28. September 2011

Arm, schwach, Schwächling

Es ist bitter, dass Redakteure gedankenlos das volksverblödende Vokabular von Politbonzen übernehmen, wie hier in der Greifswalder Ausgabe:
Strukturen für Klassenfahrten
Kinder aus sozial schwachen Familien können finanzielle Unterstützung für Klassenfahrten beantragen.
Sozial schwach? Es sind Kinder aus armen Familien.
Zugleich wird mit dem vernebelnden Begriff unterstellt, dass alle armen Leute sozial schwach sind. Sie alle sind also Schwächlinge auf mindestens einem Gebiet. Dabei ist es vor allem die Gesellschaft, die sozial schwach ist, so schwach, dass sie Abermillionen Arme im Land zulässt.

Doch es gibt noch etwas in der Meldung:
So sieht es das Bildungs- und Teilhabepaket vor. Das führt jedoch zu bürokratischen Problemen: Die Gelder dürfen nicht an Privatpersonen ausgereicht werden. Schulen verfügen jedoch über keine eigenen Bankkonten. Die Bürgerschaft hat die Verwaltung auf Antrag der SPD nun damit beauftragt, geeignete Verwaltungsstrukturen zu schaffen. ...
Geeignete Verwaltungsstrukturen? Was ist denn das nun wieder?

1. Hätten diese Strukturen (wie viele?) nicht schon längst existieren müssen?

2. Heißt das, dass wegen dieser neu erfundenen Bürokratiemaschinerie "Bildungspaket" mehr Personal eingestellt werden muss, insgesamt vielleicht mehr Steuergeld für den Bürokratieapparat ausgegeben wird als an die armen Kinder? Fragen Sie den Redakteur Ihres Vertrauens. Falls jemand aus dem Humboldt-Gymnasium dies liest: Fragen Sie Ihren Sozialkundelehrer.

3. Zeigt der Redakteur, der die Meldung nachfragefrei übernahm, nicht auch eine Schwäche, eine journalistische?

1 Kommentar:

  1. Edward28.9.11

    na das ist doch mal wieder ein Beitrag, der mich nachdenklich macht. Stimmt, wieso sagen wir nicht einfach "arm"?(die Bürokraten sagen nicht arm, weil Armut definiert ist) und wenn man "sozial schwach" wörtlich nimmt, ist es tatsächlich diskriminierend. Was man doch so einfach dahinplappert, genauer: nachplappert.
    Was "geeignete Verwaltungsstrukturen" sein könnten, wissen die Antragsteller und Frau Leddin aber wahrscheinlich selber noch nicht, weshalb im Beschluss diese nebulöse Formulierung verwendet wurde. Dennoch hätte der Redakteur erst nachfragen müssen , was das sein könnte, ehe er das so einfach mitteilt. wirklich, eine journalistische Schwäche, auch wenn sie sicher dem Zeitmangel geschuldet ist.
    Mal sehn, ob die Redaktion noch nachhakt.

    AntwortenLöschen

Hinweis: Nur ein Mitglied dieses Blogs kann Kommentare posten.

Google