13. September 2011

Unheilbar (aktualisiert)

Ein Kommentator erklärte die Welt der Praxisgebühr:
Mehr Praxisgebühr-Schuldner
Auf Kosten anderer
Immer mehr Patienten verweigern in Mecklenburg- Vorpommern die Zahlung ihrer Praxisgebühr von zehn Euro. Seit deren Einführung im Jahr 2004 stieg die Zahl der Mahnungen im Nordosten um fast 43 Prozent. ...
Unglaublich ist dabei: Ärzte, Kliniken und Krankenkassen können gegen die Praxisgebühr-Schuldner nicht viel machen. Denn die Kosten, um jeweils zehn Euro einzutreiben, sind sehr viel höher als die Gebühr selbst.

Dieses Dilemma zeigt: Das Praxisgebühr-System hat Lücken. Und eine Besserung ist nicht in Sicht. Im Gegenteil: Die Zahl der Schuldner wird weiter steigen. Die Folgen — ausbleibende Einnahmen für Kliniken und Ärzte — wird die Allgemeinheit tragen müssen.
Völlig entgangen ist dem Autor bei seinem Gejammer, dass es eine ganz einfache Regelung gäbe, mit der Gebührenschuldnerei Schluss zu machen: Ginge die Gebühr in die Krankenkassenbeiträge ein, wäre das Dilemma augenblicklich beseitigt. Doch das bedeutete, Kassenmitglieder und Arbeitgeber müssten sich die Gebühr teilen; jeder zahlte fünf Euro pro Quartal oder 1,67 Euro monatlich mehr (Dies habe ich geändert, da die Gebühr nur quartalsweise erhoben wird, wenn jemand zum Arzt geht. Da aber nicht alle Kassenpatienten in jedem Quartal zum Arzt gehen, könnte es sogar noch deutlich billiger werden. Danke für den Hinweis!). Doch genau das ist der Grund, weshalb die Gebühr, wie so viele andere, überhaupt eingeführt wurde. Das System der gesetzlichen Krankenkassen wird schon lange nicht mehr zu gleichen Teilen von Arbeitnehmern und -gebern getragen. Es ist bildlich schon längst ins Wanken geraten. Das wird so von den Regierungen bezweckt, und deshalb kommt der Autor auch nicht auf die Veränderungs-Idee, ein deutliches Zeichen von Regierungsergebenheit - und unheilbar.

1 Kommentar:

  1. Anonym13.9.11

    Zuzahlungen sollten den "Konsum" im Gesundheitswesen steuern, nämlich dämpfen. Der Erfolg der Zuzahlungen ist aber ausgeblieben. Das war auch nicht anders zu erwarten, denn niemand wird freiwillig krank. Die Folge ist nur, dass chronisch Kranke, besonders sozial Schwache, zu spät oder gar nicht mehr zum Arzt gehen. Das verursacht höhere Kosten, keine "Dämpfung". Also nicht nur unsozial und wirkungslos, sondern sogar kontraproduktiv. Deswegen hat man in den Niederlanden schon im Jahr 2000 alle Zuzahlungen wieder abgeschafft. In Deutschland läuft das anders. 1902 führte Kaiser Wilhelm die Sektsteuer ein, um seine Kriegsflotte zu finanzieren. Wir zahlen sie heute noch!

    Weiterlesen:

    Arme Leute!

    http://www.hontschik.de/chirurg/rundschau/110507%20Arme%20Leute.pdf

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