir mit unserer Kampagne noch einen Schritt weiter“, sagt Hoba. ...
Erst jetzt, im dritten Absatz, kommt der Autor, bekannt als besonders eifriger Schönschreiber und Nachplapperer zur Sache:
Die Gastgeber der Insel, jene also, die rund um die Uhr das „Urlauberglück herauskitzeln“ würden, brächten es mit dieser Kampagne auf den Punkt: „Wir lieben unsere Gäste.“ Dieser Slogan ist ab sofort zwischen Ahlbeck und Peenemünde auf Begrüßungsschildern, an den Brücken der Insel, am Flughafen, auf Fahnen vor den Touristinformationen und Hotels, Bannern, den neuen Katalogen, im Internet sowie auf Aufklebern bei großen wie kleinen Vermietern Ausdruck für das ernst gemeinte und herzliche Willkommen der 1,2 Millionen Gäste Usedoms im Jahr.
Das ist Ziel der Banner, Schilder und Aufkleber:
Ziel sei es, diese Aktion zu einer langfristigen Geschichte werden zu lassen, betont Hoba: „Für alle Gastgeber der Insel muss es ein Wunsch werden, hier dabei zu sein.“ Sollte es also weitere Interessenten geben: „Immer her damit!“
Damit ist klar, warum der Artikel geschrieben wurde. Touristiker sollen auf die Aktion aufmerksam gemacht werden. Die Leser helfen dabei, indem sie den Aufruf mit ihrem Abo finanzieren.
Auf der anderen Seite sollen aber auch die Gäste eingebunden werden. „Viele von ihnen zeigen ihre ,Liebe‘ zu Usedom schon seit Jahren“, sagt Christina Hoba lächelnd. „Immerhin sind mehr als 90 Prozent der Inselurlauber Stammgäste. Aber nicht nur sie sollen sich mit der parallel laufenden Kampagne „Ich liebe Usedom“ zu „ihrer“ Insel bekennen. ...
Am Textende machte der Autor unmissverständlich klar, dass es eine Werbeaktion für eine Werbeaktion ist:
Interesse geweckt und noch nicht im „Liebes-Boot“? Informationen gibt‘s bei der UTG unter 038 378/XXX XXX.
Wie wäre es, statt überall anzuzeigen „Wir lieben unsere Gäste.“, es zu tun? Dann könnte das Geld für die Werbeaktion gespart werden. Dann hätte Werbefachmann Plottke evtl. über wichtige Dinge auf der Insel berichten können.

Als journalistische Kostbarkeit noch dies:
Die Insel Usedom ist seit Jahrhunderten für ihre Gastfreundschaft bekannt: Um 600 begann die Besiedlung der Insel durch die Slawen, die über die Landesgrenzen hinaus einen Ruf als freundliche und großzügige Gastgeber hatten. Damals beging man sogar Raubzüge, um seine Gäste üppig bewirten und verwöhnen zu können. Zugegeben: Ganz so weit würden die heutigen Insulaner wohl nicht mehr gehen. ...
Die Leser bleiben mit der unbeantworteten Frage zurück: Wie weit würden die Gastgeber denn gehen? Dass die Frage offen bleibt, zeigt, was für ein überflüssigen Geschwätz Sie gelesen haben.


Nachtrag, 25. September:
Ein Leser machte mich hierauf aufmerksam (Danke!)
der Text ist weitestgehend aus der Pressemitteilung zusammenfabuliert.
Womit klar ist, das tatsächlich ein Werbetexter am Werke war, nur eben nicht Plottke, der sich auch noch mit fremden Werbefedern schmückte uns also nichts als Kopierer war.

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